Inhaltsverzeichnis
- Dubai als international anerkannter Wirtschaftsstandort
- Economic Substance Requirements: Die neue Realität
- Dubai vs. klassische Offshore-Jurisdiktionen: Der entscheidende Unterschied
- Corporate Tax UAE 2025: Transparenz statt Nullsteuerpolitik
- OECD-Standards und internationale Zusammenarbeit
- Praktische Substanznachweise: Was Unternehmer wirklich brauchen
- Risiken und Herausforderungen transparent betrachtet
- Zukunftsausblick: Dubai als nachhaltiger Wirtschaftsstandort
Die Zeiten, in denen Dubai als klassische Steueroase galt, sind vorbei. Diese Aussage mag zunächst überraschen, doch sie spiegelt eine fundamentale Transformation wider, die Dubai in den letzten Jahren durchlaufen hat.
Während traditionelle Offshore-Jurisdiktionen zunehmend unter Druck geraten, hat sich Dubai zu einem international anerkannten Wirtschaftsstandort entwickelt. Diese Entwicklung ist weder Zufall noch Marketing – sie ist das Ergebnis strategischer Reformen und einer proaktiven Compliance-Politik.
Für Sie als Unternehmer bedeutet dies: Dubai bietet heute eine legale, transparente Alternative zu klassischen Steueroasen. Gleichzeitig bleiben die steuerlichen Vorteile bestehen – allerdings unter völlig anderen Vorzeichen.
Dubai als international anerkannter Wirtschaftsstandort: Die neue Realität
Von der Steueroase zum Business Hub
Dubai hat sich in den vergangenen zehn Jahren systematisch von einer klassischen Steueroase zu einem vollwertigen Wirtschaftsstandort entwickelt. Diese Transformation zeigt sich in konkreten Zahlen und internationalen Anerkennungen.
Laut dem Global Financial Centres Index (2024) rangiert Dubai mittlerweile auf Platz 12 der wichtigsten Finanzzentren weltweit – direkt hinter Frankfurt und vor Sydney. Diese Position erreicht man nicht durch Steuervermeidung, sondern durch wirtschaftliche Substanz.
Der entscheidende Unterschied zu klassischen Offshore-Jurisdiktionen liegt in der realen Wirtschaftsaktivität. Dubai beherbergt heute über 200.000 aktive Unternehmen, die echte wirtschaftliche Tätigkeit ausüben – nicht nur Briefkastenfirmen verwalten.
Internationale Anerkennung durch G20 und OECD
Die UAE wurden 2023 offiziell in das OECD/G20 Inclusive Framework on Base Erosion and Profit Shifting (BEPS) aufgenommen. Diese Mitgliedschaft ist mehr als ein formaler Akt – sie bestätigt Dubais Commitment zu internationalen Steuerstandards.
Besonders relevant für Sie: Die UAE haben sich verpflichtet, alle 15 BEPS-Aktionspunkte umzusetzen. Dies bedeutet automatischen Informationsaustausch (Common Reporting Standard), wirtschaftliche Substanzanforderungen und transparente Steuerpolitik.
Diese Standards unterscheiden Dubai fundamental von klassischen Steueroasen, die oft intransparent agieren und internationalen Druck durch Verweigerung der Zusammenarbeit erzeugen.
Bilaterale Steuerabkommen als Qualitätsmerkmal
Dubai verfügt über ein Netzwerk von über 140 Doppelbesteuerungsabkommen (DBA). Deutschland und die UAE unterzeichneten bereits 2010 ein umfassendes DBA, das 2011 in Kraft trat.
Dieses Abkommen regelt nicht nur die Vermeidung von Doppelbesteuerung, sondern enthält auch Anti-Missbrauchsklauseln. Für Sie bedeutet dies: Ihre Dubai-Struktur wird von deutschen Behörden grundsätzlich anerkannt – sofern Sie echte wirtschaftliche Substanz nachweisen können.
Ein konkretes Beispiel: Ein Software-Unternehmer aus München, der sein IP nach Dubai verlagert, profitiert vom DBA, muss aber gleichzeitig beweisen, dass in Dubai tatsächlich Entwicklungsaktivitäten stattfinden.
Economic Substance Requirements: Die neue Realität für Dubai-Strukturen
Was Economic Substance wirklich bedeutet
Die Economic Substance Requirements (ESR) wurden 2019 in den UAE eingeführt und markieren den Wendepunkt von der Steueroase zum regulierten Wirtschaftsstandort. Diese Regelungen verlangen von Unternehmen den Nachweis echter wirtschaftlicher Aktivität.
Konkret müssen Sie als Unternehmer belegen, dass Ihre Dubai-Gesellschaft tatsächlich vor Ort operiert. Dies umfasst ausreichend qualifiziertes Personal, angemessene Büroräume und echte Geschäftstätigkeit in Dubai.
Die ESR gelten für bestimmte relevante Aktivitäten wie Holdinggesellschaften, Finanzdienstleistungen, Intellectual Property (IP) Holdings und Handelstätigkeiten. Gerade für IP-Holdings – ein beliebtes Instrument der Steueroptimierung – sind die Anforderungen besonders streng.
Praktische Umsetzung der Substanzanforderungen
Für eine IP-Holding in Dubai müssen Sie beispielsweise nachweisen, dass die Kernaktivitäten zur Entwicklung, Verwaltung und Schutz des geistigen Eigentums tatsächlich in den UAE stattfinden. Dies erfordert:
- Mindestens einen qualifizierten Vollzeitmitarbeiter vor Ort
- Büroräume, die der Geschäftstätigkeit angemessen sind
- Nachweis echter IP-Entwicklung oder -Verwaltung in Dubai
- Angemessene operative Ausgaben in den UAE
Ein Beispiel aus der Praxis: Ein E-Commerce-Unternehmer verlagert seine Markenrechte nach Dubai. Er muss nun belegen, dass Markenentwicklung, Lizenzierung oder Markenschutz aktiv von Dubai aus gesteuert werden – nicht nur formal verwaltet.
Monitoring und Compliance
Die UAE Behörden nehmen ESR-Compliance ernst. Unternehmen müssen jährlich einen Economic Substance Report einreichen, der detailliert die lokale Geschäftstätigkeit dokumentiert.
Bei Verstößen drohen Geldstrafen von bis zu AED 300.000 (ca. €75.000) und im Extremfall die Löschung der Gesellschaft. Diese Konsequenzen zeigen: Dubai meint es ernst mit der Abkehr von reinen Steuervermeidungsstrukturen.
Für Sie bedeutet dies: Planen Sie von Anfang an echte Substanz ein. Eine reine Briefkastenlösung funktioniert in Dubai nicht mehr – und das ist gut so, denn es schützt Sie vor rechtlichen Risiken.
Dubai vs. klassische Offshore-Jurisdiktionen: Der entscheidende Unterschied
Transparenz versus Geheimhaltung
Der fundamentale Unterschied zwischen Dubai und klassischen Offshore-Jurisdiktionen liegt in der Transparenz. Während traditionelle Steueroasen oft auf Geheimhaltung und Intransparenz setzen, hat Dubai den gegenteiligen Weg eingeschlagen.
Dubai tauscht Steuerinformationen automatisch mit über 100 Ländern aus, einschließlich Deutschland. Diese Transparenz schafft Rechtssicherheit für Sie als Unternehmer – Sie müssen keine rechtlichen Grauzonen fürchten.
Ein konkreter Vergleich: Während Sie bei einer BVI-Gesellschaft (British Virgin Islands) oft nicht wissen, welche Informationen an deutsche Behörden übermittelt werden, ist bei Dubai-Strukturen der Informationsaustausch klar geregelt und vorhersagbar.
Wirtschaftliche Substanz vs. Briefkastenkonstruktionen
Klassische Offshore-Jurisdiktionen leben von Briefkastenkonstruktionen – Gesellschaften ohne echte wirtschaftliche Aktivität vor Ort. Dubai verlangt hingegen nachweisbare wirtschaftliche Substanz.
Aspekt | Klassische Offshore-Jurisdiktion | Dubai UAE |
---|---|---|
Wirtschaftliche Substanz | Nicht erforderlich | Obligatorisch für relevante Aktivitäten |
Informationsaustausch | Begrenzt oder intransparent | Automatisch mit 100+ Ländern |
Regulatorische Überwachung | Minimal | Umfassend durch multiple Behörden |
Internationale Anerkennung | Zunehmend problematisch | Wachsende Akzeptanz |
Compliance-Aufwand | Gering | Mittel bis hoch |
Reputationsrisiken im Vergleich
Während klassische Offshore-Strukturen zunehmend Reputationsrisiken bergen, entwickelt sich Dubai in die entgegengesetzte Richtung. Internationale Banken, Investoren und Geschäftspartner betrachten Dubai-Strukturen heute als seriöse Geschäftsmodelle.
Ein praktisches Beispiel: Wenn Sie als Tech-Founder Investoren für Ihr Scale-up suchen, wird eine Dubai-Struktur heute eher positiv bewertet als eine BVI- oder Cayman-Konstruktion. Dubai signalisiert professionelle Steuerplanung, nicht Steuervermeidung.
Besonders relevant für Ihr deutsches Kerngeschäft: Deutsche Kunden und Partner reagieren auf Dubai-Strukturen deutlich weniger skeptisch als auf klassische Offshore-Konstruktionen. Die Transparenz und internationale Anerkennung zahlen sich reputativ aus.
Corporate Tax UAE 2025: Transparenz statt Nullsteuerpolitik
Das Ende der absoluten Steuerfreiheit
Seit Juni 2023 erhebt Dubai – wie alle UAE – eine Corporate Tax von 9% auf Gewinne über AED 375.000 (ca. €94.000). Diese Steuer markiert das definitive Ende der klassischen Nullsteuerpolitik und den Übergang zu einem transparenten Steuersystem.
Für Sie bedeutet dies: Dubai ist keine Steueroase mehr im traditionellen Sinne. Stattdessen bietet Dubai ein wettbewerbsfähiges, aber transparentes Steuersystem, das internationalen Standards entspricht.
Die gute Nachricht: Qualifying Free Zone Persons können weiterhin von 0% Corporate Tax profitieren – allerdings nur bei Qualifying Income und unter strengen Substanzanforderungen.
Qualifying Free Zone Person: Die neue Elite
Um als Qualifying Free Zone Person (QFZP) anerkannt zu werden, müssen Sie spezifische Kriterien erfüllen. Diese gehen weit über eine simple Free Zone-Lizenz hinaus:
- Ausreichende wirtschaftliche Substanz in der Free Zone
- Qualifying Income darf nur aus zulässigen Aktivitäten stammen
- Keine Geschäftstätigkeit auf dem UAE Mainland
- Einhaltung aller Transfer Pricing-Regelungen
Ein konkretes Beispiel: Ein SaaS-Unternehmer in der Dubai Internet City kann 0% Corporate Tax zahlen, wenn er seine Software-Entwicklung und Kundenbetreuung nachweislich von Dubai aus betreibt und keine Mainland-Aktivitäten ausübt.
Transfer Pricing und internationale Standards
Die UAE haben umfassende Transfer Pricing-Regelungen eingeführt, die dem OECD-Standard entsprechen. Diese verlangen von Ihnen, dass konzerninterene Transaktionen zu marktüblichen Preisen (Arms Length Principle) erfolgen.
Praktisch bedeutet dies: Sie können nicht mehr beliebig Gewinne zwischen verschiedenen Gesellschaften verschieben. Jede Transaktion muss wirtschaftlich gerechtfertigt und angemessen dokumentiert sein.
Diese Regelungen schützen Sie paradoxerweise vor späteren Problemen mit deutschen Behörden, da Ihre Struktur internationalen Standards entspricht und somit schwerer angreifbar ist.
OECD-Standards und internationale Zusammenarbeit: Dubai als verantwortlicher Partner
Common Reporting Standard (CRS) Implementation
Dubai implementiert seit 2018 den Common Reporting Standard (CRS) vollumfänglich. Dies bedeutet automatischen Informationsaustausch über Finanzkonten mit über 100 Ländern, einschließlich Deutschland.
Für Sie als Unternehmer bedeutet dies völlige Transparenz: Deutsche Steuerbehörden erhalten automatisch Informationen über Ihre Dubai-Konten und -Strukturen. Diese Transparenz eliminiert das Risiko späterer Steuernachzahlungen oder Strafverfahren.
Ein praktisches Beispiel: Wenn Sie als deutscher Unternehmer eine Dubai-Gesellschaft gründen und ein UAE-Bankkonto eröffnen, werden diese Informationen automatisch an deutsche Behörden übermittelt. Rechtssicherheit entsteht durch Transparenz, nicht durch Verschleierung.
BEPS Action Plan Umsetzung
Die UAE setzen alle 15 BEPS-Aktionspunkte um, die aggressive Steuerplanung eindämmen sollen. Besonders relevant für internationale Unternehmer sind:
- Action 5 (Harmful Tax Practices): Transparenz bei Steuervorbescheiden
- Action 6 (Treaty Abuse): Anti-Missbrauchsklauseln in DBAs
- Action 13 (Transfer Pricing Documentation): Country-by-Country Reporting
- Action 15 (Multilateral Instrument): Koordinierte Anti-Missbrauchsmaßnahmen
Diese Maßnahmen zeigen: Dubai wählt bewusst den Weg der internationalen Kooperation statt der Konfrontation. Als Unternehmer profitieren Sie von dieser Rechtssicherheit.
Multilateral Convention on Mutual Administrative Assistance
Die UAE sind der Multilateral Convention on Mutual Administrative Assistance in Tax Matters beigetreten. Diese ermöglicht umfassende Zusammenarbeit zwischen Steuerbehörden bei grenzüberschreitenden Steuerfragen.
Konkret bedeutet dies: Bei steuerlichen Fragen können deutsche und emiratische Behörden direkt zusammenarbeiten. Diese Kooperation schafft Rechtssicherheit für compliant handelnde Unternehmer und erschwert aggressive Steuergestaltungen.
Praktische Substanznachweise: Was Unternehmer wirklich brauchen
Director Residency und Management Presence
Für eine glaubhafte Dubai-Struktur benötigen Sie mindestens einen Director, der tatsächlich in Dubai ansässig ist. Dies bedeutet mehr als nur eine Emirates ID – es erfordert nachweisbare Präsenz vor Ort.
Praktische Anforderungen für Director Residency:
- Mindestens 183 Tage jährliche Anwesenheit in Dubai
- UAE-Bankkonto und Kreditkarte mit regelmäßiger Nutzung
- Mietvertrag oder Immobilienbesitz in Dubai
- Nachweis lokaler Lebensführung (Utility Bills, Gym-Membership, etc.)
Ein typisches Beispiel: Ein Performance-Marketing-Agenturinhaber aus Hamburg zieht nach Dubai und führt seine Agentur von dort aus. Er kann 0% Einkommensteuer zahlen, muss aber nachweisen, dass er tatsächlich von Dubai aus operiert – nicht nur auf dem Papier.
Office Requirements und operative Infrastruktur
Dubai verlangt angemessene Büroräume, die der Geschäftstätigkeit entsprechen. Ein virtuelles Büro reicht für substantielle Geschäftstätigkeit nicht aus.
Konkrete Anforderungen je nach Geschäftsmodell:
Geschäftstyp | Minimale Bürofläche | Zusätzliche Anforderungen |
---|---|---|
Consultancy/Coaching | 10-20 sqm | Meetingräume, Professional Setup |
Software Development | 20-50 sqm | Development Infrastructure, Server |
Trading/E-Commerce | 15-30 sqm | Inventory Management, Logistics Setup |
IP Holding | 10-25 sqm | R&D Facilities, Documentation Center |
Wichtig: Diese Räume müssen tatsächlich genutzt werden. Regelmäßige Behördenkontrollen überprüfen die operative Nutzung.
Employee Requirements und Payroll
Für Economic Substance müssen Sie in Dubai qualifizierte Vollzeitmitarbeiter beschäftigen. Die Anzahl hängt von Ihrer Geschäftstätigkeit und dem Geschäftsvolumen ab.
Minimum Standards für verschiedene Aktivitäten:
- Holding Activities: 1-2 qualifizierte Mitarbeiter
- IP Business: 2-4 Mitarbeiter mit relevanter Expertise
- Trading Activities: 3-6 Mitarbeiter je nach Volumen
- Service Business: Mitarbeiterzahl entsprechend Kundenvolumen
Diese Mitarbeiter müssen echte Funktionen ausüben – keine Scheintätigkeiten. Dubai prüft Stellenbeschreibungen, Qualifikationen und tatsächliche Arbeitsleistung.
Financial Substance und operative Ausgaben
Ihre Dubai-Gesellschaft muss angemessene operative Ausgaben in den UAE haben. Diese müssen im Verhältnis zur Geschäftstätigkeit und den erzielten Erträgen stehen.
Typische operative Ausgaben für Substanznachweis:
- Büroausstattung und IT-Infrastruktur
- Gehälter und Sozialversicherung lokaler Mitarbeiter
- Professionelle Services (Legal, Accounting, Consulting)
- Marketing und Business Development in der Region
- Reisekosten für regionale Geschäftstätigkeit
Als Faustregel gilt: Mindestens 10-15% Ihres UAE-Geschäftsvolumens sollten als lokale operative Ausgaben nachweisbar sein.
Risiken und Herausforderungen transparent betrachtet
Compliance-Komplexität und Kostenaufwand
Die Abkehr von der klassischen Steueroase bedeutet erheblich höhere Compliance-Anforderungen. Sie müssen heute deutlich mehr Zeit und Ressourcen für die ordnungsgemäße Struktur-Verwaltung einplanen.
Realistische Jahreskosten für eine compliant Dubai-Struktur:
Kostenposition | Jährliche Kosten (EUR) | Bemerkung |
---|---|---|
License Renewal | 2.000-4.000 | Je nach Free Zone |
Economic Substance Compliance | 3.000-6.000 | Dokumentation, Reporting |
Accounting & Auditing | 4.000-8.000 | IFRS-konforme Buchhaltung |
Tax Advisory | 3.000-7.000 | Transfer Pricing, CIT |
Office & Infrastructure | 6.000-15.000 | Abhängig von Größe/Location |
Diese Kosten sind erheblich höher als bei klassischen Offshore-Strukturen, schaffen aber gleichzeitig Rechtssicherheit und internationale Anerkennung.
Internationale Mindeststeuer (Global Minimum Tax)
Ab 2024/2025 greift die internationale Mindeststeuer von 15% für multinationale Konzerne mit über €750 Millionen Jahresumsatz.
Für Dubai-Strukturen bedeutet dies: Selbst bei 0% Corporate Tax in einer Free Zone könnte die Mindeststeuer greifen, wenn Sie in Deutschland oder anderen Implementierungsländern zusätzlich tätig sind.
Konkret: Ein deutsches Mutterunternehmen müsste dann 15% Steuer auf die Dubai-Gewinne nachzahlen (Qualified Domestic Minimum Top-up Tax). Die Steuervorteile würden teilweise neutralisiert.
Geopolitische Risiken und regionale Stabilität
Dubai liegt in einer geopolitisch sensiblen Region. Auch wenn die UAE politisch stabil sind, können regionale Konflikte Auswirkungen haben.
Potenzielle Risikofaktoren:
- Internationale Sanktionen bei Verschlechterung der Beziehungen
- Änderungen im internationalen Banken- und Zahlungsverkehr
- Reputationsrisiken durch regionale Entwicklungen
- Mögliche Visa-Beschränkungen für EU-Bürger
Diese Risiken sind aktuell gering, sollten aber in Ihrer Langfristplanung berücksichtigt werden.
Lebenshaltungskosten und Klimabelastung
Dubai ist teuer geworden. Die Lebenshaltungskosten haben sich seit 2020 erheblich erhöht und liegen heute deutlich über deutschen Großstädten.
Realistische monatliche Lebenshaltungskosten für deutsche Expats:
- Wohnung (1BR, gute Lage): €1.500-2.500
- Auto (Leasing + Betrieb): €400-800
- Lebensmittel & Dining: €800-1.200
- Utilities & Internet: €150-250
- Gesundheitsversicherung: €200-400
Zusätzlich müssen Sie die Klimabelastung des Aufenthalts in Dubai berücksichtigen – sowohl ökologisch als auch persönlich. Die extremen Temperaturen und der hohe Energieverbrauch sind für viele Deutsche gewöhnungsbedürftig.
Zukunftsausblick: Dubai als nachhaltiger Wirtschaftsstandort
Vision 2071 und wirtschaftliche Diversifizierung
Dubai verfolgt mit der Vision 2071 eine langfristige Strategie zur Wirtschaftsdiversifizierung. Das Emirat will zur besten Stadt der Welt werden – mit Fokus auf Innovation, Nachhaltigkeit und Lebensqualität.
Konkrete Ziele bis 2071:
- 100% erneuerbare Energie bis 2050
- Führende Position in Blockchain und AI
- Weltweites Zentrum für grüne Wirtschaft
- Integration von 10 Millionen Blockchain-Transaktionen täglich
Diese Vision zeigt: Dubai positioniert sich bewusst als zukunftsorientierter Wirtschaftsstandort, nicht als kurzfristige Steueroase.
Regulatorische Entwicklungen und internationale Integration
Dubai wird seine Integration in internationale Standards weiter vertiefen. Erwartete Entwicklungen bis 2030:
- Vollständige OECD-Mitgliedschaft: Die UAE streben eine Vollmitgliedschaft in der OECD an
- Enhanced CRS Plus: Noch umfassenderer automatischer Informationsaustausch
- Digital Tax Framework: Spezielle Regelungen für digitale Geschäftsmodelle
- ESG Compliance: Integration von Nachhaltigkeitskriterien in Steuerpolitik
Diese Entwicklungen stärken Dubais Position als seriöser Wirtschaftsstandort und reduzieren regulatorische Risiken für internationale Unternehmer.
Empfehlungen für deutsche Unternehmer
Basierend auf der aktuellen Entwicklung ergeben sich klare Handlungsempfehlungen:
Dubai eignet sich für Sie, wenn:
- Sie bereit sind, echte wirtschaftliche Substanz in Dubai aufzubauen
- Ihr Geschäftsmodell international skalierbar ist
- Sie Compliance-Aufwand als Investment in Rechtssicherheit betrachten
- Sie langfristig (5+ Jahre) planen
Dubai eignet sich nicht, wenn:
- Sie nur kurzfristige Steuereinsparungen suchen
- Ihr Geschäft ausschließlich auf Deutschland fokussiert ist
- Sie Compliance-Aufwand scheuen
- Sie keine physische Präsenz in Dubai planen
Die Transformation Dubais von der Steueroase zum anerkannten Wirtschaftsstandort ist irreversibel. Für seriöse Unternehmer bietet dies die Chance auf legale, nachhaltige Steueroptimierung – allerdings unter völlig anderen Vorzeichen als noch vor zehn Jahren.
Dubai ist keine Steueroase mehr. Es ist ein Wirtschaftsstandort – und das ist seine größte Stärke.
Häufig gestellte Fragen (FAQ)
Ist Dubai noch eine Steueroase im klassischen Sinne?
Nein, Dubai ist keine klassische Steueroase mehr. Seit 2023 erhebt Dubai eine Corporate Tax von 9% auf Gewinne über AED 375.000. Gleichzeitig gelten strenge Economic Substance Requirements und automatischer Informationsaustausch mit über 100 Ländern. Dubai hat sich zu einem transparenten, international anerkannten Wirtschaftsstandort entwickelt.
Können deutsche Unternehmer in Dubai noch 0% Steuern zahlen?
Ja, aber nur unter strengen Bedingungen. Als Qualifying Free Zone Person können Sie 0% Corporate Tax zahlen, müssen aber echte wirtschaftliche Substanz in Dubai nachweisen. Dazu gehören lokale Mitarbeiter, angemessene Büroräume und tatsächliche Geschäftstätigkeit vor Ort. Für Einkommensteuer gilt weiterhin 0% bei UAE-Residenz.
Welche Economic Substance Requirements gelten in Dubai?
Economic Substance Requirements verlangen den Nachweis echter Geschäftstätigkeit in Dubai. Dazu gehören: ausreichend qualifizierte Vollzeitmitarbeiter vor Ort, angemessene Büroräume, echte operative Ausgaben in den UAE und Nachweis der Kerngeschäftsaktivitäten in Dubai. Die Anforderungen sind besonders streng für IP-Holdings, Finanzdienstleistungen und Holdinggesellschaften.
Wie unterscheidet sich Dubai von klassischen Offshore-Jurisdiktionen?
Dubai setzt auf Transparenz statt Geheimhaltung. Es gibt automatischen Informationsaustausch mit über 100 Ländern, obligatorische Economic Substance Requirements und umfassende regulatorische Überwachung. Klassische Offshore-Jurisdiktionen erlauben hingegen oft Briefkastenkonstruktionen ohne echte wirtschaftliche Aktivität und bieten weniger Transparenz.
Welche Risiken gibt es bei Dubai-Strukturen?
Hauptrisiken sind: hohe Compliance-Kosten (15.000-25.000€ jährlich), komplexe Economic Substance-Anforderungen, mögliche Auswirkungen der internationalen Mindeststeuer ab 2024/2025, geopolitische Risiken in der Region und erheblich gestiegene Lebenshaltungskosten in Dubai. Zusätzlich können sich internationale Steuerregeln ändern.
Ist eine Dubai-Struktur für kleine Unternehmen geeignet?
Dubai-Strukturen lohnen sich meist erst ab einem Jahresgewinn von mindestens 200.000-300.000€, da die Compliance-Kosten erheblich sind. Kleinere Unternehmen sollten die Gesamtkosten (Struktur, Substanz, Lebenshaltung) gegen die Steuerersparnis abwägen. Wichtig ist auch die Bereitschaft zur physischen Verlagerung nach Dubai.
Wie wird sich Dubai als Wirtschaftsstandort entwickeln?
Dubai strebt eine Vollmitgliedschaft in der OECD an und wird internationale Standards weiter vertiefen. Die Vision 2071 fokussiert auf Innovation, Nachhaltigkeit und Wirtschaftsdiversifizierung. Erwartete Entwicklungen sind noch umfassenderer Informationsaustausch, digitale Steuerframeworks und Integration von ESG-Kriterien in die Steuerpolitik.
Müssen Dubai-Strukturen in Deutschland versteuert werden?
Das hängt von Ihrem Steuerstatus ab. Bei vollständiger UAE-Residenz und echter wirtschaftlicher Substanz in Dubai werden Dubai-Strukturen grundsätzlich anerkannt. Bei beschränkter Steuerpflicht oder fehlender Substanz können deutsche Hinzurechnungsbesteuerung oder andere Anti-Missbrauchsregeln greifen. Das Doppelbesteuerungsabkommen Deutschland-UAE regelt die Details.