CFCs und Hinzurechnungsbesteuerung: Die rechtlichen Grundlagen für Dubai-Strukturen

Die CFC-Rules (Controlled Foreign Corporation – auf Deutsch: Hinzurechnungsbesteuerung) stellen für deutsche Unternehmer eine der komplexesten Hürden bei der Gestaltung internationaler Steuerstrukturen dar. Besonders bei Dubai-Strukturen führen diese Regelungen häufig zu ungewollten Steuernachzahlungen.

Doch was genau verbirgt sich hinter diesem sperrigen Begriff? Die Hinzurechnungsbesteuerung nach §§ 7-14 AStG greift immer dann, wenn Sie als deutscher Steuerresider über eine ausländische Gesellschaft verfügen, die bestimmte Kriterien erfüllt.

Definition und Anwendungsbereich der CFC-Rules

Eine CFC liegt vor, wenn Sie direkt oder indirekt mehr als 50% der Stimmrechte oder des Kapitals einer ausländischen Gesellschaft halten. Zusätzlich muss diese Gesellschaft einer Besteuerung von weniger als 25% unterliegen.

Bei Dubai-Gesellschaften ist dieser zweite Punkt besonders tückisch. Denn obwohl die VAE seit 2023 eine Corporate Tax von 9% eingeführt haben, profitieren viele Free Zone-Gesellschaften weiterhin von der 0%-Besteuerung bei Qualifying Income.

Genau hier liegt das Problem: Diese 0%-Besteuerung löst automatisch die deutschen CFC-Rules aus – es sei denn, Sie können bestimmte Ausnahmen nachweisen.

Die Mechanik der Hinzurechnungsbesteuerung

Greift die Hinzurechnungsbesteuerung, werden die Einkünfte Ihrer Dubai-Gesellschaft so behandelt, als hätten Sie diese direkt in Deutschland erzielt. Das bedeutet konkret:

  • Geschäftsgewinne werden Ihrem deutschen Einkommen hinzugerechnet
  • Sie zahlen deutschen Einkommensteuersatz (bis zu 45% plus Solidaritätszuschlag)
  • Gewerbesteuer kann zusätzlich anfallen (bis zu 17,15%)
  • Ihre gesamte Dubai-Struktur wird steuerlich transparent

Die Folge: Statt der erhofften 0% Steuern zahlen Sie faktisch deutsche Steuersätze – und das bei allen bürokratischen Nachteilen einer ausländischen Struktur.

Besonderheiten bei VAE-Strukturen

Die VAE stellen einen Sonderfall dar, weil sie trotz der neuen Corporate Tax weiterhin als Niedrigsteuerland gelten. Entscheidend ist dabei die tatsächliche Besteuerung Ihrer spezifischen Gesellschaft, nicht die theoretische Möglichkeit einer 9%-Besteuerung.

Wenn Ihre Dubai Free Zone-Gesellschaft ausschließlich Qualifying Income erzielt, unterliegt sie weiterhin der 0%-Besteuerung. Damit erfüllt sie automatisch das CFC-Kriterium der Niedrigbesteuerung.

Diese Konstellation macht eine sorgfältige Strukturplanung unerlässlich. Ohne die richtigen Vorkehrungen verwandelt sich Ihre steueroptimierte Dubai-Struktur schnell in eine Steuerfalle.

Deutsche Anti-Missbrauchsregeln: Wann greifen CFCs bei VAE-Gesellschaften?

Die deutschen Finanzbehörden haben ihre Anti-Missbrauchsregeln in den letzten Jahren erheblich verschärft. Für Dubai-Strukturen bedeutet das: Sie müssen genau verstehen, wann und unter welchen Umständen die CFC-Rules greifen.

Das Bundesfinanzministerium veröffentlichte ein aktualisiertes Schreiben zur Anwendung der Hinzurechnungsbesteuerung bei VAE-Gesellschaften. Die Kernbotschaft: Auch die neue 9% Corporate Tax ändert nichts an der grundsätzlichen CFC-Problematik.

Die Niedrigsteuergrenze: 25% als kritische Schwelle

Entscheidend für die Anwendung der CFC-Rules ist die 25%-Grenze aus § 8 Abs. 3 AStG. Diese wird nicht anhand der nominellen Steuersätze des Landes berechnet, sondern anhand der tatsächlichen Steuerbelastung Ihrer konkreten Gesellschaft.

Bei Dubai Free Zone-Gesellschaften mit Qualifying Income liegt die tatsächliche Besteuerung bei 0%. Damit ist die Niedrigsteuergrenze automatisch unterschritten – unabhängig davon, dass theoretisch 9% Corporate Tax existieren könnte.

Struktur-Typ Nomineller Steuersatz Tatsächliche Besteuerung CFC-relevant?
Mainland-Gesellschaft 9% 9% Nein
Free Zone (Non-Qualifying) 9% 9% Nein
Free Zone (Qualifying Income) 0% 0% Ja
ADGM/DIFC 0% 0% Ja

Passive Einkünfte als zusätzliche Risikoquelle

Besonders heikel wird es bei passiven Einkünften. Hierzu zählen unter anderem Lizenzgebühren, Dividenden, Zinsen und Veräußerungsgewinne aus Beteiligungen.

Bei passiven Einkünften greift die Hinzurechnungsbesteuerung bereits ab einer Beteiligungsquote von 1% – nicht erst ab 50% wie bei aktiven Einkünften. Diese Regel trifft besonders Content-Creator und Software-Unternehmer, die Lizenzerlöse über ihre Dubai-Struktur abwickeln.

Ein Beispiel aus der Praxis: Sie entwickeln eine SaaS-Software in Deutschland und übertragen die Rechte an Ihre Dubai-Gesellschaft. Die Lizenzgebühren, die Sie für die Nutzung der Software zahlen, gelten als passive Einkünfte – und lösen damit automatisch die CFC-Rules aus.

Der Aktivitätstest: Wann werden Einkünfte als aktiv anerkannt?

Nicht alle Geschäftstätigkeiten sind gleich. Das deutsche Steuerrecht unterscheidet streng zwischen aktiven und passiven Einkünften. Diese Unterscheidung ist für Ihre Dubai-Struktur von entscheidender Bedeutung.

Als aktive Einkünfte gelten grundsätzlich:

  • Gewinne aus produzierender Tätigkeit
  • Handelsgewinne mit echter Substanz
  • Dienstleistungserlöse bei entsprechender Personalausstattung
  • Banken- und Versicherungsgeschäfte (bei entsprechender Lizenz)

Problematisch wird es bei hybriden Geschäftsmodellen. Ein Performance-Marketing-Unternehmer, der hauptsächlich Werbebudgets verwaltet und Provisionen erhält, bewegt sich oft in einer rechtlichen Grauzone.

Entscheidend ist dabei nicht nur die Art der Tätigkeit, sondern auch der Ort ihrer Ausübung. Werden die wesentlichen Entscheidungen und Aktivitäten weiterhin in Deutschland getroffen, kann auch eine theoretisch aktive Tätigkeit als passiv eingestuft werden.

Beherrschungsgrad und Zurechnungsregeln

Die 50%-Beherrschungsgrenze wird oft missverstanden. Sie bezieht sich nicht nur auf direkte Beteiligungen, sondern umfasst auch indirekte Beteiligungen über Familienangehörige oder weitere Gesellschaften.

Besonders für Eheleute entstehen hier oft ungewollte Fallstricke. Hält ein Ehepartner 30% und der andere 25% einer Dubai-Gesellschaft, werden diese Anteile zusammengerechnet. Das Resultat: 55% Beherrschung und damit volle CFC-Anwendung.

Auch Stimmrechtsvereinbarungen können zur Beherrschung führen, selbst wenn die Kapitalanteile unter 50% liegen. Wer de facto die Kontrolle über die Gesellschaft ausübt, gilt als beherrschende Person im Sinne der CFC-Rules.

Dubai Free Zone Strukturen: Qualifying Income und Economic Substance richtig nutzen

Die Dubai Free Zones bieten auch nach Einführung der VAE Corporate Tax weiterhin attraktive Steuervorteile. Der Schlüssel liegt im Verständnis des Qualifying Income-Konzepts und der Economic Substance Requirements.

Doch diese Strukturen sind kein Selbstläufer. Sie erfordern eine sorgfältige Planung und konsequente Umsetzung, um sowohl den VAE-Anforderungen als auch den deutschen CFC-Rules gerecht zu werden.

Das Qualifying Income-Konzept verstehen

Qualifying Income umfasst grundsätzlich alle Einkünfte einer Free Zone-Gesellschaft, die aus erlaubten Aktivitäten innerhalb der Free Zone stammen. Diese bleiben weiterhin bei 0% Corporate Tax – ein enormer Vorteil gegenüber Mainland-Gesellschaften.

Als Qualifying Income gelten typischerweise:

  • Verkauf von Waren und Dienstleistungen an Kunden außerhalb der VAE
  • Verkauf von Waren und Dienstleistungen an andere Free Zone-Gesellschaften
  • Lizenzierung von geistigem Eigentum an Ausländer
  • Dividenden von anderen Qualifying Free Zone Persons
  • Bestimmte Finanzierungs- und Holdingaktivitäten

Nicht als Qualifying Income gelten dagegen Geschäfte mit VAE-Mainland-Unternehmen oder -Privatpersonen. Hier greift der reguläre 9%-Steuersatz der Corporate Tax.

Economic Substance Requirements: Die Substanzerfordernisse

Um Qualifying Income zu erzielen, muss Ihre Dubai-Gesellschaft bestimmte Substanzanforderungen erfüllen. Diese Economic Substance Requirements sind nicht nur für die VAE-Compliance relevant, sondern helfen auch bei der Vermeidung deutscher CFC-Rules.

Die Mindestanforderungen umfassen:

  1. Directed and Managed Test: Die Gesellschaft muss von den VAE aus geleitet und verwaltet werden
  2. Core Income Generating Activities (CIGA): Die wesentlichen ertragsgenerierenden Tätigkeiten müssen in den VAE stattfinden
  3. Adequate Test: Angemessene Mitarbeiter, Ausgaben und physische Präsenz in den VAE

Für verschiedene Geschäftsmodelle gelten unterschiedliche Standards. Software-Unternehmen müssen beispielsweise nachweisen, dass die Entwicklung oder zumindest wesentliche Teile davon in Dubai stattfinden.

Optimale Free Zone-Auswahl für deutsche Unternehmer

Nicht alle Free Zones sind für deutsche Steuerstrukturen gleich geeignet. Die Wahl der richtigen Zone hängt von Ihrem Geschäftsmodell, Ihren Substanzmöglichkeiten und Ihren steuerlichen Zielen ab.

Free Zone Geeignet für Vorteile Besonderheiten
DMCC Trading, Services Flexible Lizenz-Optionen Starke Banking-Verbindungen
DIFC Finanzdienstleistungen 0% Corporate Tax Eigenes Rechtssystem
ADGM Holding, Finance Substance-freundlich Besonders für Strukturen
Dubai South E-Commerce, Logistics Günstige Kosten Gute Infrastruktur

DIFC und ADGM stehen als Finanzplätze unter eigener Regulierung und bieten weiterhin vollständige Corporate Tax-Befreiung. Diese Zones eignen sich besonders für Holding-Strukturen und komplexere Finanzierungsmodelle.

Praktische Umsetzung der Substanzanforderungen

Die Economic Substance Rules erfordern mehr als nur eine formelle Präsenz. Sie müssen nachweisen, dass echte Geschäftstätigkeit in Dubai stattfindet.

Für einen SaaS-Anbieter könnte das bedeuten:

  • Entwickler-Team oder Teilteam vor Ort
  • Product Management aus Dubai
  • Kundenservice für bestimmte Märkte
  • Marketing-Aktivitäten für den MENA-Raum

Ein E-Commerce-Unternehmer könnte folgende Substanz aufbauen:

  • Produktmanagement und Sourcing aus Dubai
  • Logistik-Koordination für neue Märkte
  • Content-Erstellung und Social Media
  • Lieferanten-Beziehungen im asiatischen Raum

Wichtig ist dabei: Die Aktivitäten müssen wirtschaftlich sinnvoll und mit dem Geschäftsmodell vereinbar sein. Künstliche Substanz ohne echten Geschäftszweck wird sowohl von den VAE-Behörden als auch vom deutschen Fiskus kritisch gesehen.

Qualifying Free Zone Person Status absichern

Um dauerhaft als Qualifying Free Zone Person zu gelten, müssen Sie bestimmte operative Standards einhalten. Diese gehen über die minimalen Economic Substance Requirements hinaus.

Entscheidende Faktoren sind:

  • Regelmäßige Board Meetings in Dubai
  • Lokale Geschäftskonten und Banken
  • VAE-Geschäftsadresse mit tatsächlicher Nutzung
  • Lokale Serviceprovider und Dienstleister
  • Dokumentation aller wesentlichen Entscheidungen vor Ort

Diese Maßnahmen stärken nicht nur Ihren Qualifying Status, sondern helfen auch bei der Argumentation gegenüber deutschen Finanzbehörden, dass es sich um eine echte, substanzielle Geschäftstätigkeit handelt.

Vermeidungsstrategien: Wie Sie CFCs rechtssicher umgehen

Die Vermeidung der deutschen CFC-Rules erfordert eine durchdachte Strategie, die sowohl die deutschen Steuergesetze als auch die VAE-Regularien berücksichtigt. Dabei stehen Ihnen verschiedene bewährte Ansätze zur Verfügung.

Wichtig ist: Es geht nicht um aggressive Steuergestaltung, sondern um die rechtskonforme Nutzung bestehender Ausnahmen und Gestaltungsspielräume.

Die Aktivitätsausnahme nach § 8 Abs. 1 und 2 AStG

Die wirksamste Methode zur CFC-Vermeidung ist der Nachweis echter wirtschaftlicher Tätigkeit. § 8 Abs. 1 und 2 AStG stellt klar: Einkünfte aus aktiver Geschäftstätigkeit sind von der Hinzurechnungsbesteuerung ausgenommen.

Entscheidend sind dabei drei Kriterien:

  1. Aktive Geschäftstätigkeit: Die Gesellschaft muss eine echte, aktive Tätigkeit ausüben
  2. Substanzielle Präsenz: Die Tätigkeit muss vor Ort stattfinden
  3. Geschäftliche Begründung: Die Struktur muss einen sachlichen Grund haben

Für Dubai-Strukturen bedeutet das konkret: Sie müssen nachweisen, dass Ihre VAE-Gesellschaft nicht nur formal existiert, sondern tatsächlich vor Ort Geschäfte betreibt.

Substanzaufbau: Mehr als nur Mindestanforderungen

Um die Aktivitätsausnahme zu nutzen, reichen die minimalen Economic Substance Requirements oft nicht aus. Sie müssen über die Mindestanforderungen hinausgehen und echte, wirtschaftlich sinnvolle Substanz aufbauen.

Bewährte Substanzstrategien für verschiedene Geschäftsmodelle:

Tech-Unternehmen und SaaS-Anbieter:

  • Entwicklungsteam oder -teilteam in Dubai
  • Regionale Adaption für MENA-Märkte
  • Customer Success für internationale Kunden
  • Business Development für neue Märkte
  • Lokale Server-Infrastruktur oder Compliance-Funktionen

E-Commerce und Trading:

  • Sourcing und Supplier Management aus Dubai
  • Qualitätskontrolle und Produktentwicklung
  • Markterschließung für den asiatischen Raum
  • Lager- und Logistikfunktionen
  • Brand Management und Marketing

Beratung und Services:

  • Spezialisierte Teams für bestimmte Märkte
  • Lokale Partnerschaftsprogramme
  • Content-Erstellung und Marketing
  • Projektmanagement für internationale Kunden
  • Research und Marktanalyse

Die 25%-Regel strategisch nutzen

Eine alternative Strategie besteht darin, die tatsächliche Steuerbelastung über die kritische 25%-Schwelle zu heben. Dies kann durch geschickte Strukturierung erreicht werden, ohne die grundsätzlichen Steuervorteile zu verlieren.

Mögliche Ansätze:

  • Teilweise Verlagerung von Aktivitäten in die VAE-Mainland
  • Hybride Strukturen mit steuerlich unterschiedlich behandelten Einkünften
  • Zwischenschaltung einer höher besteuerten Zwischengesellschaft
  • Nutzung von Doppelbesteuerungsabkommen für Quellensteuer-Optimierung

Diese Strategien erfordern jedoch eine sehr detaillierte Planung und sollten nur nach sorgfältiger steuerlicher Beratung umgesetzt werden.

Treaty-Shopping und Doppelbesteuerungsabkommen

Das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und den VAE bietet zusätzliche Gestaltungsmöglichkeiten. Besonders die Regelungen zu Betriebsstätten und Geschäftsleitungen können strategisch genutzt werden.

Das DBA Deutschland-VAE sieht vor:

Einkunftsart Besteuerungsrecht Quellensteuer Besonderheiten
Dividenden Ansässigkeitsstaat 5%/10% Abhängig von Beteiligungshöhe
Zinsen Ansässigkeitsstaat 0% Vollständige Freistellung
Lizenzgebühren Ansässigkeitsstaat 0% Bei echter VAE-Ansässigkeit
Geschäftsgewinne Tätigkeitsstaat Bei Betriebsstätte vor Ort

Diese Regelungen können genutzt werden, um die steuerliche Qualifikation von Einkünften zu beeinflussen und damit die CFC-Anwendung zu vermeiden.

Timing-Strategien: Verluste und Gewinne optimieren

Ein oft übersehener Aspekt sind Timing-Strategien bei der Gewinnrealisierung. Da CFC-Rules nur bei positiven Einkünften greifen, können geschickte Timing-Entscheidungen die Steuerbelastung reduzieren.

Praktische Ansätze:

  • Vorzeitige Abschreibungen in Aufbaujahren
  • Timing von Lizenzgebühren und Managementfees
  • Gestaffelte Gewinnrealisierung über mehrere Jahre
  • Aufbau stiller Reserven für spätere Realisierung

Diese Strategien funktionieren besonders gut in Kombination mit einem schrittweisen Substanzaufbau, bei dem anfängliche Verluste durch Investitionen in Personal und Infrastruktur entstehen.

Gesellschaftsrechtliche Gestaltungen

Auch gesellschaftsrechtliche Strukturen bieten Gestaltungsspielräume. Durch geschickte Verteilung von Stimmrechten und Kapitalanteilen können Sie die 50%-Beherrschungsgrenze umgehen.

Bewährte Strukturansätze:

  • Familiäre Beteiligung mit strategischer Aufteilung
  • Management-Beteiligung für Schlüsselpersonen
  • Investoren-Beteiligung mit beschränkten Stimmrechten
  • Mehrstufige Holding-Strukturen

Wichtig ist dabei: Die Struktur muss wirtschaftlich sinnvoll sein und darf nicht ausschließlich steuerlich motiviert werden. Künstliche Konstruktionen sind sowohl nach deutschem als auch nach VAE-Recht problematisch.

Substanznachweis in Dubai: Praktische Umsetzung der Economic Substance Rules

Der Substanznachweis ist das Herzstück jeder erfolgreichen Dubai-Struktur. Er entscheidet nicht nur über Ihre VAE-Compliance, sondern auch über die Vermeidung deutscher CFC-Rules.

Dabei reicht es nicht aus, die Mindestanforderungen zu erfüllen. Sie müssen eine überzeugende Geschichte erzählen können – sowohl gegenüber den VAE-Behörden als auch gegenüber dem deutschen Fiskus.

Core Income Generating Activities (CIGA) definieren

Der erste Schritt zum erfolgreichen Substanznachweis ist die klare Definition Ihrer Core Income Generating Activities. Diese müssen für Ihr spezifisches Geschäftsmodell angepasst werden.

Für verschiedene Geschäftsmodelle ergeben sich unterschiedliche CIGA:

Software-as-a-Service (SaaS):

  • Produktentwicklung und -verbesserung
  • Kundensupport und Success Management
  • Marketing und Vertrieb
  • Datenverarbeitung und -analyse
  • Platform Management und Hosting

E-Commerce und Trading:

  • Produktsourcing und Lieferantenmanagement
  • Inventory Management und Qualitätskontrolle
  • Marketing und Brand Management
  • Customer Service und Returns Management
  • Pricing und Revenue Optimization

Beratung und Professional Services:

  • Projektakquisition und Client Management
  • Strategieentwicklung und Problemlösung
  • Research und Marktanalyse
  • Content-Erstellung und Knowledge Management
  • Team Management und Projektsteuerung

Mitarbeiterstrategien: Local Hires vs. Relocations

Die Economic Substance Rules verlangen adequate employees – doch was bedeutet das konkret? Die Anforderungen variieren je nach Geschäftsmodell und Umsatzvolumen.

Als Faustregel gilt: Sie benötigen mindestens einen qualifizierten Vollzeit-Mitarbeiter vor Ort, der wesentliche Geschäftstätigkeiten durchführt. Bei größeren Unternehmen steigen die Anforderungen entsprechend.

Umsatzbereich Mindest-Personal Qualifikationsanforderungen Empfohlene Struktur
< 2 Mio. AED 1 Vollzeit General Manager Managing Director vor Ort
2-10 Mio. AED 2-3 Vollzeit Fachkräfte MD + Operations Manager
10-50 Mio. AED 3-5 Vollzeit Senior Professionals Lokales Management-Team
> 50 Mio. AED 5+ Vollzeit Branchenexperten Vollständige Niederlassung

Bei der Personalstrategie haben Sie grundsätzlich drei Optionen:

Local Hires: Einstellung von UAE-Residenten oder Expatriates, die bereits vor Ort leben. Vorteile: Keine Umzugskosten, lokale Marktkenntnisse, einfachere Visa-Abwicklung.

Relocations: Versetzung bestehender Mitarbeiter nach Dubai. Vorteile: Bewährte Leistungsträger, Firmenkulturelle Kontinuität, tiefe Produktkenntnisse.

Hybrid-Modell: Kombination aus lokalen Kräften und versetzten Schlüsselpersonen. Meist die praktikabelste Lösung für mittelständische Unternehmen.

Physische Präsenz: Office, Equipment und Infrastruktur

Die Economic Substance Rules verlangen eine adequate physical presence. Das bedeutet mehr als nur eine Postfachadresse oder einen Shared Desk.

Ihre physische Präsenz sollte folgende Elemente umfassen:

  • Büroräume mit tatsächlicher Nutzung
  • IT-Infrastruktur und Arbeitsplätze
  • Branchenspezifische Ausstattung
  • Kommunikations- und Meeting-Facilities
  • Lokale Telefonnummern und Geschäftsadresse

Die Größe und Ausstattung sollte zu Ihrer Geschäftstätigkeit passen. Ein SaaS-Unternehmen mit 5 Millionen Euro Umsatz kann nicht glaubhaft mit einem 20-Quadratmeter-Büro operieren.

Operational Excellence: Prozesse und Dokumentation

Economic Substance zeigt sich nicht nur in Mitarbeitern und Büros, sondern vor allem in der Art, wie Sie Ihr Geschäft führen. Die VAE-Behörden prüfen zunehmend die operative Realität Ihrer Aktivitäten.

Wichtige operative Elemente:

  • Regelmäßige Board Meetings in Dubai (mindestens quartalsweise)
  • Lokale Bankkonten für operatives Geschäft
  • UAE-basierte IT-Systeme und Cloud-Services
  • Verträge mit lokalen Dienstleistern
  • Dokumentation aller wesentlichen Geschäftsentscheidungen

Besonders wichtig: Ihre Geschäftsführung muss nachweislich von Dubai aus erfolgen. Das bedeutet, dass strategische Entscheidungen, Vertragsverhandlungen und Kundenbeziehungen vor Ort gesteuert werden müssen.

Branchenspezifische Substanznachweise

Je nach Ihrer Branche gelten unterschiedliche Substanzanforderungen. Die VAE-Behörden haben für verschiedene Geschäftsmodelle spezifische Guidelines entwickelt.

Intellectual Property (IP) Business:

  • Nachweis der IP-Entwicklung oder wesentlichen Weiterentwicklung in den VAE
  • Lokale Research & Development-Aktivitäten
  • Management der IP-Rechte von Dubai aus
  • Dokumentation der Wertschöpfungskette

Trading und Distribution:

  • Physische Präsenz von Waren in den VAE
  • Lokale Lagerung oder Logistik-Management
  • Qualitätskontrolle und Produktmanagement
  • Kundenbetreuung und After-Sales-Service

Digital Services:

  • Nachweis der Service-Erbringung von Dubai aus
  • Lokale Server oder Cloud-Infrastruktur
  • Customer Success und Account Management
  • Produktentwicklung und -anpassung

Fallstricke vermeiden: Was nicht als Substanz gilt

Nicht alles, was wie Substanz aussieht, wird auch als solche anerkannt. Die VAE-Behörden sind in den letzten Jahren deutlich kritischer geworden.

Typische Fehler, die Sie vermeiden sollten:

  • Nominee Directors ohne echte Entscheidungsbefugnis
  • Mitarbeiter, die ausschließlich administrative Tätigkeiten ausführen
  • Büros, die nur gelegentlich genutzt werden
  • Geschäftstätigkeiten, die weiterhin hauptsächlich außerhalb der VAE stattfinden
  • Künstliche Aufblähung der lokalen Kosten ohne echten Nutzen

Die Substanz muss echt und wirtschaftlich sinnvoll sein. Reine Compliance-Übungen ohne geschäftlichen Nutzen werden sowohl von den VAE-Behörden als auch vom deutschen Fiskus zunehmend hinterfragt.

Steuerliche Gestaltung: Optimale Strukturierung für deutsche Unternehmer

Die optimale steuerliche Gestaltung einer Dubai-Struktur erfordert die Berücksichtigung mehrerer Rechtsordnungen. Sie müssen nicht nur die VAE-Steuergesetze beachten, sondern auch deutsche CFC-Rules, Doppelbesteuerungsabkommen und EU-Vorschriften.

Das Ziel ist eine Struktur, die langfristig stabil ist und sowohl steuerliche Vorteile bietet als auch alle Compliance-Anforderungen erfüllt.

Grundlegende Strukturmodelle

Für deutsche Unternehmer haben sich verschiedene Grundstrukturen bewährt. Jede hat ihre spezifischen Vor- und Nachteile, die Sie sorgfältig abwägen müssen.

Modell 1: Direkte Dubai Free Zone-Gesellschaft

Die einfachste Struktur besteht aus einer direkten Beteiligung an einer Dubai Free Zone-Gesellschaft. Sie funktioniert am besten bei starker lokaler Substanz und aktiven Geschäftstätigkeiten.

  • Vorteile: Einfache Struktur, niedrige Kosten, direkte Kontrolle
  • Nachteile: Hohe CFC-Gefahr ohne ausreichende Substanz
  • Geeignet für: Unternehmer mit echtem Dubai-Business und geplanter Residenz

Modell 2: Holding-Struktur mit Zwischengesellschaft

Eine Zwischengesellschaft in einem EU-Land oder einem anderen höher besteuerten Staat kann CFC-Probleme vermeiden.

  • Vorteile: CFC-Schutz, EU-Direktiven nutzbar, mehr Flexibilität
  • Nachteile: Höhere Komplexität, zusätzliche Kosten, mögliche Zwischenbesteuerung
  • Geeignet für: Größere Strukturen mit internationalen Aktivitäten

Modell 3: IP-Holding in Dubai + operative Gesellschaften

Geistiges Eigentum wird in einer Dubai-Gesellschaft gehalten, operative Tätigkeiten finden in anderen Jurisdiktionen statt.

  • Vorteile: Optimale IP-Besteuerung, operative Flexibilität, Risikoverteilung
  • Nachteile: Hohe Substanzanforderungen für IP-Holding, Transfer Pricing-Risiken
  • Geeignet für: Tech-Unternehmen mit wertvollen IP-Rechten

Tax Residency und Ansässigkeitsplanung

Ein kritischer Erfolgsfaktor ist die steuerliche Ansässigkeit – sowohl der Gesellschaft als auch der Gesellschafter. Falsche Ansässigkeitsplanung kann die gesamte Struktur gefährden.

Für die Gesellschaft gilt: Eine Dubai-Gesellschaft ist nur dann VAE-ansässig, wenn sie dort tatsächlich geleitet und kontrolliert wird. Das erfordert:

  • Mehrheit der Geschäftsführer mit UAE-Residenz
  • Regelmäßige Board Meetings in den VAE
  • Strategische Entscheidungen vor Ort
  • Operative Geschäftsführung aus Dubai

Für Sie als Gesellschafter ist die Situation komplexer. Ihre deutsche Ansässigkeit kann bestehen bleiben, erhöht aber das CFC-Risiko erheblich. Eine VAE-Residenz reduziert dieses Risiko, bringt aber eigene Herausforderungen mit sich.

Ansässigkeitsstatus CFC-Risiko Deutsche Steuerpflicht VAE-Vorteile
Deutsch ansässig Hoch Voll Begrenzt
UAE-Residenz + deutsch ansässig Mittel Begrenzt Mittel
UAE-ansässig (DBA-Tie-Breaker) Niedrig Sehr begrenzt Hoch
Vollständige Wegzug Minimal Keine Maximal

Transfer Pricing und Verrechnungspreise

Bei komplexeren Strukturen mit mehreren Gesellschaften werden Verrechnungspreise zu einem kritischen Thema. Sie müssen nachweisen, dass alle Transaktionen zwischen Ihren Gesellschaften zu marktüblichen Konditionen stattfinden.

Besonders relevant sind:

  • Managementfees zwischen Holding und operativen Gesellschaften
  • Lizenzgebühren für die Nutzung von IP-Rechten
  • Darlehenskonditionen zwischen verbundenen Unternehmen
  • Dienstleistungsverträge und Kostenumlagen

Die OECD-Richtlinien für Transfer Pricing gelten sowohl in Deutschland als auch in den VAE. Sie müssen dokumentieren können, dass Ihre Preise dem Arms Length Principle entsprechen.

Dividenden- und Entnahmestrategien

Die Art, wie Sie Gewinne aus Ihrer Dubai-Struktur entnehmen, hat erhebliche steuerliche Auswirkungen. Verschiedene Entnahmeformen werden unterschiedlich besteuert.

Dividenden:

  • Unter dem DBA Deutschland-VAE meist mit 5% oder 10% Quellensteuer belastet
  • In Deutschland als Kapitalerträge besteuert (26,375% Abgeltungsteuer)
  • Bei größeren Beteiligungen gegebenenfalls Teileinkünfteverfahren anwendbar

Geschäftsführergehälter:

  • Bei VAE-Residenz in Deutschland steuerfrei (DBA-Schutz)
  • Bei deutscher Ansässigkeit volle Besteuerung
  • Sozialversicherungsrechtliche Besonderheiten beachten

Darlehen und Kapitalrückzahlungen:

  • Grundsätzlich steuerfrei, aber strenge Dokumentationsanforderungen
  • Risiko der verdeckten Gewinnausschüttung bei unangemessenen Konditionen
  • CFC-Durchgriff kann auch hier greifen

Timing der Strukturumsetzung

Der richtige Zeitpunkt für die Strukturumsetzung ist entscheidend. Eine zu frühe oder zu späte Umsetzung kann erhebliche steuerliche Nachteile haben.

Optimale Timing-Strategien:

  1. Vor Geschäftsstart: Neue Geschäftsmodelle von Anfang an über Dubai-Struktur aufbauen
  2. Bei Expansion: Neue Märkte oder Produkte über Dubai erschließen
  3. Bei Umstrukturierung: Bestehende Strukturen steuerlich optimiert neu organisieren
  4. Bei Exit-Planung: Verkauf oder Nachfolge steueroptimiert gestalten

Besonders bei der Übertragung bestehender Geschäfte müssen Sie die deutschen Entstrickungsvorschriften beachten. Eine unvorsichtige Verlagerung kann zu sofortiger Besteuerung stiller Reserven führen.

Compliance-Management und laufende Optimierung

Eine Dubai-Struktur ist kein Set and Forget-Investment. Sie erfordert laufendes Management und regelmäßige Optimierung.

Wichtige laufende Aufgaben:

  • Quartalsweise Economic Substance-Reviews
  • Jährliche Transfer Pricing-Dokumentation
  • Regelmäßige Steuerrechts-Updates für beide Jurisdiktionen
  • Monitoring von CFC-Risiken und Gegenmaßnahmen
  • Optimierung der Entnahme- und Finanzierungsstrategien

Planen Sie für das Compliance-Management etwa 15-25% Ihrer Steuerersparnis ein. Diese Investition ist essentiell für die langfristige Stabilität Ihrer Struktur.

Compliance und Dokumentation: Rechtssichere Umsetzung in der Praxis

Eine wasserdichte Dokumentation ist das Fundament jeder erfolgreichen Dubai-Struktur. Sie schützt Sie nicht nur vor steuerlichen Nachforderungen, sondern beweist auch die wirtschaftliche Substanz Ihrer Aktivitäten.

Dabei müssen Sie zwei verschiedene Compliance-Welten bedienen: die sehr formale deutsche Bürokratie und das pragmatische, aber zunehmend professionalisierte VAE-System.

Economic Substance Reports: VAE-Compliance sicherstellen

Seit 2019 müssen alle VAE-Gesellschaften jährliche Economic Substance Reports einreichen. Diese Reports sind nicht nur formale Pflicht, sondern dienen auch als wichtige Dokumentation für deutsche Steuerzwecke.

Ihr ESR muss folgende Elemente detailliert dokumentieren:

  • Geschäftstätigkeiten und Erlösarten
  • Mitarbeiteranzahl, Qualifikationen und Gehälter
  • Ausgaben für operative Aktivitäten in den VAE
  • Physische Präsenz und Büroausstattung
  • Intellectual Property-Rechte und deren Entwicklung

Besonders kritisch ist die Darstellung Ihrer Core Income Generating Activities. Sie müssen überzeugend argumentieren, warum diese Aktivitäten in Dubai und nicht anderswo stattfinden.

Deutsche Steuerdokumentation: CFC-Schutz aufbauen

Für deutsche Zwecke benötigen Sie eine umfassende Dokumentation, die die Anwendung der CFC-Rules ausschließt. Diese Dokumentation sollte proaktiv erstellt werden, nicht erst im Prüfungsfall.

Ihre deutsche CFC-Dokumentation sollte umfassen:

Substanznachweis:

  • Organigramm mit echten Verantwortlichkeiten
  • Stellenbeschreibungen und Qualifikationsnachweise
  • Arbeitsverträge und Gehaltsabrechnungen
  • Büromietverträge und Ausstattungsinventare
  • Versicherungsverträge und Betriebskosten

Operative Belege:

  • Board Minutes aller Gesellschafterbeschlüsse
  • Protokolle strategischer Entscheidungen
  • Verträge mit Kunden und Lieferanten
  • Bankkontoauszüge und Zahlungsbelege
  • IT-Infrastruktur und Software-Lizenzen

Geschäftliche Begründung:

  • Business Plan mit VAE-spezifischen Elementen
  • Marktanalysen für MENA-Region
  • Kompetitive Vorteile durch Dubai-Standort
  • Kundenstruktur und geografische Verteilung
  • Synergien mit lokalen Partnern

Gesellschaftsrechtliche Compliance

Neben der steuerlichen Compliance müssen Sie auch die gesellschaftsrechtlichen Anforderungen beider Jurisdiktionen erfüllen. Hierbei entstehen oft Konflikte zwischen deutschem und VAE-Recht.

Wichtige gesellschaftsrechtliche Aspekte:

Bereich Deutsche Anforderungen VAE-Anforderungen Lösung
Geschäftsführung Weisungsgebundene GmbH-GF Unabhängige Local Directors Klare Kompetenzabgrenzung
Gesellschafterbeschlüsse Deutsche Protokollierung UAE-konforme Resolutions Parallele Dokumentation
Buchhaltung HGB/IFRS-Anforderungen UAE IFRS Standards Einheitliche IFRS-Anwendung
Prüfung Deutscher Wirtschaftsprüfer UAE-lizenzierter Auditor Koordinierte Prüfungen

IT und Datenschutz: DSGVO in Dubai umsetzen

Ein oft übersehener Aspekt ist die DSGVO-Compliance Ihrer Dubai-Struktur. Da Sie wahrscheinlich weiterhin EU-Kunden bedienen, müssen Sie die europäischen Datenschutzstandards einhalten.

DSGVO-Compliance in Dubai erfordert:

  • EU-konforme Datenschutzerklärungen
  • Auftragsverarbeitungsverträge mit lokalen Dienstleistern
  • Dokumentation der Rechtsgrundlagen für Datenverarbeitung
  • Bestellung eines EU-Vertreters bei Bedarf
  • Incident Response-Prozesse für Datenschutzverletzungen

Die VAE haben 2021 ein eigenes Datenschutzgesetz eingeführt, das der DSGVO ähnelt. Eine koordinierte Compliance-Strategie kann beide Anforderungen effizient erfüllen.

Banking und Financial Compliance

Die Eröffnung und Führung von Geschäftskonten in Dubai unterliegt strengen Compliance-Anforderungen. Diese haben sich in den letzten Jahren erheblich verschärft.

Erforderliche Banking-Dokumentation:

  • Detaillierte Business Plans mit Umsatzprognosen
  • Nachweis der wirtschaftlichen Berechtigung
  • Source of Funds-Dokumentation
  • KYC-Unterlagen aller Beteiligten
  • Compliance-Erklärungen zu Sanctions-Screening

Planen Sie für die Kontoeröffnung 3-6 Monate ein. Viele Banken lehnen Anträge ohne ausreichende lokale Substanz ab.

Reporting und laufende Pflichten

Eine Dubai-Struktur bringt umfangreiche laufende Reporting-Pflichten mit sich. Diese müssen Sie systematisch organisieren, um Compliance-Risiken zu vermeiden.

VAE-Reporting (jährlich):

  • Economic Substance Report (bis 30. Juni)
  • Corporate Tax Return (ab 2024, bis 9 Monate nach Jahresende)
  • VAT Returns (bei VAT-Registrierung, quartalsweise)
  • Beneficiary Register Updates
  • AML-Compliance Reports

Deutsches Reporting:

  • Außensteuergesetz-Meldungen
  • CFC-Dokumentation bei Betriebsprüfungen
  • Transfer Pricing-Dokumentation
  • Steuererklärungen mit Auslandsbeteiligungen
  • Anzeigen bei Strukturänderungen

Digitale Tools und Compliance-Software

Moderne Compliance-Software kann Ihnen helfen, die komplexen Anforderungen effizient zu managen. Verschiedene Tools haben sich für Dubai-Strukturen bewährt.

Empfohlene Tool-Kategorien:

  • Corporate Governance: Board-Portal-Software für Meeting-Management
  • Financial Reporting: IFRS-konforme Buchhaltungssysteme
  • Tax Compliance: Multi-Jurisdictional Tax-Software
  • Document Management: Sichere Cloud-Lösungen mit Audit-Trail
  • Entity Management: Strukturdiagramme und Beteiligungsverwaltung

Investieren Sie in professionelle Tools – die Zeitersparnis und Risikominimierung rechtfertigen die Kosten schnell.

Prüfungsvorbereitung: Wenn die Finanzbehörden kommen

Trotz aller Vorsichtsmaßnahmen kann es zu Betriebsprüfungen kommen. Eine gute Vorbereitung ist entscheidend für ein positives Prüfungsergebnis.

Ihre Prüfungsstrategie sollte umfassen:

  • Vollständige Dokumentation aller CFC-relevanten Sachverhalte
  • Überzeugende Darstellung der wirtschaftlichen Substanz
  • Professionelle Begleitung durch Steuerberater
  • Proaktive Kommunikation mit den Prüfern
  • Alternative Lösungsvorschläge bei Streitpunkten

Denken Sie daran: Die Finanzbehörden prüfen nicht nur Zahlen, sondern vor allem die wirtschaftliche Realität Ihrer Struktur. Eine überzeugende Geschichte ist oft wichtiger als perfekte Formalien.

Häufige Fehler und Fallen: Was Sie unbedingt vermeiden sollten

Aus der Beratungspraxis zeigt sich: Die meisten Probleme bei Dubai-Strukturen entstehen nicht durch mangelndes Wissen, sondern durch vermeidbare Umsetzungsfehler. Diese Fehler können die gesamte Steuerplanung zunichte machen.

Die gute Nachricht: Wenn Sie die häufigsten Fallen kennen, können Sie sie systematisch vermeiden.

Substanz-Fehler: Scheinaktivitäten statt echter Geschäftstätigkeit

Der mit Abstand häufigste Fehler ist unzureichende wirtschaftliche Substanz. Viele Unternehmer erfüllen nur die formalen Mindestanforderungen, ohne echte Geschäftstätigkeit zu etablieren.

Typische Substanz-Fehler:

  • Nominee Directors ohne echte Befugnisse: Strohmann-Geschäftsführer, die keine echten Entscheidungen treffen
  • Virtuelle Büros ohne tatsächliche Nutzung: Postfächer oder Shared Desks ohne regelmäßige Präsenz
  • Mitarbeiter ohne relevante Qualifikationen: Hilfskräfte statt Fachpersonal für core business functions
  • Künstliche Kostensteigerung: Überteuerte lokale Dienstleistungen ohne echten Mehrwert
  • Fehlende operative Integration: Dubai-Gesellschaft bleibt isoliert vom eigentlichen Geschäft

Ein Beispiel aus der Praxis: Ein E-Commerce-Unternehmer gründet eine Dubai-Gesellschaft, bestellt einen lokalen General Manager und mietet ein kleines Büro. Alle strategischen Entscheidungen trifft er jedoch weiterhin von Deutschland aus, und der lokale Manager führt nur administrative Tätigkeiten aus. Bei einer Betriebsprüfung wird die fehlende Substanz offensichtlich.

Timing-Fehler: Zu früh oder zu spät aktiv werden

Das Timing bei der Struktureinführung ist kritisch. Sowohl zu frühes als auch zu spätes Handeln kann erhebliche Nachteile haben.

Zu frühe Strukturierung:

  • Hohe Fixkosten ohne entsprechende Umsätze
  • Komplexität übersteigt den Nutzen
  • Fehlende Substanz mangels Geschäftstätigkeit
  • Überschätzung der Steuervorteile

Zu späte Strukturierung:

  • Entstrickungsbesteuerung bei Asset-Transfers
  • Verpasste Steuervorteile in Wachstumsphasen
  • Komplizierte Umstrukturierung bestehender Verträge
  • Höhere Implementierungskosten

Die optimale Timing-Strategie: Strukturierung parallel zum Business-Wachstum, idealerweise bei der Erschließung neuer Märkte oder Produktlinien.

Compliance-Fallen: Verschiedene Rechtsordnungen unterschätzen

Dubai-Strukturen unterliegen mindestens drei verschiedenen Rechtsordnungen: deutsches Steuerrecht, VAE-Recht und internationales Steuerrecht. Viele Unternehmer unterschätzen diese Komplexität.

Häufige Compliance-Fehler:

Fehlertyp Beschreibung Folgen Vermeidung
CFC-Meldeversäumnisse Fehlende deutsche Anzeigen Bußgelder, Prüfungen Systematisches Reporting
ESR-Unvollständigkeit Lückenhafte Substance Reports VAE-Sanktionen Professionelle Vorbereitung
Transfer Pricing-Mängel Unangemessene Verrechnungspreise Steuernachforderungen Arms Length-Dokumentation
Banking Compliance Unzureichende KYC/AML Kontokündigungen Proaktive Kommunikation

Strukturierungs-Fehler: Optimierung auf dem Papier statt in der Realität

Viele Dubai-Strukturen sehen auf dem Papier perfekt aus, funktionieren aber in der Praxis nicht. Das liegt oft an unrealistischen Annahmen oder fehlender operativer Planung.

Typische Strukturierungs-Fehler:

  • Overengineering: Unnötig komplexe Strukturen mit marginalen Vorteilen
  • Fehlende Flexibilität: Starre Strukturen, die sich nicht an Geschäftsentwicklungen anpassen lassen
  • Ignorierung operativer Realitäten: Strukturen, die mit dem tatsächlichen Geschäftsmodell nicht vereinbar sind
  • Unterschätzung der Kosten: Fixkosten übersteigen die Steuervorteile
  • Vernachlässigung der Skalierung: Strukturen, die bei Wachstum nicht funktionieren

Familiäre und persönliche Fallstricke

Dubai-Strukturen betreffen oft nicht nur das Unternehmen, sondern die gesamte Lebenssituation. Familiäre Aspekte werden häufig unterschätzt.

Persönliche Herausforderungen:

  • Residency-Konflikte: Unklare steuerliche Ansässigkeit bei Teilzeit-Residenz
  • Familienlogistik: Schule, Visa und Krankenversicherung für Angehörige
  • Sozialversicherung: Lücken in der deutschen Kranken- und Rentenversicherung
  • Lebenshaltungskosten: Unterschätzung der Dubai-Lebenskosten
  • Kulturelle Anpassung: Unterschätzte Herausforderungen bei Langzeit-Aufenthalten

Technology und IT-Sicherheit: Digitale Compliance-Risiken

In der digitalen Geschäftswelt entstehen neue Compliance-Risiken, die viele Unternehmer noch nicht auf dem Radar haben.

Digitale Risikobereiche:

  • DSGVO-Verstöße: Unzureichende Datenschutz-Compliance trotz EU-Kundenbase
  • IP-Location-Probleme: Server-Standorte, die steuerliche Betriebsstätten begründen können
  • Cloud-Compliance: Unklare Datenverarbeitung in Third-Country-Clouds
  • Cyber-Security: Unzureichende IT-Sicherheit bei sensiblen Finanzdaten
  • Digital Nomad-Taxation: Steuerrisiken bei mobilem Arbeiten

Exit-Strategien: Vergessene Ausstiegsplanung

Viele Unternehmer planen zwar den Einstieg in Dubai-Strukturen sorgfältig, vergessen aber die Exit-Strategie. Das kann bei Änderungen der Lebensumstände oder Geschäftssituation zu erheblichen Problemen führen.

Wichtige Exit-Überlegungen:

  • Steuerliche Folgen einer Struktur-Auflösung
  • Asset-Transfer zurück nach Deutschland
  • Liquidation vs. Verkauf der Dubai-Gesellschaft
  • Timing bei geplanter Rückkehr nach Deutschland
  • Vermeidung von Entstrickungsbesteuerung

Präventionsstrategien: Wie Sie Fehler systematisch vermeiden

Die beste Strategie gegen diese Fallen ist systematische Prävention. Entwickeln Sie einen strukturierten Ansatz für Ihre Dubai-Planung.

Bewährte Präventionsmaßnahmen:

  1. Mehrstufige Beratung: Deutsche und internationale Steuerexperten einbinden
  2. Pilotphasen: Strukturen schrittweise aufbauen und testen
  3. Regelmäßige Reviews: Quartalsweise Überprüfung der Compliance
  4. Dokumentations-Checklisten: Systematische Erfassung aller erforderlichen Belege
  5. Contingency Planning: Alternative Szenarien für verschiedene Entwicklungen

Denken Sie daran: Eine Dubai-Struktur ist kein Sprint, sondern ein Marathon. Investieren Sie in solide Grundlagen, auch wenn das anfangs mehr kostet. Langfristig zahlt sich Qualität immer aus.

Häufig gestellte Fragen

1. Wann greifen die deutschen CFC-Rules bei Dubai Free Zone-Gesellschaften?

Die CFC-Rules greifen automatisch, wenn Ihre Dubai Free Zone-Gesellschaft Qualifying Income erzielt (0% Besteuerung) und Sie mehr als 50% der Anteile halten. Ausnahmen bestehen nur bei nachweislich aktiver Geschäftstätigkeit mit ausreichender wirtschaftlicher Substanz vor Ort.

2. Wie viel Substanz benötige ich mindestens für eine CFC-sichere Dubai-Struktur?

Als Minimum benötigen Sie einen qualifizierten Vollzeit-Mitarbeiter, echte Büroräume und operative Geschäftstätigkeit vor Ort. Bei Umsätzen über 2 Millionen AED steigen die Anforderungen auf 2-3 Mitarbeiter und entsprechend mehr Substanz. Entscheidend ist, dass die wesentlichen ertragsgenerierenden Aktivitäten tatsächlich in Dubai stattfinden.

3. Kann ich CFC-Rules durch eine Zwischengesellschaft in einem EU-Land umgehen?

Ja, eine Zwischengesellschaft in einem höher besteuerten EU-Land kann CFC-Rules vermeiden, wenn sie echte wirtschaftliche Funktionen übernimmt. Allerdings entstehen dadurch zusätzliche Kosten und Komplexität. Die Zwischengesellschaft muss selbst Substanz haben und darf nicht nur als Durchleitungsstation fungieren.

4. Welche Dokumentation benötige ich für den Substanznachweis?

Sie benötigen umfassende Dokumentation der Economic Substance: Arbeitsverträge lokaler Mitarbeiter, Büromietverträge, Board Meeting-Protokolle aus Dubai, lokale Bankkonten, Geschäftsverträge mit VAE-Bezug und detaillierte Business Plans. Zusätzlich müssen alle Core Income Generating Activities vor Ort nachweisbar sein.

5. Wie hoch sind die typischen Kosten für eine CFC-sichere Dubai-Struktur?

Rechnen Sie mit 50.000-150.000 Euro jährlichen Fixkosten für eine substanzielle Dubai-Struktur: Gesellschaftskosten (10.000-25.000 €), Mitarbeitergehälter (30.000-80.000 €), Bürokosten (15.000-30.000 €), plus Beratung und Compliance (10.000-25.000 €). Die Kosten variieren je nach Geschäftsmodell und Substanzanforderungen.

6. Muss ich nach Dubai umziehen, um CFC-Rules zu vermeiden?

Ein Umzug ist nicht zwingend erforderlich, erleichtert aber die Substanzbegründung erheblich. Entscheidend ist, dass die Dubai-Gesellschaft vor Ort geleitet und kontrolliert wird. Das können auch entsandte Mitarbeiter oder lokale Führungskräfte übernehmen, solange Sie die strategische Kontrolle nachweislich vor Ort ausüben.

7. Was passiert bei einer deutschen Betriebsprüfung meiner Dubai-Struktur?

Die Prüfer werden hauptsächlich die wirtschaftliche Substanz Ihrer Dubai-Aktivitäten untersuchen. Sie müssen nachweisen, dass echte Geschäftstätigkeit vor Ort stattfindet und die Struktur nicht nur steuerlich motiviert ist. Eine vollständige Dokumentation aller Substanzelemente und professionelle Beratung sind dabei essentiell.

8. Können passive Einkünfte wie Lizenzgebühren CFC-sicher gestaltet werden?

Passive Einkünfte sind besonders CFC-gefährdet, da hier bereits ab 1% Beteiligung die Hinzurechnungsbesteuerung greift. Bei Lizenzgebühren müssen Sie nachweisen, dass das geistige Eigentum in Dubai entwickelt oder wesentlich weiterentwickelt wurde. Alternative: Umwandlung in aktive Einkünfte durch echte IP-Management-Aktivitäten vor Ort.

9. Wie wirkt sich die neue UAE Corporate Tax auf bestehende Dubai-Strukturen aus?

Free Zone-Gesellschaften mit Qualifying Income bleiben bei 0% besteuert und sind damit weiterhin CFC-relevant. Mainland-Gesellschaften oder Free Zone-Companies mit Non-Qualifying Income zahlen 9% Corporate Tax und fallen meist nicht unter die CFC-Rules. Bestehende Strukturen sollten auf Optimierungspotenzial geprüft werden.

10. Welche Exit-Strategien gibt es, wenn sich meine Situation ändert?

Exit-Strategien umfassen Liquidation, Verkauf oder Umstrukturierung der Dubai-Gesellschaft. Bei Rückkehr nach Deutschland müssen Sie Entstrickungsbesteuerung vermeiden. Planen Sie Exit-Szenarien von Anfang an mit und dokumentieren Sie alle Assets und deren Wertentwicklung sorgfältig für spätere steuerliche Bewertungen.

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