Inhaltsverzeichnis
- Die wichtigsten OECD-Initiativen und ihre Auswirkungen auf Dubai
- Dubai Corporate Tax: Wie die VAE auf OECD-Druck reagiert haben
- Praktische Auswirkungen für deutsche Unternehmer in Dubai
- Dubai vs. andere Jurisdiktionen nach den OECD-Reformen
- Strategische Handlungsempfehlungen für 2025
- Ausblick: Weitere OECD-Entwicklungen und Dubai
- Häufig gestellte Fragen
Die OECD hat in den vergangenen Jahren die internationale Steuerlandschaft grundlegend verändert. Für Sie als deutschen Unternehmer, der Dubai als Standort nutzt oder nutzen möchte, bedeutet dies: Die Spielregeln haben sich verschärft.
Dennoch bleibt Dubai ein attraktiver Unternehmensstandort – wenn Sie die neuen Rahmenbedingungen verstehen und strategisch nutzen. Die Vereinigten Arabischen Emirate haben geschickt auf die OECD-Initiativen reagiert und dabei ihre Wettbewerbsfähigkeit weitgehend erhalten.
In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie, wie sich die wichtigsten OECD-Reformen konkret auf Ihre Dubai-Struktur auswirken. Sie erhalten eine ehrliche Bewertung der neuen Compliance-Anforderungen und praktische Handlungsempfehlungen für 2025.
Dabei verzichte ich bewusst auf Schönfärberei. Ja, einige Aspekte sind komplexer geworden. Gleichzeitig eröffnen sich durch die proaktive Anpassung der VAE auch neue Möglichkeiten.
Die wichtigsten OECD-Initiativen und ihre Auswirkungen auf Dubai
Die OECD verfolgt seit 2013 eine klare Agenda: Steuervermeidung durch multinationale Unternehmen soll minimiert werden. Diese Initiative trägt den Namen BEPS (Base Erosion and Profit Shifting) und umfasst 15 Aktionspunkte.
Für Dubai bedeutete dies zunächst internationalen Druck. Als traditionelle Null-Steuer-Jurisdiktion gerieten die VAE ins Visier der OECD-Kriterien für harmful tax practices.
BEPS (Base Erosion and Profit Shifting) und Dubai
BEPS zielt darauf ab, Gewinnverschiebungen in Niedrigsteuerländer zu unterbinden. Die wichtigsten Säulen für Dubai-Strukturen sind:
- Aktionspunkt 3: Verschärfung der Hinzurechnungsbesteuerung (CFC Rules)
- Aktionspunkt 5: Bekämpfung schädlicher Steuerpraktiken
- Aktionspunkt 6: Missbrauch von Doppelbesteuerungsabkommen verhindern
- Aktionspunkt 13: Erweiterte Dokumentationspflichten (Country-by-Country Reporting)
Die VAE mussten reagieren. Andernfalls hätten Sie als deutscher Unternehmer mit verschärften Hinzurechnungsbestimmungen rechnen müssen. Ihr Dubai-Einkommen wäre dann möglicherweise in Deutschland steuerpflichtig geworden.
Globale Mindeststeuer (Pillar Two) in den VAE
2021 beschlossen 136 Länder – einschließlich der VAE – eine globale Mindeststeuer von 15%. Diese Pillar Two-Reform ist seit Januar 2024 in vielen Ländern aktiv.
Für Unternehmen mit einem Jahresumsatz von über 750 Millionen Euro greift die Mindeststeuer automatisch. Liegt die effektive Steuerbelastung in einem Land unter 15%, müssen die Differenz andere Länder besteuern.
Wichtig: Als deutscher Mittelständler sind Sie von Pillar Two höchstwahrscheinlich nicht direkt betroffen. Die 750-Millionen-Euro-Schwelle überschreiten nur wenige hundert deutsche Unternehmen.
Dennoch hat diese Reform symbolischen Charakter. Sie zeigt: Die internationale Gemeinschaft akzeptiert keine reinen Null-Steuer-Regime mehr.
Automatischer Informationsaustausch (CRS)
Der Common Reporting Standard (CRS) verpflichtet Banken weltweit, Kontoinformationen automatisch auszutauschen. Die VAE sind seit 2018 CRS-Teilnehmer.
Konkret bedeutet dies: Ihre Dubai-Bank meldet automatisch an die deutschen Steuerbehörden:
- Kontostand zum Jahresende
- Zinserträge und andere Kapitaleinkünfte
- Veräußerungserlöse aus Wertpapiergeschäften
Für Sie als steuerlichen Residenten in Dubai ändert sich dadurch nichts. Problematisch wird es nur, wenn Sie weiterhin deutsche Steuerresidenz haben und Dubai-Einkünfte nicht ordnungsgemäß deklarieren.
Dubai Corporate Tax: Wie die VAE auf OECD-Druck reagiert haben
Die Antwort der VAE auf die OECD-Kritik war elegant: Statt ihre Attraktivität zu verlieren, führten sie ab Juni 2023 eine selektive Corporate Tax ein. Diese zeigt internationalen Partnern Kooperationsbereitschaft – ohne die Wettbewerbsvorteile für ausländische Investoren zu eliminieren.
Einführung der 9%-Corporate Tax ab 2023
Seit dem 1. Juni 2023 gilt in den VAE eine Corporate Tax von 9% auf Gewinne über 375.000 AED (etwa 100.000 Euro). Gewinne bis zu dieser Schwelle bleiben steuerfrei.
Diese Struktur ist durchdacht:
Gewinn (AED) | Gewinn (EUR) | Steuersatz | Effektive Belastung |
---|---|---|---|
0 – 375.000 | 0 – 100.000 | 0% | 0% |
375.001 – 1.000.000 | 100.001 – 270.000 | 9% auf Überschuss | 2,3% – 5,6% |
Über 1.000.000 | Über 270.000 | 9% auf Gesamtgewinn | 9% |
Für kleinere und mittlere Unternehmen bleibt die Steuerbelastung also moderat. Ein Unternehmen mit 200.000 Euro Gewinn zahlt effektiv nur etwa 3,4% Steuern.
Free Zone Regime und Qualifying Income
Hier wird es für Sie als Dubai-Unternehmer besonders interessant. Die VAE haben ein spezielles Free Zone Regime eingeführt, das 0% Corporate Tax ermöglicht.
Voraussetzungen für 0% Corporate Tax in Free Zones:
- Qualifying Free Zone Person: Ihr Unternehmen muss in einer anerkannten Free Zone registriert sein
- Qualifying Income: Mindestens 95% Ihrer Einkünfte müssen aus qualifizierenden Aktivitäten stammen
- Adequate Substance: Sie müssen ausreichende wirtschaftliche Substanz in den VAE nachweisen
- Arms Length Principle: Geschäfte mit verbundenen Unternehmen müssen zu marktüblichen Konditionen erfolgen
Qualifying Income umfasst unter anderem:
- Einkünfte aus der Herstellung und dem Verkauf von Waren
- Dividenden von qualifizierenden Beteiligungen
- Zinsen aus Fremdfinanzierung für qualifizierende Aktivitäten
- Royalties aus geistigem Eigentum (unter bestimmten Bedingungen)
Nicht-qualifizierende Einkünfte (die 9% Corporate Tax unterliegen) sind beispielsweise:
- Einkünfte aus Geschäften mit verbundenen Unternehmen außerhalb der VAE
- Passive Einkünfte ohne ausreichende Substanz
- Bestimmte Finanzdienstleistungen
Economic Substance Requirements
Die Economic Substance Requirements (ESR) bestanden bereits vor der Corporate Tax. Sie wurden 2019 als Reaktion auf OECD-Kriterien eingeführt.
Als relevante Aktivität gelten:
- Banking Business
- Insurance Business
- Fund Management Business
- Lease-Finance Business
- Headquarters Business
- Shipping Business
- Holding Company Business
- Intellectual Property Business
- Distribution and Service Centre Business
Für jede relevante Aktivität müssen Sie nachweisen:
- Angemessene Anzahl von Vollzeitmitarbeitern mit relevanten Qualifikationen
- Angemessene Ausgaben in den VAE
- Kernaktivitäten werden in den VAE ausgeführt
- Direktor- und Managementsitzungen finden regelmäßig in den VAE statt
Die gute Nachricht: Für reine Holdinggesellschaften (ohne sonstige Aktivitäten) sind die ESR-Anforderungen minimal. Ein lokaler Direktor und nominale Präsenz genügen oft.
Praktische Auswirkungen für deutsche Unternehmer in Dubai
Nachdem wir die regulatorischen Veränderungen verstanden haben, schauen wir auf die konkreten Auswirkungen für Ihre Geschäftstätigkeit. Die OECD-Reformen haben Dubai nicht weniger attraktiv gemacht – aber komplexer.
Auswirkungen auf bestehende Strukturen
Falls Sie bereits eine Dubai-Gesellschaft betreiben, müssen Sie drei zentrale Aspekte überprüfen:
1. Corporate Tax Status: Qualifiziert Ihr Unternehmen für 0% Corporate Tax unter dem Free Zone Regime? Dies hängt von Ihrer Geschäftstätigkeit und der Einkunftsverteilung ab.
2. Economic Substance: Erfüllen Sie die ESR-Anforderungen für Ihre Aktivitäten? Besonders bei IP-Licensing oder Headquarter-Funktionen sind die Anforderungen gestiegen.
3. Compliance-Dokumentation: Die Dokumentationsanforderungen haben sich erheblich verschärft. Transfer Pricing Dokumentation, ESR-Reports und Corporate Tax Returns sind jetzt Pflicht.
Ein konkretes Beispiel: Betreiben Sie eine Holding-Struktur mit deutschen Tochtergesellschaften, müssen Sie ab 2024 detailliert dokumentieren, dass strategische Entscheidungen tatsächlich in Dubai getroffen werden.
Neue Compliance-Anforderungen
Die Compliance-Landschaft in Dubai hat sich fundamental gewandelt. Hier die wichtigsten neuen Pflichten:
Bereich | Alte Regelung | Neue Regelung (ab 2023/24) |
---|---|---|
Steuererklärung | Keine | Corporate Tax Return bis 9 Monate nach Geschäftsjahresende |
Buchhaltung | Grundlegende Aufzeichnungen | IFRS-konforme Buchhaltung |
Transfer Pricing | Keine spezifischen Anforderungen | Detaillierte Dokumentation bei konzerninternen Geschäften |
ESR Reporting | Jährlicher ESR-Report | Erweiterte ESR-Berichterstattung mit mehr Details |
Die jährlichen Compliance-Kosten haben sich dadurch deutlich erhöht. Rechnen Sie mit zusätzlichen 8.000 bis 15.000 Euro pro Jahr für professionelle Unterstützung bei Buchhaltung, Steuererklärung und ESR-Compliance.
Gleichzeitig sind die Strafen bei Nicht-Compliance erheblich gestiegen. Verspätete Corporate Tax Returns kosten 10.000 AED (ca. 2.700 Euro) pro Monat Verspätung.
Steuerliche Vorteile vs. erhöhte Komplexität
Trotz der neuen Anforderungen bleibt Dubai steuerlich attraktiv – wenn Sie die Spielregeln beherrschen:
Weiterhin 0% Einkommensteuer: Als Privatperson zahlen Sie in Dubai nach wie vor keine Einkommensteuer. Ihre Salary-Zahlungen aus der eigenen Gesellschaft bleiben steuerfrei.
Dividenden ohne Quellensteuer: Ausschüttungen an Sie als Gesellschafter unterliegen keiner Quellensteuer – ein erheblicher Vorteil gegenüber den meisten anderen Jurisdiktionen.
Free Zone Corporate Tax: Bei ordnungsgemäßer Strukturierung zahlen Sie weiterhin 0% Corporate Tax auf qualifizierende Einkünfte.
Die Kostenseite hat sich allerdings verändert:
- Setup-Kosten: Durch komplexere Strukturierungsanforderungen um 30-50% gestiegen
- Laufende Compliance: Jährliche Mehrkosten von 8.000-15.000 Euro
- Substanz-Aufbau: Echter Direktor vor Ort kostet 40.000-60.000 Euro pro Jahr
- Büroräume: Physische Präsenz in Premium-Free Zones: 8.000-20.000 Euro jährlich
Fazit: Dubai funktioniert weiterhin hervorragend – aber nur für Unternehmen mit ausreichender Größe und Professionalität. Die Quick & Dirty-Lösungen der Vergangenheit sind passé.
Dubai vs. andere Jurisdiktionen nach den OECD-Reformen
Die OECD-Reformen haben nicht nur Dubai verändert, sondern die gesamte internationale Steuerlandschaft neu sortiert. Für Sie als deutschen Unternehmer ist es wichtig zu verstehen, wie Dubai im Vergleich zu anderen Jurisdiktionen abschneidet.
Vergleich mit Singapur und Hongkong
Singapur und Hongkong galten lange als Dubais Hauptkonkurrenten in Asien. Die OECD-Reformen haben diese Konkurrenz verschärft:
Aspekt | Dubai | Singapur | Hongkong |
---|---|---|---|
Corporate Tax Rate | 0% (Free Zone) / 9% | 17% | 16,5% |
Einkommensteuer | 0% | Bis 22% | Bis 17% |
Substanz-Anforderungen | Mittel | Hoch | Niedrig |
OECD-Compliance | Hoch | Sehr hoch | Mittel |
Setup-Kosten | 15.000-25.000 € | 8.000-15.000 € | 3.000-8.000 € |
Jährliche Kosten | 12.000-20.000 € | 15.000-25.000 € | 5.000-12.000 € |
Singapur punktet mit politischer Stabilität und ausgereiften Compliance-Systemen. Allerdings sind sowohl die Steuersätze als auch die Lebenshaltungskosten deutlich höher als in Dubai.
Hongkong bietet nach wie vor niedrige Kosten und einfache Strukturen. Jedoch wächst die politische Unsicherheit durch die engere Bindung an China kontinuierlich.
Dubai positioniert sich geschickt zwischen beiden: Niedrigere Steuern als Singapur, aber mehr Stabilität als Hongkong. Die Null-Einkommensteuer bleibt ein entscheidender Vorteil.
EU-Alternativen (Zypern, Malta)
Innerhalb der EU haben sich nach den OECD-Reformen vor allem Zypern und Malta als Alternativen zu Dubai etabliert:
Zypern:
- 12,5% Corporate Tax (keine Null-Steuer-Option)
- Weiterhin 0% auf Dividenden (bei Beteiligung über 1%)
- EU-Zugang für Ihr Geschäft
- Deutlich niedrigere Compliance-Kosten
- Aber: Einkommensteuer bis 35% bei Residenz
Malta:
- 35% Corporate Tax, aber Rückerstattungssystem reduziert effektive Belastung
- Komplexe, aber steueroptimierte Strukturen möglich
- EU-Mitgliedschaft mit allen Vorteilen
- Aber: Hohe Komplexität und Substanz-Anforderungen
Für deutsche Unternehmer mit EU-fokussiertem Geschäft können diese Alternativen interessant sein. Allerdings erreichen sie nicht Dubais Kombination aus 0% Einkommensteuer und 0% Corporate Tax für qualifizierende Einkünfte.
Dubais Wettbewerbsposition
Nach den OECD-Reformen hat sich Dubai sogar gestärkt positioniert:
Politische Stabilität: Während andere Jurisdiktionen mit politischen Unsicherheiten kämpfen, bietet Dubai kontinuierliche Planungssicherheit.
Proaktive Compliance: Die VAE haben die OECD-Anforderungen nicht nur erfüllt, sondern oft übertroffen. Dies schafft Vertrauen bei internationalen Partnern.
Infrastruktur und Lebensqualität: Dubai investiert kontinuierlich in Infrastruktur, Bildung und Lebensqualität. Für Sie und Ihre Familie bietet dies ein attraktives Umfeld.
Strategische Lage: Als Brücke zwischen Europa, Asien und Afrika bleibt Dubai für international tätige Unternehmen optimal positioniert.
Die Herausforderung: Dubai ist anspruchsvoller geworden. Für kleinere Unternehmen (unter 500.000 Euro Jahresumsatz) können die Compliance-Kosten inzwischen überproportional hoch sein.
Die Chance: Für etablierte Unternehmen mit professioneller Struktur bietet Dubai nach wie vor eine der weltweit attraktivsten Steuer-Konstellationen.
Strategische Handlungsempfehlungen für 2025
Basierend auf der aktuellen OECD-Landschaft und den Entwicklungen in Dubai, hier meine konkreten Empfehlungen für Ihre strategische Planung. Diese Ratschläge beruhen auf realen Erfahrungen mit deutschen Unternehmern in Dubai.
Bestehende Strukturen überprüfen
Falls Sie bereits eine Dubai-Gesellschaft betreiben, ist 2025 das Jahr für einen umfassenden Health Check. Dabei sollten Sie systematisch vorgehen:
Schritt 1: Corporate Tax Qualifikation prüfen
Erstellen Sie eine detaillierte Analyse Ihrer Einkunftsquellen für das vergangene Geschäftsjahr. Kategorisieren Sie diese in Qualifying Income und Non-Qualifying Income gemäß den Free Zone Bestimmungen.
Praxis-Tipp: Führen Sie diese Analyse quartalsweise durch. So können Sie bei Bedarf Ihre Geschäftstätigkeit anpassen, um die 95%-Qualifying-Income-Schwelle zu erreichen.
Schritt 2: Economic Substance Assessment
Dokumentieren Sie Ihre tatsächliche Substanz in Dubai:
- Wie viele Stunden pro Monat arbeiten Sie persönlich in Dubai?
- Werden strategische Entscheidungen tatsächlich in Dubai getroffen?
- Haben Sie lokale Mitarbeiter mit relevanten Qualifikationen?
- Finden Board Meetings regelmäßig in Dubai statt?
Schritt 3: Transfer Pricing Review
Überprüfen Sie alle konzerninternen Geschäfte auf Arms Length-Konformität. Besonders kritisch sind:
- Management Fees zwischen deutschen und Dubai-Gesellschaften
- Lizenzgebühren für geistiges Eigentum
- Darlehen und Finanzierungsstrukturen
- Kostenumlagestrukturen
Neue Strukturoptionen
Für neue Dubai-Strukturen haben sich nach den OECD-Reformen bewährte Modelle herauskristallisiert:
Modell 1: Reine Holdingstruktur
Ideal für Unternehmer mit mehreren operativen Gesellschaften in Deutschland oder anderen EU-Ländern:
- Dubai Free Zone Holding Company
- Minimale ESR-Anforderungen (nur nominale Direktor-Präsenz)
- 0% Corporate Tax auf Dividenden aus Beteiligungen
- Geschätzte Jahreskosten: 12.000-18.000 Euro
Modell 2: Operating Company mit IP
Für SaaS-Unternehmer, Online-Trainer oder Content-Creator:
- Dubai Free Zone Company mit Intellectual Property Rights
- Lizenzierung an deutsche/EU-Gesellschaften
- Erhöhte Substanz-Anforderungen (lokaler Manager, mehr Bürofläche)
- Geschätzte Jahreskosten: 25.000-40.000 Euro
Modell 3: Regional Headquarter
Für etablierte Unternehmen mit internationaler Expansion:
- Dubai Free Zone Regional HQ
- Koordination von Aktivitäten in mehreren Ländern
- Hohe Substanz-Anforderungen (mehrere lokale Mitarbeiter)
- Geschätzte Jahreskosten: 50.000-80.000 Euro
Compliance-Roadmap
Ihre Compliance-Strategie für 2025 sollte folgende Meilensteine umfassen:
Q1 2025: Grundlagen schaffen
- IFRS-konforme Buchhaltung implementieren
- Corporate Tax Registration (falls noch nicht erfolgt)
- Transfer Pricing Policies dokumentieren
- ESR-Compliance dokumentieren
Q2 2025: Systeme optimieren
- Quartalsweise Qualifying Income Analyse einführen
- Board Meeting Kalender für Dubai etablieren
- Lokale Substanz ausbauen (falls erforderlich)
- CbC Reporting vorbereiten (bei Relevanz)
Q3 2025: Steuerplanung finalisieren
- Corporate Tax Return für 2024 einreichen
- Steueroptimierung für 2025 implementieren
- Transfer Pricing Dokumentation aktualisieren
- ESR Report für 2024 einreichen
Q4 2025: Vorbereitung 2026
- Strategic Review der gesamten Struktur
- Anpassungen für neue OECD-Entwicklungen
- Budget-Planung für 2026 Compliance
- Evaluation alternativer Strukturen
Ein wichtiger Hinweis zur Budgetplanung: Die Compliance-Kosten sind nicht optional, sondern rechtlich verpflichtend. Kalkulieren Sie diese fest in Ihre Jahresplanung ein.
Gleichzeitig sollten Sie die Kosten in Relation zu den steuerlichen Vorteilen sehen. Bei einem Jahresgewinn von 300.000 Euro sparen Sie durch Dubai immer noch etwa 100.000 Euro deutsche Steuern – selbst nach Abzug aller Compliance-Kosten ein erheblicher Vorteil.
Ausblick: Weitere OECD-Entwicklungen und Dubai
Die OECD ruht nicht auf den bereits erreichten Reformen aus. Für Sie als Dubai-Unternehmer ist es entscheidend, die kommenden Entwicklungen im Blick zu behalten und rechtzeitig strategisch zu reagieren.
Geplante Reformen bis 2027
Die OECD arbeitet bereits an der nächsten Reformwelle. Konkret stehen bis 2027 folgende Initiativen an:
Pillar One Implementation: Ab 2025 sollen multinationale Unternehmen (Umsatz über 20 Milliarden Euro) einen Teil ihrer Steuern dort zahlen, wo ihre Kunden sitzen – unabhängig von der physischen Präsenz.
Für deutsche Mittelständler ist dies zunächst irrelevant. Trotzdem wichtig zu verstehen: Das Prinzip könnte langfristig auch auf kleinere Unternehmen ausgeweitet werden.
Crypto Asset Reporting Framework (CARF): Ab 2026 müssen Krypto-Börsen und -Dienstleister automatisch Transaktionsdaten melden. Dubai als Krypto-Hub wird davon erheblich betroffen sein.
Enhanced CRS: Der automatische Informationsaustausch wird auf weitere Vermögensarten ausgeweitet, möglicherweise auch auf Immobilien und andere Real Assets.
Global Anti-Base Erosion (GloBE) Rules: Es wird diskutiert, die Schwelle von 750 Millionen auf 250 Millionen Euro Jahresumsatz abzusenken.
Dubais Anpassungsstrategien
Die VAE haben bereits signalisiert, wie sie auf weitere OECD-Reformen reagieren werden. Diese proaktive Haltung ist ein wichtiger Standortvorteil:
Technologie-Leadership: Dubai investiert massiv in Blockchain, KI und FinTech-Infrastruktur. Ziel ist es, bei neuen Technologien regulatorisch führend zu sein, bevor internationale Standards entstehen.
Enhanced Compliance Systems: Das UAE Ministry of Finance arbeitet an vollautomatisierten Compliance-Systemen. Diese sollen sowohl die Kosten reduzieren als auch die Qualität der Meldungen verbessern.
Selective Tax Incentives: Statt pauschaler Null-Steuer-Regime entwickelt Dubai zunehmend selektive Anreize für strategisch wichtige Branchen (Green Economy, Space Tech, Life Sciences).
Regional Hub Strategy: Dubai positioniert sich als Compliance-Hub für die gesamte MENA-Region. Unternehmen sollen von hier aus ihre OECD-Berichterstattung für mehrere Länder koordinieren können.
Risiken und Chancen
Basierend auf den absehbaren Entwicklungen sehe ich für deutsche Unternehmer in Dubai folgende Risiken und Chancen:
Risiken:
- Steigende Compliance-Komplexität: Die Anforderungen werden weiter zunehmen. Kleinere Unternehmen könnten überproportional belastet werden.
- Substanz-Inflation: Die Definition von ausreichender Substanz könnte verschärft werden. Mehr lokale Mitarbeiter und größere Büros könnten erforderlich werden.
- Automatisierte Prüfungen: KI-basierte Systeme werden verdächtige Strukturen schneller identifizieren. Kreative Steuerplanungen werden riskanter.
- Political Pressure: Bei wirtschaftlichen Krisen steigt der politische Druck auf Steueroasen. Dubai könnte trotz OECD-Compliance unter Beschuss geraten.
Chancen:
- First-Mover-Advantage: Unternehmen, die jetzt OECD-konforme Strukturen aufbauen, haben langfristige Wettbewerbsvorteile.
- Technologie-Integration: Dubais Investitionen in RegTech könnten mittelfristig die Compliance-Kosten wieder senken.
- Regulatorische Klarheit: Im Gegensatz zu anderen Jurisdiktionen bietet Dubai zunehmend klare, berechenbare Regeln.
- Network Effects: Als Compliance-Hub wird Dubai für internationale Geschäfte noch attraktiver.
Meine strategische Einschätzung für 2025-2027:
Dubai wird seine Position als führende Jurisdiktion für deutsche Unternehmer behaupten können. Die Voraussetzung: Sie müssen bereit sein, in professionelle Compliance-Strukturen zu investieren.
Die Zeit der Low-Cost-Dubai-Strukturen ist definitiv vorbei. Wer jedoch den Sprung zu professionellen Standards schafft, wird von einem der weltweit modernsten und OECD-konformen Steuersysteme profitieren.
Für neue Interessenten empfehle ich: Starten Sie nicht mit der Minimal-Lösung, sondern gleich mit einer zukunftssicheren Struktur. Die Mehrkosten von jährlich 10.000-15.000 Euro sind gut investiert, wenn dadurch spätere Umstrukturierungen vermieden werden.
Häufig gestellte Fragen
Muss ich als deutscher Unternehmer in Dubai jetzt 9% Corporate Tax zahlen?
Nicht zwangsläufig. Wenn Sie in einer Free Zone registriert sind und mindestens 95% Ihrer Einkünfte aus qualifizierenden Aktivitäten stammen, können Sie weiterhin 0% Corporate Tax zahlen. Entscheidend ist die richtige Strukturierung Ihrer Geschäftstätigkeit.
Wie wirken sich die OECD-Reformen auf meine bestehende Dubai-Gesellschaft aus?
Bestehende Gesellschaften müssen seit 2023 Corporate Tax Returns einreichen und IFRS-konforme Buchhaltung führen. Die Economic Substance Requirements wurden verschärft. Eine professionelle Überprüfung Ihrer Struktur ist dringend empfohlen.
Sind die Compliance-Kosten in Dubai dramatisch gestiegen?
Ja, die jährlichen Compliance-Kosten haben sich um etwa 8.000-15.000 Euro erhöht. Bei einem typischen Jahresgewinn von 300.000 Euro sparen Sie jedoch immer noch etwa 85.000-90.000 Euro gegenüber deutschen Steuern.
Kann Deutschland meine Dubai-Gewinne trotzdem besteuern?
Nur wenn Sie weiterhin deutsche Steuerresidenz haben oder die Hinzurechnungsbesteuerung (CFC Rules) greift. Bei ordnungsgemäßer Dubai-Residenz und ausreichender Substanz ist Ihr Dubai-Einkommen in Deutschland nicht steuerpflichtig.
Ist Dubai nach den OECD-Reformen noch die beste Option für deutsche Unternehmer?
Für etablierte Unternehmen mit professioneller Struktur definitiv ja. Die Kombination aus 0% Einkommensteuer und 0% Corporate Tax (bei qualifizierenden Einkünften) ist nach wie vor weltweit einzigartig. Für sehr kleine Unternehmen können die Compliance-Kosten jedoch überproportional hoch sein.
Welche Economic Substance muss ich in Dubai nachweisen?
Das hängt von Ihrer Geschäftstätigkeit ab. Für reine Holdinggesellschaften genügt oft ein lokaler Direktor und nominale Präsenz. Bei operativen Geschäften oder IP-Licensing brauchen Sie qualifizierte Mitarbeiter, regelmäßige Managementsitzungen und angemessene Büroräume in Dubai.
Wie bereite ich mich auf weitere OECD-Reformen vor?
Bauen Sie gleich eine zukunftssichere, OECD-konforme Struktur auf. Investieren Sie in professionelle Compliance-Systeme und echte Substanz in Dubai. Vermeiden Sie kreative Steuerplanungen, die bei verschärften Prüfungen problematisch werden könnten.
Lohnt sich Dubai noch für Online-Unternehmer und Digital Nomads?
Für erfolgreiche Online-Unternehmer mit Jahresgewinnen über 200.000 Euro definitiv. Die steuerlichen Vorteile überwiegen die gestiegenen Compliance-Kosten deutlich. Für kleinere Digital Nomads könnten andere Jurisdiktionen kostengünstiger sein.
Wie wirkt sich der automatische Informationsaustausch (CRS) aus?
Dubai meldet automatisch Ihre Kontostände und Kapitaleinkünfte an deutsche Behörden. Das ist jedoch kein Problem, solange Sie ordnungsgemäß Dubai-Resident sind und keine deutschen Steuerpflichten haben. Problematisch wird es nur bei unvollständiger Verlagerung des Lebensmittelpunkts.
Kann ich meine bestehende Dubai-Struktur einfach weiterführen?
Nur nach gründlicher Überprüfung und möglicherweise nötigen Anpassungen. Viele Strukturen aus der Vor-OECD-Zeit entsprechen nicht mehr den aktuellen Anforderungen. Eine professionelle Compliance-Analyse ist unerlässlich, um spätere Probleme zu vermeiden.