Die globale Steuerarena erlebt derzeit eine der umfassendsten Transformationen seit Jahrzehnten. Mit der Implementierung der OECD-Standards zur Mindestbesteuerung und verschärften Substanzanforderungen stehen auch etablierte Steuerstandorte wie Dubai vor grundlegenden Veränderungen.

Für deutschsprachige Unternehmer, die in Dubai eine steueroptimierte Struktur aufgebaut haben oder dies planen, ergeben sich dadurch sowohl Herausforderungen als auch neue Chancen. Die neuen OECD-Regelungen, insbesondere Pillar Two mit seiner 15%-Mindestbesteuerung, verändern die Spielregeln erheblich.

Gleichzeitig hat Dubai mit der Einführung der Corporate Tax ab 2023 bereits proaktiv auf diese internationalen Entwicklungen reagiert. Die Vereinigten Arabischen Emirate zeigen sich damit als regulierter, OECD-konformer Finanzplatz, der auch unter den neuen Standards seine Attraktivität bewahren kann.

In diesem umfassenden Leitfaden analysieren wir die konkreten Auswirkungen der OECD-Standards auf Dubai als Steuerstandort. Sie erfahren, wie sich die Mindestbesteuerung auf Ihre Dubai-Struktur auswirkt, welche Substanzanforderungen erfüllt werden müssen und welche strategischen Anpassungen erforderlich sind.

OECD Pillar Two und Mindestbesteuerung: Was Dubai-Unternehmer wissen müssen

Die OECD Two-Pillar Solution revolutioniert das internationale Steuerrecht grundlegend. Pillar Two führt eine globale Mindestbesteuerung von 15% für multinationale Unternehmen mit einem Jahresumsatz über 750 Millionen Euro ein.

Diese Regelung betrifft primär Konzerne, hat jedoch auch mittelbare Auswirkungen auf kleinere Unternehmen in Steuerstandorten wie Dubai. Der Mechanismus funktioniert über die Global Anti-Base Erosion Rules (GloBE), die sicherstellen sollen, dass Gewinne überall mit mindestens 15% besteuert werden.

Die Income Inclusion Rule (IIR) und ihre Dubai-Relevanz

Die Income Inclusion Rule stellt das Herzstück von Pillar Two dar. Sie berechtigt Muttergesellschaften dazu, nicht ausreichend besteuerte Gewinne ihrer Tochtergesellschaften nachzuversteuern, wenn die effektive Steuerbelastung unter 15% liegt.

Für deutsche Unternehmer mit Dubai-Strukturen bedeutet dies: Wenn Ihre deutsche Muttergesellschaft eine Dubai-Tochter kontrolliert und deren effektive Steuerbelastung unter 15% liegt, kann Deutschland die Differenz nachbesteuern.

Besonders relevant wird dies bei Free Zone Companies, die bisher von der 0%-Corporate Tax profitierten. Ab 2024 unterliegen auch diese der 9%-Corporate Tax auf Gewinne über 375.000 AED, was jedoch immer noch unter der 15%-Schwelle liegt.

Qualified Domestic Minimum Top-up Tax (QDMTT) in Dubai

Dubai hat bereits angekündigt, eine Qualified Domestic Minimum Top-up Tax einzuführen. Diese ermöglicht es den VAE, die Differenz zur 15%-Schwelle selbst zu erheben, anstatt sie an ausländische Steuerbehörden abzutreten.

Damit behält Dubai die Steuerhoheit und kann gleichzeitig OECD-konform agieren. Für Unternehmer bedeutet dies eine planbare Steuerbelastung von maximal 15% bei voller Rechtssicherheit.

Unternehmensgröße Umsatzschwelle OECD Pillar Two Anwendung Dubai Steuerbelastung 2025
Kleinunternehmen < 750 Mio. EUR Nicht direkt betroffen 0-9% je nach Struktur
Multinationale Konzerne > 750 Mio. EUR Mindeststeuer 15% 15% (inkl. QDMTT)
Mittelständische Gruppen 100-750 Mio. EUR Mittelbare Effekte möglich 9% + mögliche Anpassungen

Dubai Corporate Tax im Kontext der OECD-Standards 2024/2025

Dubai hat mit der Einführung der Corporate Tax ab dem 1. Juni 2023 einen strategisch klugen Schachzug vollzogen. Diese proaktive Maßnahme positioniert die VAE als OECD-konformen, regulierten Finanzplatz und vermeidet gleichzeitig eine Aufnahme in internationale Schwarze Listen.

Die Dubai Corporate Tax folgt einem gestuften System, das sowohl kleine Unternehmen schützt als auch internationale Standards erfüllt. Dabei bleibt die Attraktivität als Steuerstandort weitgehend erhalten.

Das gestufte Corporate Tax System in Dubai

Die VAE Corporate Tax wendet ein dreistufiges System an, das sich an der Höhe der steuerpflichtigen Gewinne orientiert:

  • 0% Steuersatz: Auf Gewinne bis 375.000 AED (ca. 102.000 EUR) jährlich
  • 9% Steuersatz: Auf Gewinne über 375.000 AED für die meisten Unternehmen
  • 15% Steuersatz: Für multinationale Konzerne gemäß OECD Pillar Two

Diese Struktur ermöglicht es kleineren und mittelständischen Unternehmen, weiterhin von niedrigen Steuersätzen zu profitieren, während internationale Compliance-Standards eingehalten werden.

Qualifying Free Zone Persons: Der Weg zur 0%-Besteuerung

Free Zone Companies können unter bestimmten Voraussetzungen weiterhin von einer 0%-Corporate Tax profitieren. Sie müssen als Qualifying Free Zone Person anerkannt werden und dürfen nur Qualifying Income erzielen.

Qualifying Income umfasst typischerweise:

  • Einkommen aus Geschäftstätigkeiten innerhalb der Free Zone
  • Dividenden von anderen Qualifying Free Zone Persons
  • Zinseinkommen und Kapitalerträge unter bestimmten Bedingungen
  • Einkommen aus zulässigen Aktivitäten außerhalb der VAE

Sobald Non-Qualifying Income erzielt wird, unterliegt das gesamte Unternehmen der 9%-Corporate Tax. Dies erfordert eine präzise Strukturierung der Geschäftstätigkeiten.

OECD-Konformität und internationale Anerkennung

Durch die Einführung der Corporate Tax hat Dubai wichtige Meilensteine in der internationalen Anerkennung erreicht. Die VAE wurden von der EU-Liste nicht-kooperativer Steuergebiete gestrichen und erfüllen nun die OECD-Standards für Transparenz und Informationsaustausch.

Diese Entwicklung stärkt die Rechtssicherheit für internationale Unternehmer erheblich. Deutsche Banken und Finanzdienstleister bewerten Dubai-Strukturen nun deutlich positiver, was den Geschäftsalltag erheblich erleichtert.

Jahr Regulatorische Entwicklung Auswirkung auf Steuerstandort Dubai
2023 Einführung UAE Corporate Tax OECD-Konformität, EU-Listenstreichung
2024 OECD Pillar Two Implementation 15% Mindeststeuer für Konzerne
2025 Qualified Domestic Minimum Top-up Tax Dubai behält Steuerhoheit

Economic Substance Requirements: Substanzanforderungen nach OECD-Richtlinien

Die Economic Substance Requirements (ESR) bilden einen zentralen Pfeiler der OECD-Initiative gegen Base Erosion and Profit Shifting (BEPS). Dubai hat diese Anforderungen bereits 2019 implementiert und kontinuierlich verschärft.

Für deutsche Unternehmer bedeuten diese Regelungen, dass eine Dubai-Gesellschaft nur dann steuerliche Vorteile beanspruchen kann, wenn sie nachweislich substanzielle Geschäftstätigkeiten in den VAE ausübt.

Die neun relevanten Aktivitäten unter ESR

Die Economic Substance Requirements gelten für neun spezifische Geschäftstätigkeiten, die als besonders BEPS-anfällig eingestuft werden:

  1. Banking Business: Lizenzierte Bankgeschäfte
  2. Insurance Business: Versicherungsgeschäfte
  3. Investment Fund Management: Fondsmanagement
  4. Lease-Finance Business: Leasing und Finanzierungsgeschäfte
  5. Headquarters Business: Holding- und Managementfunktionen
  6. Shipping Business: Schifffahrtsaktivitäten
  7. Holding Company Business: Reine Beteiligungsgesellschaften
  8. Intellectual Property Business: IP-Verwertung und -entwicklung
  9. Distribution and Service Centre Business: Distributions- und Servicezentren

Jede dieser Aktivitäten unterliegt spezifischen Substanzanforderungen, die detailliert nachgewiesen werden müssen.

Kernaktivitäten und Substanznachweise

Für jede relevante Aktivität müssen Kernaktivitäten (Core Income Generating Activities – CIGA) in den VAE ausgeführt werden. Diese Anforderungen variieren je nach Geschäftstätigkeit erheblich.

Beispielsweise erfordern IP-Geschäfte den Nachweis von Entwicklung, Verbesserung, Wartung, Schutz und Verwertung des geistigen Eigentums in Dubai. Reine Lizenzierungsmodelle ohne lokale Wertschöpfung erfüllen diese Anforderungen nicht.

Holding Companies müssen nachweisen, dass sie aktive Managementfunktionen für ihre Beteiligungen ausüben. Passive Beteiligungshaltung reicht nicht aus.

Praktische Umsetzung der Substanzanforderungen

Die Erfüllung der Economic Substance Requirements erfordert eine durchdachte operative Struktur in Dubai:

  • Qualifiziertes Personal: Angemessene Anzahl von Vollzeit-Mitarbeitern mit entsprechender Qualifikation
  • Operative Ausgaben: Substanzielle Betriebsausgaben in den VAE in Relation zum Einkommen
  • Physische Präsenz: Angemessene Büroräume und technische Ausstattung
  • Entscheidungsfindung: Wichtige Geschäftsentscheidungen müssen in den VAE getroffen werden
  • Dokumentation: Lückenlose Dokumentation aller Aktivitäten und Entscheidungsprozesse

Die UAE Ministry of Finance prüft diese Nachweise jährlich durch detaillierte Economic Substance Reports, die bis zum 30. Juni des Folgejahres eingereicht werden müssen.

Geschäftstätigkeit Mindest-Personalanforderung Durchschnittliche jährliche Kosten in Dubai Kritische Compliance-Faktoren
Headquarters Business 2-3 qualifizierte Manager 150.000 – 250.000 EUR Aktives Management nachweisen
IP Business 1-2 Fachkräfte + externes Team 100.000 – 200.000 EUR Lokale IP-Entwicklung dokumentieren
Distribution Centre 3-5 operative Mitarbeiter 200.000 – 350.000 EUR Physische Distributionsaktivitäten

Praktische Auswirkungen für deutsche Unternehmer in Dubai

Die neuen OECD-Standards verändern die Kalkulationsgrundlage für Dubai-Strukturen erheblich. Deutsche Unternehmer müssen ihre bestehenden Setups überprüfen und gegebenenfalls anpassen, um weiterhin steueroptimal und compliant zu agieren.

Dabei ergeben sich sowohl Herausforderungen als auch neue strategische Möglichkeiten. Die erhöhte Regulierung führt paradoxerweise zu mehr Rechtssicherheit und internationaler Akzeptanz.

Auswirkungen auf bestehende Dubai-Strukturen

Bestehende Free Zone Companies stehen vor der kritischen Entscheidung: Qualifizierung als Qualifying Free Zone Person mit 0%-Steuersatz oder Übergang zur 9%-Corporate Tax.

Diese Entscheidung hängt maßgeblich von der Art der Einkommen ab. E-Commerce-Unternehmen, die primär in Deutschland verkaufen, erzielen typischerweise Non-Qualifying Income und unterliegen der 9%-Steuer.

SaaS-Unternehmen können hingegen oft als Qualifying Free Zone Person strukturiert werden, wenn die Softwareentwicklung und der Kundensupport in Dubai stattfinden.

Kostenveränderungen und neue Compliance-Anforderungen

Die neuen Standards führen zu erhöhten Compliance-Kosten, die bei der Rentabilitätsberechnung berücksichtigt werden müssen:

  • Corporate Tax Compliance: 15.000 – 25.000 EUR jährlich für Beratung und Einreichung
  • Economic Substance Reporting: 10.000 – 20.000 EUR jährlich für die ESR-Dokumentation
  • Erweiterte Buchführung: IFRS-konforme Buchführung erfordert spezialisierte Expertise
  • Transfer Pricing Documentation: Bei konzerninternen Transaktionen erforderlich
  • Enhanced Due Diligence: Banken fordern umfangreichere Nachweise

Trotz dieser Mehrkosten bleibt Dubai für viele Unternehmertypen attraktiv, insbesondere wenn die Gesamtsteuerbelastung betrachtet wird.

Strategische Anpassungen für verschiedene Unternehmertypen

Tech-Gründer und SaaS-Founder profitieren weiterhin erheblich, wenn sie ihre Entwicklung und Kernfunktionen nach Dubai verlagern. Die 0-9% Corporate Tax plus 0% Einkommensteuer bieten nach wie vor erhebliche Vorteile gegenüber deutschen Steuersätzen von bis zu 47%.

Performance-Marketing-Agenturen müssen ihre Client-Struktur überdenken. Services für deutsche Kunden führen zu Non-Qualifying Income, während internationale Diversifikation die 0%-Option erhält.

Content-Creator und Influencer können weiterhin optimal strukturiert werden, wenn sie ihre Content-Produktion und Business-Development nach Dubai verlagern. Brand-Partnerships müssen jedoch sorgfältig strukturiert werden.

E-Commerce-Seller stehen vor der größten Herausforderung. Amazon FBA-Geschäfte mit deutscher Kundschaft führen typischerweise zu 9% Corporate Tax. Die Verlagerung der Brand-IP nach Dubai bleibt jedoch attraktiv.

Unternehmertyp Steuerbelastung vor OECD Steuerbelastung nach OECD Strategische Anpassung erforderlich
SaaS-Founder (international) 0% Corporate + 0% Income 0% Corporate + 0% Income Minimal (ESR-Compliance)
E-Commerce (DE-Fokus) 0% Corporate + 0% Income 9% Corporate + 0% Income Internationalisierung prüfen
Marketing-Agentur 0% Corporate + 0% Income 0-9% je nach Client-Mix Client-Diversifikation
Multinationale Holding 0% Corporate + 0% Income 15% Corporate + 0% Income QDMTT-Optimierung

Compliance-Strategien und Anpassungsmaßnahmen

Die erfolgreiche Navigation durch die neuen OECD-Standards erfordert eine proaktive Compliance-Strategie. Deutsche Unternehmer müssen ihre Dubai-Strukturen nicht nur steuerlich optimieren, sondern auch sicherstellen, dass sie den verschärften Dokumentations- und Substanzanforderungen genügen.

Dabei ist entscheidend, dass Compliance nicht als Kostenfaktor, sondern als Investition in langfristige Rechtssicherheit und internationale Akzeptanz verstanden wird.

Entwicklung einer robusten Corporate Tax Strategie

Die neue UAE Corporate Tax erfordert eine fundierte Strategie, die sowohl die aktuellen Regelungen als auch zukünftige Entwicklungen berücksichtigt. Zentral ist die Entscheidung zwischen der Qualifizierung als Qualifying Free Zone Person und der Akzeptanz des 9%-Steuersatzes.

Für die 0%-Option müssen Sie sicherstellen, dass ausschließlich Qualifying Income erzielt wird. Dies erfordert eine sorgfältige Strukturierung der Geschäftstätigkeiten und Kundenbeziehungen.

Die 9%-Option bietet hingegen mehr Flexibilität in der Geschäftstätigkeit und kann bei entsprechender Umsatzgröße immer noch erhebliche Steuervorteile gegenüber Deutschland bieten.

Economic Substance Compliance systematisch aufbauen

Die Erfüllung der Economic Substance Requirements erfordert mehr als nur die formale Einhaltung von Mindestanforderungen. Erfolgreiche Unternehmer bauen echte operative Substanz in Dubai auf, die auch einer kritischen Prüfung standhält.

Beginnen Sie mit dem Aufbau eines qualifizierten Teams vor Ort. Hiring von Fachkräften in Dubai ist zwar kostenintensiver als in anderen Märkten, aber die Investment zahlt sich durch Compliance-Sicherheit und lokale Marktexpertise aus.

Etablieren Sie klare Entscheidungsprozesse, die sicherstellen, dass wichtige Geschäftsentscheidungen tatsächlich in Dubai getroffen werden. Dies umfasst Board Meetings, strategische Planungen und operative Entscheidungen.

Transfer Pricing und Dokumentationspflichten

Mit der Einführung der Corporate Tax gewinnen Transfer Pricing Regelungen in Dubai erheblich an Bedeutung. Konzern-interne Verrechnungspreise müssen dem Arms Length Principle entsprechen und umfassend dokumentiert werden.

Dies betrifft insbesondere:

  • Management Fees zwischen deutscher Mutter und Dubai-Tochter
  • Lizenzgebühren für die Nutzung von Intellectual Property
  • Interne Darlehen und Finanzierungsstrukturen
  • Shared Service Agreements für zentrale Funktionen

Die UAE folgen den OECD Transfer Pricing Guidelines, was eine konsistente internationale Dokumentation ermöglicht. Allerdings müssen die Preise marktgerecht und durch vergleichbare Transaktionen belegbar sein.

Technology Stack für effiziente Compliance

Die komplexeren Compliance-Anforderungen erfordern professionelle Tools und Systeme. Investieren Sie in eine robuste ERP-Lösung, die IFRS-konforme Buchführung und automatisierte Reporting-Funktionen bietet.

Besonders wichtig sind:

  • Automated Accounting: IFRS-konforme Buchführungssoftware mit UAE-spezifischen Modulen
  • Time Tracking: Detaillierte Dokumentation der Arbeitszeiten für ESR-Nachweise
  • Document Management: Zentrale Verwaltung aller Compliance-relevanten Dokumente
  • Transfer Pricing Tools: Software für die Dokumentation konzerninterner Verrechnungspreise
  • Board Management: Digitale Protokollierung von Entscheidungsprozessen

Diese Investition in Technology zahlt sich durch Effizienzgewinne und reduzierte Beratungskosten schnell aus.

Compliance-Bereich Jährlicher Aufwand (Stunden) Externe Beratungskosten Technology-Investment
Corporate Tax Filing 40-60 Stunden 15.000-25.000 EUR 5.000-10.000 EUR
Economic Substance Reporting 60-80 Stunden 10.000-20.000 EUR 3.000-8.000 EUR
Transfer Pricing Documentation 80-120 Stunden 20.000-40.000 EUR 8.000-15.000 EUR

Zukunftsausblick: Dubai als Steuerstandort unter OECD-Regularien

Die Implementierung der OECD-Standards markiert keine Schwächung, sondern eine Reifung Dubais als internationaler Steuerstandort. Die Vereinigten Arabischen Emirate positionieren sich strategisch als regulierter, transparenter Finanzplatz, der internationale Standards erfüllt und gleichzeitig attraktive Rahmenbedingungen bietet.

Diese Entwicklung stärkt langfristig die Position Dubais gegenüber anderen Steuerstandorten und erhöht die internationale Akzeptanz erheblich.

Stärkung der internationalen Reputation

Die proaktive Implementierung der OECD-Standards verschafft Dubai entscheidende Vorteile gegenüber Konkurrenzstandorten. Während andere Jurisdiktionen unter Druck geraten oder auf Schwarze Listen gesetzt werden, etabliert sich Dubai als verlässlicher Partner der internationalen Staatengemeinschaft.

Diese Reputation zahlt sich in verschiedenen Bereichen aus: Deutsche Banken behandeln Dubai-Strukturen zunehmend wie reguläre EU-Strukturen, Compliance-Prozesse vereinfachen sich, und die Rechtssicherheit steigt erheblich.

Für deutsche Unternehmer bedeutet dies weniger Erklärungsaufwand gegenüber Banken, Investoren und Geschäftspartnern. Dubai wird vom exotischen Steuerstandort zum etablierten internationalen Wirtschaftsstandort.

Weitere regulatorische Entwicklungen bis 2027

Die VAE haben bereits einen detaillierten Fahrplan für weitere regulatorische Verbesserungen veröffentlicht. Bis 2027 sind folgende Entwicklungen zu erwarten:

  1. Erweiterte Double Tax Treaty Networks: Ausweitung der Doppelbesteuerungsabkommen mit weiteren EU-Ländern
  2. Enhanced ESR Guidance: Detailliertere Richtlinien für Economic Substance Requirements
  3. Digital Tax Framework: Implementierung der OECD Pillar One Regelungen für digitale Geschäftsmodelle
  4. Advanced Pricing Agreements: Einführung von verbindlichen Vorab-Verständigungen für Transfer Pricing
  5. Simplified Compliance Procedures: Streamlining der Reporting-Prozesse für kleinere Unternehmen

Diese Entwicklungen werden die Attraktivität Dubais weiter steigern und gleichzeitig die Compliance-Belastung für Unternehmer reduzieren.

Strategische Positionierung für die nächste Dekade

Dubai hat sich erfolgreich von einem traditionellen Steuerparadies zu einem modernen, regulierten Wirtschaftsstandort entwickelt. Diese Transformation eröffnet neue strategische Möglichkeiten für deutsche Unternehmer.

Die Kombination aus steuerlichen Vorteilen, regulatorischer Compliance und strategischer Lage macht Dubai zu einer idealen Basis für die Expansion in die Wachstumsmärkte Asiens und Afrikas. Die neuen OECD-Standards erschweren diese Positionierung nicht, sondern stärken sie durch erhöhte Glaubwürdigkeit.

Besonders für Tech-Unternehmen und digitale Geschäftsmodelle bietet Dubai eine einzigartige Kombination: Steuerliche Effizienz, regulatorische Sicherheit und Zugang zu schnell wachsenden Märkten.

Vergleich mit anderen Steuerstandorten

Im direkten Vergleich mit anderen beliebten Steuerstandorten schneidet Dubai unter den neuen OECD-Standards besonders gut ab:

Steuerstandort Corporate Tax Rate OECD Compliance Status EU Listing Status Banking Acceptance
Dubai/UAE 0-15% Vollständig compliant Von Liste gestrichen Sehr hoch
Zypern 12,5% Unter Beobachtung Grüne Liste Hoch
Malta 6,25% (effektiv) Unter Druck Grüne Liste Mittel
Singapur 17% Vollständig compliant Nicht relevant Sehr hoch

Diese Positionierung macht Dubai zu einer der stabilsten und zukunftssichersten Optionen für internationale Steuerplanung.

Häufig gestellte Fragen

Wie wirkt sich die OECD Mindestbesteuerung konkret auf meine Dubai Free Zone Company aus?

Wenn Ihre Free Zone Company als Qualifying Free Zone Person anerkannt ist und nur Qualifying Income erzielt, bleibt der 0%-Steuersatz bestehen. Bei Non-Qualifying Income (z.B. Verkäufe an deutsche Kunden) unterliegen Sie der 9% Corporate Tax. Konzerne mit über 750 Mio. EUR Umsatz zahlen mindestens 15% durch die OECD Pillar Two Regelungen.

Welche konkreten Substanzanforderungen muss ich für meine Dubai-Struktur erfüllen?

Je nach Geschäftstätigkeit müssen Sie qualifiziertes Personal vor Ort beschäftigen, substanzielle Betriebsausgaben in Dubai haben, angemessene Büroräume unterhalten und wichtige Geschäftsentscheidungen in den VAE treffen. Die genauen Anforderungen variieren je nach Art der Geschäftstätigkeit und müssen jährlich durch Economic Substance Reports nachgewiesen werden.

Steigen meine Compliance-Kosten durch die neuen OECD-Standards erheblich?

Ja, die Compliance-Kosten steigen typischerweise um 30.000-50.000 EUR jährlich durch Corporate Tax Filing, Economic Substance Reporting und erweiterte Buchführungsanforderungen. Diese Mehrkosten müssen bei der Rentabilitätsbetrachtung berücksichtigt werden, sind aber bei entsprechender Umsatzgröße weiterhin wirtschaftlich darstellbar.

Ist Dubai als Steuerstandort nach den OECD-Änderungen noch attraktiv?

Absolut. Dubai hat sich durch die proaktive Implementierung der OECD-Standards als regulierter, transparenter Finanzplatz positioniert. Die Steuervorteile (0-15% vs. bis zu 47% in Deutschland) bleiben erheblich, während die internationale Akzeptanz und Rechtssicherheit deutlich gestiegen sind.

Muss ich meine bestehende Dubai-Struktur komplett umbauen?

Nicht zwangsläufig. Viele bestehende Strukturen können durch gezielte Anpassungen OECD-konform gestaltet werden. Eine Analyse Ihrer aktuellen Struktur zeigt, ob kleinere Modifikationen ausreichen oder eine grundlegende Neustrukturierung erforderlich ist. Entscheidend sind Art der Einkommen, Substanznachweise und Compliance-Prozesse.

Wie lange habe ich Zeit, meine Dubai-Struktur an die neuen Standards anzupassen?

Die UAE Corporate Tax gilt bereits seit Juni 2023, Economic Substance Requirements sind schon länger in Kraft. OECD Pillar Two wird schrittweise bis 2025/2026 implementiert. Sie sollten Ihre Struktur zeitnah überprüfen und anpassen, um Compliance-Risiken zu vermeiden und von der Planungssicherheit zu profitieren.

Welche Rolle spielt die geplante Qualified Domestic Minimum Top-up Tax in Dubai?

Die QDMTT ermöglicht es Dubai, die Differenz zur 15%-Mindeststeuer selbst zu erheben, anstatt sie an ausländische Steuerbehörden abzutreten. Für Unternehmer bedeutet dies eine planbare Steuerbelastung von maximal 15% bei multinationalen Strukturen, während Dubai die Steuerhoheit behält.

Können E-Commerce-Unternehmen weiterhin von 0% Corporate Tax in Dubai profitieren?

Dies hängt von der Kundenstruktur ab. E-Commerce-Verkäufe an deutsche oder EU-Kunden gelten typischerweise als Non-Qualifying Income und unterliegen der 9% Corporate Tax. Bei internationaler Diversifikierung oder reinen B2B-Strukturen kann der 0%-Status unter Umständen erhalten bleiben. Eine individuelle Analyse ist erforderlich.

Wie wirken sich die neuen Standards auf die Zusammenarbeit mit deutschen Banken aus?

Positiv. Deutsche Banken bewerten OECD-konforme Dubai-Strukturen deutlich günstiger als früher. Die erhöhte Transparenz und Regulierung führt zu weniger Compliance-Hürden, vereinfachter Kontoeröffnung und weniger Erklärungsaufwand. Dubai wird zunehmend wie ein regulärer EU-Standort behandelt.

Welche Dokumentation muss ich für Economic Substance Requirements vorhalten?

Sie müssen detaillierte Nachweise über Personal (Arbeitsverträge, Qualifikationen), Betriebsausgaben (Büro, Gehälter, Services), Entscheidungsprozesse (Board Minutes, Strategiedokumente) und Geschäftstätigkeiten (Kundeninteraktionen, Entwicklungsarbeit) führen. Diese Dokumentation muss jährlich im Economic Substance Report eingereicht werden.

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