Die goldenen Jahre der bedingungslosen Steuerfreiheit in Dubai neigen sich dem Ende zu. Was jahrzehntelang als unantastbar galt, wandelt sich nun unter dem Druck internationaler Steuerstandards zu einem differenzierteren, aber immer noch attraktiven System.

Dennoch bedeutet diese Entwicklung keineswegs das Ende Dubais als Steueroase. Vielmehr transformiert sich das Emirat zu einem transparenten, OECD-konformen Finanzplatz, der weiterhin erhebliche Steuervorteile bietet – allerdings unter neuen Spielregeln.

Für deutschsprachige Unternehmer, die bereits in Dubai etabliert sind oder eine Verlagerung planen, bringen diese Änderungen sowohl Chancen als auch neue Compliance-Anforderungen mit sich. Die Kunst liegt darin, die verbleibenden Steuervorteile optimal zu nutzen, während man den gestiegenen regulatorischen Anforderungen gerecht wird.

Die neue Realität: Warum Dubai sich international anpasst

Die Vereinigten Arabischen Emirate befinden sich in einem historischen Wandel ihrer Steuerpolitik. Was treibt diese fundamentale Transformation an?

OECD-Druck und globale Mindeststeuer

Seit 2021 steht Dubai unter erheblichem internationalen Druck. Die OECD hat mit ihrer Initiative zur globalen Mindeststeuer von 15% (Pillar Two) ein System geschaffen, das Steueroasen systematisch austrocknet.

Über 140 Länder haben sich diesem Rahmenwerk angeschlossen. Deutschland implementierte die Mindeststeuer bereits 2023, was bedeutet: Deutsche Muttergesellschaften müssen auf ihre Dubai-Töchter eine Ergänzungssteuer zahlen, falls diese weniger als 15% zahlen.

Die VAE erkannten früh, dass Widerstand zwecklos wäre. Stattdessen wählten sie den Weg der kontrollierten Anpassung. Seit Juni 2023 erhebt Dubai eine Corporate Tax von 9% auf Gewinne über 375.000 AED (ca. 95.000 Euro).

Dieser Schritt war strategisch klug: Mit 9% bleiben die VAE deutlich unter der 15%-Schwelle und verhindern, dass andere Länder Ergänzungssteuern erheben. Gleichzeitig demonstrieren sie internationale Kooperationsbereitschaft.

Base Erosion and Profit Shifting (BEPS) in den VAE

Die BEPS-Initiative der OECD zielt darauf ab, künstliche Gewinnverschiebungen zu unterbinden. Für Dubai bedeutet dies konkret: Reine Briefkastenfirmen ohne wirtschaftliche Substanz verlieren ihre Steuerprivilegien.

Die Economic Substance Regulations (ESR), die bereits 2019 eingeführt wurden, werden nun konsequent durchgesetzt. Unternehmen müssen nachweisen, dass sie tatsächlich in Dubai operieren – nicht nur auf dem Papier existieren.

Diese Anforderungen umfassen:

  • Physische Präsenz mit qualifiziertem Personal
  • Operative Entscheidungsfindung vor Ort
  • Angemessene Betriebsausgaben in den VAE
  • Relevante kommerzielle Aktivitäten im Emirat

Wer diese Kriterien erfüllt, profitiert weiterhin von erheblichen Steuervorteilen. Wer sie ignoriert, riskiert nicht nur Steuernachzahlungen, sondern auch Reputationsschäden bei Geschäftspartnern.

Automatischer Informationsaustausch (AEOI)

Seit 2018 tauschen die VAE automatisch Finanzinformationen mit über 100 Ländern aus. Diese Transparenz-Initiative eliminiert die Möglichkeit, Vermögen in Dubai zu verstecken.

Für seriöse Unternehmer ist dies jedoch kein Nachteil, sondern ein Qualitätsmerkmal. Es bestätigt, dass Dubai sich zu einem regulierten, vertrauenswürdigen Finanzplatz entwickelt hat.

Der automatische Informationsaustausch erfasst:

  • Bankkonten und Depots
  • Versicherungsverträge mit Anlageelement
  • Bestimmte Treuhandverhältnisse
  • Zinsen, Dividenden und Veräußerungsgewinne

Diese Entwicklung unterstreicht: Wer Dubai als Basis für sein Unternehmen wählt, sollte dies aus steuerlich legitimen Gründen tun – nicht um Steuern zu hinterziehen.

Dubai Corporate Tax 2025: Was Unternehmer jetzt wissen müssen

Die Einführung der Corporate Tax in Dubai war kein spontaner Entschluss, sondern eine sorgfältig orchestrierte Reform. Verstehen Sie die neuen Regeln genau, denn sie entscheiden über Ihren steuerlichen Erfolg.

Qualifying Income und die 0%-Regel

Trotz der neuen Corporate Tax bleibt Dubai für viele Unternehmer extrem attraktiv. Der Schlüssel liegt im Konzept des Qualifying Income – einer Kategorie von Einkünften, die weiterhin mit 0% besteuert wird.

Als Qualifying Income gelten insbesondere:

  • Dividenden von qualifizierten Beteiligungen (mindestens 5%)
  • Veräußerungsgewinne aus qualifizierten Beteiligungen
  • Einkünfte aus qualifizierten Free Zones
  • Bestimmte ausländische Einkünfte

Besonders interessant für deutsche Unternehmer: Free Zone Companies können weiterhin 0% Corporate Tax zahlen, wenn sie ausschließlich mit Nicht-VAE-Personen Geschäfte machen und keine Mainland-Aktivitäten ausüben.

Diese Regelung öffnet erhebliche Gestaltungsspielräume. Ein SaaS-Unternehmen mit internationaler Kundschaft kann beispielsweise in der Dubai Internet City (DIFC) eine Gesellschaft gründen und bei korrekter Strukturierung weiterhin steuerfrei operieren.

Gewinnspanne Steuersatz Anwendung
0 – 375.000 AED 0% Alle Unternehmen
Über 375.000 AED 9% Mainland Companies
Qualifying Income 0% Bei Erfüllung der Kriterien

Economic Substance Requirements verschärft

Die Economic Substance Requirements (ESR) haben sich von einer theoretischen Compliance-Übung zu einem praktischen Prüfstein entwickelt. Die Behörden kontrollieren mittlerweile systematisch und verhängen bei Verstößen empfindliche Strafen.

Für relevante Aktivitäten müssen Unternehmen nachweisen:

  • Angemessene Anzahl qualifizierter Vollzeitangestellter
  • Angemessene Betriebsausgaben in den VAE
  • Physische Präsenz und Räumlichkeiten
  • Kerngeschäftstätigkeiten in den VAE

Die Definition angemessen hängt vom Geschäftsumfang ab. Ein Tech-Startup mit 2 Millionen Euro Umsatz benötigt mindestens 2-3 Vollzeitangestellte vor Ort, während größere Unternehmen entsprechend mehr Personal vorhalten müssen.

Kritisch wird es bei reinen Holding-Strukturen. Wer lediglich Beteiligungen verwaltet, muss trotzdem substantielle Aktivitäten nachweisen. Das bedeutet: Kompetente lokale Geschäftsführung, regelmäßige Board Meetings vor Ort und dokumentierte Investmententscheidungen.

Die gute Nachricht: Unternehmen mit echter Geschäftstätigkeit in Dubai erfüllen diese Anforderungen meist automatisch. Problematisch wird es nur bei künstlichen Konstruktionen ohne wirtschaftlichen Kern.

Neue Dokumentationspflichten

Mit der Corporate Tax kommen umfangreiche Dokumentationspflichten. Unternehmen müssen ihre Steuererklärungen bis zum 9. Monat nach Ende des Steuerjahres einreichen – eine deutliche Verschärfung gegenüber der Vergangenheit.

Erforderlich sind unter anderem:

  • Vollständige IFRS-konforme Buchhaltung
  • Nachweis der Economic Substance
  • Transfer Pricing Documentation
  • Detaillierte Gewinn- und Verlustrechnung
  • Dokumentation von Related Party Transactions

Diese Anforderungen bedeuten in der Praxis: Ihre Buchhaltungskosten werden steigen. Rechnen Sie mit zusätzlichen 15.000 bis 30.000 Euro jährlich für professionelle Compliance – je nach Komplexität Ihrer Struktur.

Gleichzeitig sollten Sie diese Kosten als Investition in die Zukunftssicherheit Ihres Unternehmens betrachten. Ordnungsgemäße Dokumentation schützt vor späteren Beanstandungen und erleichtert Due Diligence-Prozesse bei Unternehmensverkäufen.

Internationale Compliance: CRS und Transfer Pricing

Die Integration Dubais in internationale Steuerstandards geht weit über die Corporate Tax hinaus. Zwei Bereiche verdienen besondere Aufmerksamkeit: der automatische Informationsaustausch und die Transfer Pricing Regulations.

Common Reporting Standard in Dubai

Seit 2018 ist Dubai vollständig in den Common Reporting Standard (CRS) der OECD integriert. Dies bedeutet: Ihre Finanzinformationen werden automatisch mit Ihrem Steuerresidenzland ausgetauscht.

Für deutsche Unternehmer hat dies konkrete Auswirkungen. Das Bundeszentralamt für Steuern erhält jährlich Berichte über:

  • Kontostände und Zinserträge
  • Dividenden und andere Ausschüttungen
  • Veräußerungserlöse aus Wertpapiergeschäften
  • Versicherungsleistungen mit Anlagecharakter

Diese Transparenz eliminiert die Möglichkeit, Einkünfte zu verschleiern. Gleichzeitig bietet sie Planungssicherheit: Wer seine Dubai-Struktur korrekt deklariert, muss keine späteren Enthüllungen fürchten.

Besonders relevant für Unternehmer: Auch Gesellschaftsanteile und Kapitalerträge werden gemeldet. Dies gilt sowohl für operative Gesellschaften als auch für Holdingstrukturen.

Die praktische Konsequenz: Ihre Dubai-Aktivitäten müssen steuerlich vollständig in Deutschland dokumentiert werden. Dies ist jedoch kein Nachteil, sondern sorgt für Rechtssicherheit auf beiden Seiten.

Transfer Pricing Documentation

Mit der Einführung der Corporate Tax kommen auch Transfer Pricing Regulations nach Dubai. Diese regeln die Preisgestaltung zwischen verbundenen Unternehmen nach dem Fremdvergleichsgrundsatz.

Für Unternehmensgruppen mit internationalen Verflechtungen bedeutet dies:

  • Dokumentation aller Geschäfte zwischen Konzerngesellschaften
  • Nachweis marktüblicher Preise und Konditionen
  • Erstellung lokaler Transfer Pricing Files
  • Bei größeren Gruppen: Master File und Country-by-Country Report

Diese Anforderungen treffen insbesondere deutsche Unternehmer, die ihre IP-Rechte (Marken, Software, Patente) nach Dubai verlagert haben. Lizenzgebühren zwischen der deutschen Operative und der Dubai Holding müssen dem Fremdvergleichsgrundsatz entsprechen.

Ein praktisches Beispiel: Ihre deutsche GmbH nutzt Software, die Ihrer Dubai-Gesellschaft gehört. Die Lizenzgebühren müssen so kalkuliert werden, als würden zwei fremde Unternehmen miteinander verhandeln. Überhöhte Gebühren werden korrigiert, zu niedrige können eine verdeckte Gewinnausschüttung darstellen.

Die Dokumentationspflichten beginnen bereits bei bescheidenen Umsätzen. Unternehmen mit grenzüberschreitenden Transaktionen über 200.000 AED (ca. 50.000 Euro) müssen Transfer Pricing Files erstellen.

Country-by-Country Reporting

Multinationale Unternehmensgruppen mit einem konsolidierten Umsatz von über 750 Millionen Euro müssen Country-by-Country Reports erstellen. Diese detaillierten Berichte zeigen die weltweite Gewinnverteilung und Geschäftstätigkeiten.

Auch wenn nur wenige deutsche Mittelständler diese Schwelle überschreiten, zeigt die Implementierung in Dubai die konsequente Ausrichtung an OECD-Standards.

Für kleinere Unternehmen relevant: Auch unterhalb der 750-Millionen-Schwelle können Steuerbehörden bei begründetem Verdacht ähnliche Informationen anfordern. Transparenz wird zum Standard, nicht zur Ausnahme.

Unternehmensgröße Dokumentationspflicht Frist
Unter 200.000 AED Basis-Dokumentation Bei Prüfung
Über 200.000 AED Transfer Pricing File Jährlich
Über 750 Mio. EUR Country-by-Country Report 12 Monate nach Geschäftsjahresende

Diese gestaffelte Herangehensweise zeigt: Dubai balanciert internationale Compliance mit praktikablen Anforderungen für kleinere Unternehmen.

Praktische Auswirkungen für deutsche Unternehmer

Die regulatorischen Änderungen sind eine Sache – die praktischen Konsequenzen für Ihren Geschäftsalltag eine andere. Hier zeigt sich, wie die neuen Standards Ihre Dubai-Strategie beeinflussen.

Free Zone vs. Onshore Companies

Die Wahl zwischen Free Zone und Onshore Company hat sich fundamental gewandelt. Früher war es primär eine Frage der Geschäftstätigkeit – heute entscheidet sie über Ihre Steuerlast.

Free Zone Companies profitieren weiterhin von erheblichen Vorteilen:

  • 0% Corporate Tax bei qualifizierten Aktivitäten
  • Vollständige Ausländereigentümerschaft
  • Beschleunigte Visa-Verfahren
  • Weniger bürokratische Hürden

Allerdings sind die Beschränkungen strenger geworden. Free Zone Companies dürfen nur begrenzt auf dem VAE-Festland tätig werden. Wer lokale Kunden bedienen möchte, muss eine Mainland-Lizenz erwerben – und damit der 9% Corporate Tax unterliegen.

Für deutsche Tech-Unternehmer, E-Commerce-Seller oder Online-Coaches ist dies meist unproblematisch. Ihre Kunden befinden sich ohnehin außerhalb der VAE. Performance-Marketing-Agenturen können problemlos internationale Kunden aus einer Free Zone heraus bedienen.

Anders verhält es sich bei physischen Geschäftsmodellen. Wer Immobilien entwickelt, Restaurants betreibt oder lokale Dienstleistungen anbietet, benötigt eine Mainland-Lizenz. Die 9% Corporate Tax sind dann der Preis für den Zugang zum lokalen Markt.

Eine Hybrid-Struktur kann optimale Ergebnisse erzielen: Die Free Zone Company hält geistiges Eigentum und bedient internationale Märkte, während eine Mainland-Tochter lokale Aktivitäten abwickelt. Durch geschickte Transfer Pricing-Gestaltung lassen sich Gewinne steueroptimal zuordnen.

Substanznachweis und physische Präsenz

Der Substanznachweis hat sich vom theoretischen Konzept zur praktischen Herausforderung entwickelt. Die Behörden prüfen mittlerweile systematisch und akzeptieren keine Briefkastenlösungen mehr.

Konkret müssen Sie nachweisen können:

  • Qualifizierte Vollzeitangestellte vor Ort
  • Angemessene Büroräume (nicht nur ein Shared Office)
  • Regelmäßige Geschäftstätigkeit in Dubai
  • Lokale Bankkonten und Zahlungsverkehr

Die Personalanforderungen variieren je nach Geschäftsmodell. Ein E-Commerce-Unternehmen mit 3 Millionen Euro Umsatz benötigt mindestens einen qualifizierten General Manager vor Ort. Größere Unternehmen müssen entsprechend mehr Personal vorhalten.

Für viele deutsche Unternehmer bedeutet dies: Sie müssen selbst einen Teil des Jahres in Dubai verbringen oder einen vertrauenswürdigen Partner vor Ort etablieren. Remote-Management aus Deutschland ist nicht mehr ausreichend.

Die Büroräume müssen der Geschäftstätigkeit angemessen sein. Ein kleines Shared Office reicht für ein Beratungsunternehmen, ein E-Commerce-Seller benötigt jedoch Lagerflächen oder zumindest ein repräsentatives Büro für Lieferantenverhandlungen.

Diese Anforderungen führen zu realen Kosten. Rechnen Sie mit mindestens 50.000 bis 100.000 Euro jährlich für die Grundausstattung – je nach Branche und Unternehmensgröße.

Buchhaltung und Audit-Anforderungen

Die Buchhaltungsanforderungen in Dubai haben sich professionalisiert. Was früher mit einfachen Excel-Tabellen funktionierte, erfordert heute IFRS-konforme Buchführung mit professioneller Software.

Mandatory sind jetzt:

  • Vollständige doppelte Buchführung
  • Monatliche Abstimmungen
  • Quartalsweise Finanzberichte
  • Jährliche Audit-Pflicht ab bestimmten Schwellenwerten

Die Audit-Pflicht greift bei Unternehmen mit einem Umsatz über 50 Millionen AED (ca. 12,5 Millionen Euro) oder Bilanzsummen über 25 Millionen AED. Auch kleinere Unternehmen unterliegen der Prüfungspflicht, wenn sie bestimmte Aktivitäten ausüben oder komplexe Strukturen aufweisen.

Diese Professionalisierung bringt Kosten mit sich. Eine ordnungsgemäße Buchhaltung kostet zwischen 2.000 und 5.000 Euro monatlich, ein Jahresabschluss-Audit weitere 15.000 bis 40.000 Euro – abhängig von der Unternehmensgröße.

Gleichzeitig steigt die Qualität der verfügbaren Dienstleister. Dubai hat sich einen Pool internationaler Wirtschaftsprüfungsgesellschaften aufgebaut. Big Four-Prüfungen sind Standard, lokale Boutique-Kanzleien bieten spezialisierte Lösungen für Mittelständler.

Unternehmensgröße Buchhaltungskosten/Jahr Audit-Kosten/Jahr
Start-up (< 1 Mio. EUR) 15.000 – 25.000 EUR 10.000 – 15.000 EUR
Scale-up (1-10 Mio. EUR) 25.000 – 50.000 EUR 15.000 – 30.000 EUR
Etabliert (> 10 Mio. EUR) 50.000 – 100.000 EUR 30.000 – 60.000 EUR

Diese Investition zahlt sich jedoch aus: Professionelle Buchhaltung erleichtert nicht nur die Compliance, sondern verbessert auch Ihre Entscheidungsgrundlagen und macht das Unternehmen investorenreif.

Strategische Anpassungen und Handlungsempfehlungen

Die neuen regulatorischen Rahmenbedingungen erfordern eine strategische Neuausrichtung. Wer jetzt richtig handelt, sichert sich langfristige Wettbewerbsvorteile. Wer abwartet, riskiert schmerzhafte Nachholeffekte.

Due Diligence für bestehende Strukturen

Falls Sie bereits eine Dubai-Struktur betreiben, sollten Sie diese umgehend auf Compliance prüfen. Die Übergangsfristen sind großzügig, aber nicht unbegrenzt.

Kritische Prüfpunkte umfassen:

  • Economic Substance: Erfüllen Sie die Mindestanforderungen?
  • Transfer Pricing: Sind Ihre konzerninternen Transaktionen marktüblich?
  • Buchhaltung: Entspricht Ihre Dokumentation den IFRS-Standards?
  • Steuerstatus: Qualifizieren Sie für 0% Corporate Tax?

Besonders prekär sind reine Holding-Strukturen ohne operative Substanz. Wer nur Dividenden kassiert und Beteiligungen verwaltet, muss trotzdem substantielle Geschäftstätigkeit nachweisen.

Eine typische Problemkonstellation: Deutsche Unternehmer haben ihre Markenrechte nach Dubai verlagert und kassieren Lizenzgebühren. Ohne angemessene Personalausstattung und IP-Management vor Ort ist diese Struktur gefährdet.

Die Lösung liegt oft in der Professionalisierung: Statt eines nominellen Directors benötigen Sie qualifizierte Mitarbeiter, die tatsächlich IP-Management, Lizenzverhandlungen und strategische Entscheidungen vor Ort treffen.

Kosten für eine Compliance-Prüfung: 15.000 bis 30.000 Euro. Kosten für eine Restrukturierung: 50.000 bis 150.000 Euro. Kosten für Non-Compliance: potenziell Millionen in Steuernachzahlungen und Strafen.

Compliance-Kosten realistisch kalkulieren

Die neuen regulatorischen Anforderungen bringen erhebliche Kosten mit sich. Eine realistische Kalkulation hilft bei der Entscheidung, ob Dubai weiterhin die optimale Jurisdiktion für Ihr Unternehmen ist.

Jährliche Compliance-Kosten im Überblick:

  • Professionelle Buchhaltung: 20.000 – 60.000 Euro
  • Audit und Steuererklärung: 15.000 – 40.000 Euro
  • Legal Compliance: 10.000 – 25.000 Euro
  • Office und Personal: 50.000 – 150.000 Euro

Hinzu kommen einmalige Aufwendungen für die Strukturanpassung und laufende Visa-Kosten für Ihre Mitarbeiter.

Diese Zahlen mögen abschreckend wirken, aber die Perspektive entscheidet: Ein deutsches Unternehmen mit 2 Millionen Euro Gewinn zahlt über 600.000 Euro Körperschaftsteuer plus Gewerbesteuer. Selbst mit den gestiegenen Compliance-Kosten bietet Dubai noch erhebliche Ersparnisse.

Kritisch wird die Kalkulation bei kleineren Unternehmen. Wer weniger als 500.000 Euro Gewinn erwirtschaftet, sollte die Dubai-Option sorgfältig durchrechnen. Die Fixkosten können den Steuervorteil komplett aufzehren.

Jahresgewinn Deutschland (Steuern) Dubai (Compliance) Ersparnis
500.000 EUR 150.000 EUR 120.000 EUR 30.000 EUR
1.000.000 EUR 300.000 EUR 140.000 EUR 160.000 EUR
2.000.000 EUR 600.000 EUR 180.000 EUR 420.000 EUR

Exit-Strategien und Alternativen

Nicht jede Dubai-Struktur wird die neuen Anforderungen wirtschaftlich überstehen. Für manche Unternehmer wird ein strategischer Exit sinnvoller als eine kostspielige Anpassung.

Exit-Optionen umfassen:

  • Liquidation der Dubai-Struktur und Rückkehr nach Deutschland
  • Migration in eine andere Jurisdiktion (Singapur, Hongkong)
  • Verkauf der Struktur an einen strategischen Investor
  • Umwandlung in eine reine Service-Gesellschaft

Eine kontrollierte Liquidation kann steuerlich vorteilhaft sein, wenn sie vor Verschärfung der deutschen Wegzugsbesteuerung erfolgt. Wichtig ist eine sorgfältige Planung, um Liquidationsgewinne optimal zu strukturieren.

Alternative Jurisdiktionen haben eigene Vor- und Nachteile. Singapur bietet ähnliche Steuervorteile mit noch höherer regulatorischer Qualität, ist aber deutlich teurer. Zypern bleibt für EU-Geschäfte attraktiv, hat aber den Brexit-bedingten Verlust des UK-Marktes zu verkraften.

Für viele Unternehmer bleibt Dubai trotz der Änderungen die beste Option. Die Kombination aus Steuervorteilen, strategischer Lage, moderner Infrastruktur und wachsendem lokalen Markt ist schwer zu replizieren.

Entscheidend ist eine ehrliche Kosten-Nutzen-Analyse: Wenn Ihre Dubai-Struktur auch unter den neuen Bedingungen erhebliche Vorteile bietet, lohnt sich die Investition in die Anpassung. Falls nicht, ist ein rechtzeitiger Exit oft die klügere Entscheidung.

Die goldenen Jahre bedingungsloser Steuerfreiheit sind vorbei. Die Zukunft gehört professionell strukturierten, substanziellen Geschäftstätigkeiten, die echten Mehrwert schaffen – in Dubai wie überall sonst.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Ist Dubai noch als Steueroase interessant?

Ja, aber unter neuen Bedingungen. Free Zone Companies können weiterhin 0% Corporate Tax zahlen, müssen jedoch echte Substanz nachweisen. Für größere Unternehmen mit internationaler Ausrichtung bleibt Dubai sehr attraktiv.

Welche Kosten bringen die neuen Compliance-Anforderungen mit sich?

Rechnen Sie mit jährlichen Mehrkosten von 80.000 bis 200.000 Euro für professionelle Buchhaltung, Audit, Legal Compliance und Mindest-Personalausstattung – je nach Unternehmensgröße.

Muss ich persönlich nach Dubai umziehen?

Nicht zwingend, aber Sie müssen substantielle Geschäftstätigkeit vor Ort nachweisen. Dies erfordert qualifizierte lokale Mitarbeiter oder Ihre regelmäßige Anwesenheit für strategische Entscheidungen.

Wie wirkt sich der automatische Informationsaustausch aus?

Ihre Dubai-Einkünfte werden automatisch an Deutschland gemeldet. Dies erfordert vollständige steuerliche Deklaration, bietet aber Planungssicherheit und schützt vor späteren Problemen.

Welche Unternehmen profitieren weiterhin von Dubai?

Besonders Tech-Unternehmen, E-Commerce-Seller, Online-Coaches und Performance-Marketing-Agenturen mit internationaler Kundschaft können die 0%-Regel bei Free Zone Companies optimal nutzen.

Sind bestehende Dubai-Strukturen automatisch gefährdet?

Nicht automatisch, aber sie müssen auf Compliance geprüft werden. Reine Briefkasten-Konstruktionen sind problematisch, während substanzielle Geschäftstätigkeiten meist nur angepasst werden müssen.

Wann lohnt sich ein Exit aus Dubai?

Bei kleineren Unternehmen mit Gewinnen unter 500.000 Euro können die Compliance-Kosten den Steuervorteil aufzehren. Eine sorgfältige Kosten-Nutzen-Analyse ist entscheidend.

Wie unterscheiden sich Free Zone und Mainland Companies steuerlich?

Free Zone Companies zahlen 0% auf qualifizierte Einkünfte, Mainland Companies 9% auf Gewinne über 375.000 AED. Die Wahl hängt von Ihrer Geschäftstätigkeit ab.

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