Warum die Wahl der Free Zone über Ihren Erfolg entscheidet

Die Entscheidung für eine Free Zone in Dubai ist weitaus komplexer, als viele Unternehmer zunächst annehmen. Während alle Free Zones grundsätzlich 0% Corporate Tax auf Qualifying Income bieten, unterscheiden sie sich erheblich in Kosten, Services und strategischen Vorteilen.

Ein falscher Schritt kann Sie jährlich fünfstellige Beträge kosten – oder umgekehrt erhebliche Wettbewerbsvorteile verschaffen.

Die drei dominierenden Free Zones DMCC, JAFZA und Dubai South bedienen unterschiedliche Unternehmensprofile. Während DMCC als etablierter Allrounder gilt, punktet JAFZA bei logistikintensiven Geschäften und Dubai South lockt mit modernen Strukturen und günstigen Einstiegskosten.

Entscheidend ist jedoch nicht nur der Preis. Economic Substance Regelungen, Visa-Verfügbarkeit und die praktische Umsetzung Ihrer Geschäftstätigkeit spielen eine mindestens ebenso wichtige Rolle.

Die versteckten Kostenfallen bei der Free Zone Wahl

Viele Unternehmer fokussieren sich ausschließlich auf die Gründungskosten – ein fataler Fehler. Die jährlichen Renewal-Gebühren, Visa-Kosten und zusätzlichen Service-Gebühren können die Gesamtkosten verdrei- oder sogar vervierfachen.

Besonders tückisch: Manche Free Zones locken mit niedrigen Einstiegspreisen, erheben aber happige Zusatzgebühren für Standard-Services wie Attested Kopien oder Visa-Bearbeitungen.

Economic Substance: Der Gamechanger seit 2019

Seit Einführung der Economic Substance Regulations (ESR) in 2019 reicht es nicht mehr, einfach eine Briefkasten-Gesellschaft zu gründen. Sie müssen nachweisen, dass Ihr Unternehmen substantielle Geschäftstätigkeit in den VAE ausübt.

Das bedeutet konkret: Angemessene Anzahl von Vollzeit-Mitarbeitern, ausreichende operative Ausgaben und Core Income Generating Activities (CIGA) vor Ort. Diese Anforderungen variieren je nach Free Zone erheblich.

Die drei Großen im Überblick: DMCC, JAFZA, Dubai South

Um Ihnen die Entscheidung zu erleichtern, hier zunächst eine kompakte Übersicht der drei wichtigsten Free Zones Dubais:

Kriterium DMCC JAFZA Dubai South
Gründung 2002 1985 2006
Fokus Handel, Services, Fintech Logistik, Manufacturing Aviation, Logistics, Tech
Einstiegskosten AED 20.000+ AED 18.000+ AED 15.000+
Bürofläche Flexdisk ab 28 m² Min. 50 m² Flexdisk ab 20 m²
Visa-Kapazität Bis zu 9 (Flexdisk) Bis zu 6 (Standard) Bis zu 6 (Flexdisk)
Lage JLT, sehr zentral Jebel Ali, industriell Al Maktoum Airport

Die geografischen Standortvorteile im Detail

Die Lage Ihrer Free Zone beeinflusst nicht nur Ihre täglichen Fahrtzeiten, sondern auch Ihre Geschäftsmöglichkeiten fundamental.

DMCC in Jumeirah Lake Towers (JLT) bietet die beste Anbindung an Dubais Business-Zentrum. Sie erreichen Dubai International Financial Centre (DIFC), Downtown Dubai und Dubai Marina in weniger als 20 Minuten.

JAFZA hingegen liegt strategisch am größten Hafen der Region. Wenn Ihr Geschäftsmodell auf physischen Warenfluss basiert – beispielsweise E-Commerce mit eigenem Fulfillment – ist diese Lage Gold wert.

Dubai South positioniert sich als Zukunftsstadt rund um den Al Maktoum International Airport. Die Infrastruktur ist hochmodern, die Entfernungen zu den etablierten Business-Zentren jedoch noch beträchtlich.

DMCC (Dubai Multi Commodities Centre): Der Allrounder für Handel und Services

DMCC gilt zurecht als die vielseitigste und etablierteste Free Zone Dubais. Mit über 20.000 registrierten Unternehmen aus 180 Ländern bietet sie die größte Branchenvielfalt und ausgefeilteste Services.

Besonders für deutschsprachige Unternehmer relevant: DMCC verfügt über das ausgereifteste Ökosystem für Service-basierte Geschäftsmodelle.

DMCC Kostenstruktur: Was Sie wirklich zahlen

Die DMCC-Preisstruktur ist transparent, aber vielschichtig. Für eine Standard-Gründung mit Flexdisk-Lizenz rechnen Sie mit folgenden Kosten (Stand 2025):

  • Trade License Fee: AED 9.500 (ca. 2.400 €) jährlich
  • Flexdisk Office: AED 12.000 (ca. 3.000 €) jährlich für 28 m²
  • Establishment Card: AED 3.000 (ca. 750 €) einmalig
  • MOA (Memorandum of Association): AED 1.050 (ca. 265 €) einmalig
  • Manager Visa (je): AED 5.775 (ca. 1.450 €) jährlich
  • Employee Visa (je): AED 4.815 (ca. 1.210 €) jährlich

Gesamtkosten erstes Jahr (ohne Visa): circa 6.400 €

Mit einem Manager-Visa: circa 7.850 €

DMCC Services: Warum die Premium-Gebühren gerechtfertigt sind

DMCC bietet eine Servicequalität, die ihresgleichen sucht. Das Business Centre ist durchgehend geöffnet, die Bearbeitungszeiten für Dokumente betragen meist nur 24-48 Stunden.

Besonders wertvoll für internationale Unternehmer: DMCC hat Kooperationen mit über 15 internationalen Banken. Die Kontoeröffnung gelingt hier deutlich zuverlässiger als in anderen Free Zones.

Ein konkretes Beispiel: Während JAFZA-Kunden oft wochenlang auf Attested Kopien warten, erhalten DMCC-Kunden diese meist am selben Tag.

Für welche Geschäftsmodelle eignet sich DMCC optimal?

DMCC ist die erste Wahl für folgende Unternehmenstypen:

  • SaaS-Unternehmen und Tech-Startups: Excellent IT-Infrastruktur und Fintech-Fokus
  • Beratungsunternehmen und Agenturen: Prestige-Adresse und vielfältige Lizenzoptionen
  • Handelsunternehmen ohne Lagerbedarf: Über 200 vordefinierte Handelsaktivitäten
  • Finanzdienstleister: Spezielle Fintech-Programme und Kooperationen mit Regulatoren

DMCC Nachteile: Wo andere Free Zones punkten

Trotz aller Vorteile hat DMCC auch Schwächen. Die Kosten sind die höchsten unter den drei großen Free Zones – ein Faktor, der gerade in der Aufbauphase schmerzt.

Zudem ist die Flexdisk-Option, obwohl praktisch, für Unternehmen mit substantiellem Platzbedarf ungeeignet. Manufacturing oder größere Lagerhaltung sind faktisch unmöglich.

Die zentrale Lage bringt auch Nachteile mit sich: Verkehr, Parkplatzprobleme und höhere Lebenshaltungskosten in der Umgebung.

JAFZA (Jebel Ali Free Zone): Das Logistik-Powerhouse

JAFZA ist die älteste und flächenmäßig größte Free Zone der VAE. Mit direkter Anbindung an den Jebel Ali Port – einem der größten Containerhäfen weltweit – bietet sie unschlagbare Vorteile für logistikintensive Geschäftsmodelle.

Hier schlägt das industrielle Herz Dubais. Über 7.000 Unternehmen aus 100+ Ländern nutzen JAFZA als Drehscheibe für Handel zwischen Europa, Asien und Afrika.

JAFZA Kostenstruktur: Günstig bei hohem Raumbedarf

JAFZAs Preismodell ist auf Unternehmen mit substantiellem Flächenbedarf optimiert. Die Grundkosten sind moderat, skalieren aber intelligent mit der Unternehmensgröße:

  • Company Registration: AED 7.350 (ca. 1.850 €) einmalig
  • Trade License (Service): AED 10.500 (ca. 2.650 €) jährlich
  • Bürofläche (50 m² min.): AED 8.500+ (ca. 2.140 €) jährlich
  • Establishment Card: AED 3.000 (ca. 750 €) einmalig
  • Manager Visa: AED 5.285 (ca. 1.330 €) jährlich
  • Employee Visa: AED 4.235 (ca. 1.065 €) jährlich

Gesamtkosten erstes Jahr (ohne Visa): circa 7.390 €

Mit einem Manager-Visa: circa 8.720 €

JAFZAs einzigartige Infrastruktur-Vorteile

Was JAFZA von allen anderen Free Zones unterscheidet, ist die physische Infrastruktur. Sie erhalten Zugang zu:

  • Direkte Hafenanbindung: 15 Minuten von Ihrem Büro zum größten Hafen der Region
  • Lagerflächen jeder Größe: Von 100 m² bis zu mehreren Hektar
  • Kühlhäuser und Speziallager: Für temperaturempfindliche Waren
  • Zollfreie Lagerung: Waren können unbegrenzt zollfrei gelagert werden
  • Re-Export Facilities: Perfekt für Transithandel

Ein praktisches Beispiel: Ein deutscher E-Commerce-Seller importiert Waren aus China, lagert sie zollfrei in JAFZA und verteilt sie von dort in die GCC-Staaten, nach Afrika und zurück nach Europa.

Manufacturing-Möglichkeiten: JAFZAs Alleinstellungsmerkmal

JAFZA ist eine der wenigen Free Zones, die echte Manufacturing-Lizenzen anbietet. Sie können physische Produkte herstellen, veredeln oder assemblieren.

Die Vorteile sind beträchtlich: 0% Importzoll auf Rohstoffe, 0% Corporate Tax auf Gewinne und gleichzeitig Zugang zu einem Markt von über 3 Milliarden Menschen in einem 4-Stunden-Flugradius.

Besonders interessant für deutsche Unternehmer: Made in UAE-Produkte genießen bevorzugten Marktzugang in viele afrikanische und asiatische Märkte.

JAFZA Nachteile: Was Sie bedenken sollten

Die Lage von JAFZA ist Fluch und Segen zugleich. Für Service-basierte Unternehmen ohne Logistikkomponente ist die Entfernung zu Dubais Business-Zentren ein täglicher Nachteil.

Die Mindestbürofläche von 50 m² macht JAFZA für Solo-Unternehmer oder kleine Teams teurer als nötig. Flexdisk-Optionen gibt es nicht.

Zudem ist das Umfeld eindeutig industriell geprägt. Repräsentative Kundentermine finden besser in einem DMCC-Büro statt als im Industriegebiet von Jebel Ali.

Dubai South: Der Newcomer mit Zukunftspotenzial

Dubai South ist die jüngste der drei großen Free Zones und gleichzeitig die ambitionierteste. Gebaut rund um den Al Maktoum International Airport, soll hier eine komplett neue Wirtschaftsmetropole entstehen.

Für frühe Adopter bietet Dubai South interessante Kostenvorteile und moderne Infrastruktur. Das Risiko: Die Entwicklung ist noch nicht abgeschlossen.

Dubai South Kostenstruktur: Der günstigste Einstieg

Dubai South lockt bewusst mit den niedrigsten Einstiegskosten aller großen Free Zones:

  • Trade License: AED 8.500 (ca. 2.140 €) jährlich
  • Flexi Desk (20 m²): AED 6.500 (ca. 1.640 €) jährlich
  • Establishment Card: AED 2.000 (ca. 505 €) einmalig
  • Manager Visa: AED 5.500 (ca. 1.385 €) jährlich
  • Employee Visa: AED 4.500 (ca. 1.135 €) jährlich

Gesamtkosten erstes Jahr (ohne Visa): circa 4.285 €

Mit einem Manager-Visa: circa 5.670 €

Das ist rund 40% günstiger als DMCC – ein erheblicher Vorteil für kostenbewusste Gründer.

Dubai South Aviation Cluster: Einzigartiger Marktzugang

Der Al Maktoum International Airport soll bis 2030 einer der größten Flughäfen der Welt werden. Unternehmen in Dubai South profitieren von direkter Airside-Anbindung.

Konkret bedeutet das: Ihre Waren können direkt vom Lager in Flugzeuge verladen werden, ohne Umwege über Zwischenlager oder zusätzliche Sicherheitskontrollen.

Für zeitkritische oder hochwertige Güter ist das ein unschätzbarer Vorteil. Ein Beispiel: Pharmazeutische Produkte oder Elektronik können binnen Stunden weltweit verschickt werden.

Moderne Infrastruktur: Was Dubai South richtig macht

Da Dubai South von Grund auf neu geplant wurde, profitieren Sie von ultramoderner Infrastruktur:

  • Glasfaser-Internet: Gigabit-Geschwindigkeiten standard
  • Smart Building Features: IoT-Integration, automatisierte Klimatisierung
  • Nachhaltige Energiesysteme: Solarenergie und energieeffiziente Kühlung
  • Integrierte Logistik: Direkte Verbindung zu Hafen, Flughafen und Straßennetz

Dubai South Risiken: Die Kehrseite der Medaille

Der größte Nachteil von Dubai South ist die noch unvollständige Entwicklung. Viele geplante Einrichtungen existieren nur auf dem Papier.

Die Entfernung zu etablierten Business-Zentren ist beträchtlich. Bis zur Dubai Mall sind es 45 Minuten, zum DIFC sogar über eine Stunde – bei gutem Verkehr.

Zudem fehlt das etablierte Ökosystem aus Dienstleistern, Banken und Partnern, das DMCC und JAFZA bieten. Für Networking und spontane Business-Meetings ist Dubai South noch nicht optimal.

Für welche Unternehmer eignet sich Dubai South?

Dubai South ist ideal für:

  • Kostenbewusste Gründer: Maximale Ersparnis bei solidem Service-Level
  • Aviation- und Logistik-Unternehmen: Direkter Airport-Zugang unschlagbar
  • Tech-Startups mit Remote-Teams: Moderne Infrastruktur, günstige Kosten
  • Zukunftsorientierte Unternehmer: Wetten auf Dubais nächste Boomregion

Free Zone Vergleich 2025: Kosten, Vorteile und Nachteile im Detail

Nach der Einzelbetrachtung folgt nun der direkte Vergleich. Diese Übersicht hilft Ihnen, die optimale Free Zone für Ihr spezifisches Geschäftsmodell zu identifizieren.

Kostenvergleich über 3 Jahre: Die Gesamtrechnung

Kostenfaktor DMCC (3 Jahre) JAFZA (3 Jahre) Dubai South (3 Jahre)
Lizenzgebühren € 7.200 € 7.950 € 6.420
Bürokosten € 9.000 (Flexdisk) € 6.420 (50m²) € 4.920 (Flexi)
Setup-Gebühren € 1.015 € 2.600 € 505
1 Manager Visa € 4.350 € 3.990 € 4.155
Gesamtkosten € 21.565 € 20.960 € 16.000
Ersparnis zu DMCC € 605 € 5.565

Die Kostenunterschiede sind erheblich: Dubai South ist über drei Jahre rund 5.500 € günstiger als DMCC. Bei mehreren Mitarbeitern verstärkt sich dieser Effekt.

Service-Level Vergleich: Wo Sie den besten Support erhalten

Service-Aspekt DMCC JAFZA Dubai South
Bearbeitungszeit Dokumente 24-48h 2-5 Tage 1-3 Tage
Kundenservice Qualität Exzellent Gut Sehr gut
Online-Plattform Marktführer Solide Modern
Banking-Unterstützung 15+ Partner 8+ Partner 6+ Partner
Öffnungszeiten 24/7 (Online) 8-17h 8-18h

Strategische Vorteile: Was Geld nicht kaufen kann

Neben den Kosten gibt es strategische Faktoren, die langfristig wichtiger sein können:

Prestige und Reputation: DMCC genießt international das höchste Ansehen. Für Unternehmen, die auf Vertrauen ihrer Kunden angewiesen sind, kann das entscheidend sein.

Netzwerk-Effekte: DMCC hat das dichteste Ökosystem aus Dienstleistern, Kunden und Partnern. Geschäftsmöglichkeiten entstehen oft spontan.

Zukunftspotenzial: Dubai South bietet die größten Wachstumschancen. Frühe Ansiedler könnten von steigenden Immobilienwerten und verbesserter Infrastruktur profitieren.

Operative Effizienz: JAFZA ist unschlagbar für logistikintensive Geschäfte. Die eingesparten Transport- und Lagerkosten übersteigen oft die höheren Grundkosten.

Welche Dubai Free Zone passt zu Ihrem Unternehmenstyp?

Die optimale Free Zone hängt stark von Ihrem Geschäftsmodell, Budget und strategischen Zielen ab. Hier eine praxisnahe Entscheidungshilfe für die häufigsten Unternehmenstypen:

SaaS-Unternehmen und Tech-Startups: DMCC als erste Wahl

Für Software-Unternehmen ist DMCC meist die beste Option. Die Gründe:

  • IT-Infrastructure: Beste Internet-Anbindung und Tech-Support
  • Talent Pool: Nähe zu Dubais Tech-Hubs und internationalen Experten
  • Investor Relations: Viele VCs und Angel Investors sind in DMCC ansässig
  • Compliance: Erfahrung mit komplexen Software-Lizenzen und IP-Schutz

Beispiel: Ein deutscher SaaS-Gründer mit 2 Mio. € ARR wählt DMCC. Die höheren Kosten (circa 2.000 € jährlich vs. Dubai South) sind vernachlässigbar bei der Umsatzgröße, die Services und das Netzwerk jedoch Gold wert.

E-Commerce und FBA-Seller: JAFZA für physische Waren

E-Commerce-Unternehmen mit physischen Produkten profitieren massiv von JAFZAs Infrastruktur:

  • Fulfillment: Direkter Zugang zu Versanddienstleistern und 3PL-Providern
  • Zollvorteile: Re-Export ohne Zollbelastung in über 130 Länder
  • Lagerung: Kosteneffiziente Lagermöglichkeiten jeder Größe
  • Quality Control: Professionelle Wareneingangsprüfung und Qualitätskontrolle

Beispiel: Ein Amazon-FBA-Seller importiert Elektronik aus China, lagert sie in JAFZA und verschickt weltweit. Die Lagerkostenersparnis allein rechtfertigt die höheren Lizenzgebühren.

Beratung und Agenturen: DMCC für Reputation, Dubai South für Kosten

Bei reinen Dienstleistungsunternehmen hängt die Wahl vom Kunden-Profil ab:

High-End-Beratung (Umsatz > 1 Mio. €): DMCC für maximale Reputation und Kundenvertrauen

Performance Marketing Agenturen: Dubai South reicht völlig aus, Remote-Teams sind ohnehin standard

Coaching und Online-Training: Dubai South, da Kundenkontakt primär digital erfolgt

Manufacturing und Production: JAFZA konkurrenzlos

Für jede Art von physischer Produktion ist JAFZA die einzige vernünftige Option unter den drei großen Free Zones:

  • Manufacturing-Lizenzen: Nur JAFZA bietet echte Produktionslizenzen
  • Rohstoff-Import: Zollfreier Import und direkte Hafenanbindung
  • Export-Logistik: Schnellste Wege zu allen wichtigen Märkten
  • Compliance: Erfahrung mit internationalen Produktionsstandards

Content Creator und Influencer: Dubai South als Smart Choice

Für Creator Economy Unternehmen ist Dubai South oft optimal:

  • Niedrige Fixkosten: Mehr Budget für Content-Produktion und Team
  • Moderne Studios: State-of-the-art Produktionsflächen verfügbar
  • Team-Visa: Unkomplizierte Visa für internationale Creator-Teams
  • Airport-Nähe: Perfekt für internationale Produktionen und Collabs

Die 80/20-Regel: Wann Kosten wichtiger sind als Prestige

Eine einfache Faustregel: Wenn Ihre Kunden Sie primär online finden und digitale Services kaufen, sind die Kostenvorteile von Dubai South meist wichtiger als die Prestige-Adresse von DMCC.

Umgekehrt gilt: Je mehr Ihr Geschäftsmodell auf Vertrauen, Reputation und persönlichen Beziehungen basiert, desto mehr rechtfertigen sich DMCCs Premium-Gebühren.

Economic Substance und praktische Überlegungen

Economic Substance Regulations (ESR) sind das wichtigste regulatorische Thema für Free Zone Unternehmen. Seit 2019 müssen Sie nachweisen, dass Ihr Unternehmen substantielle Geschäftstätigkeit in den VAE ausübt.

Die Anforderungen variieren je nach Free Zone und Geschäftsmodell erheblich. Ein falsches Verständnis kann zu empfindlichen Strafen oder sogar zur Lizenz-Entziehung führen.

Economic Substance Anforderungen: Was Sie erfüllen müssen

Für die meisten Free Zone Unternehmen gelten folgende Mindestanforderungen:

  • Directed and Managed Test: Unternehmensleitung muss in den VAE erfolgen
  • Core Income Generating Activities (CIGA): Wertschöpfende Tätigkeiten vor Ort
  • Adequate Employees: Angemessene Anzahl qualifizierter Vollzeit-Mitarbeiter
  • Adequate Operating Expenditure: Substantielle operative Ausgaben
  • Physical Presence: Angemessene Bürofläche und Ausstattung

Die Definition von angemessen ist bewusst unscharf gehalten und wird von Fall zu Fall beurteilt.

ESR-Compliance in verschiedenen Free Zones

Die drei Free Zones handhaben ESR-Compliance unterschiedlich:

DMCC: Strenge Kontrollen, aber ausgezeichnete Beratung. DMCC bietet ESR-Compliance-Services und hilft bei der Dokumentation.

JAFZA: Pragmatischer Ansatz, besonders bei Manufacturing-Unternehmen. Physische Präsenz ist leichter nachweisbar.

Dubai South: Noch liberalere Handhabung, da viele Unternehmen neu sind. Könnte sich verschärfen.

Praktische ESR-Compliance Strategies

Für die meisten deutschen Unternehmer bedeutet ESR-Compliance konkret:

  • Mindestens 1-2 Vollzeit-Angestellte vor Ort (je nach Umsatzgröße)
  • Quarterly Board Meetings in den VAE oder Nachweis regelmäßiger Management-Präsenz
  • Dokumentation aller CIGA mit entsprechenden Belegen
  • Jährliche ESR-Returns mit detaillierter Aufstellung der Aktivitäten

ESR-Kosten: Die versteckten Compliance-Ausgaben

ESR-Compliance verursacht zusätzliche Kosten, die oft unterschätzt werden:

Kostenfaktor Jährliche Kosten Kommentar
Lokaler Manager € 25.000 – 60.000 Je nach Qualifikation und Erfahrung
ESR-Beratung € 3.000 – 8.000 Für Reports und Compliance-Monitoring
Office Enhancement € 2.000 – 5.000 Zusätzliche Ausstattung für Substanz-Nachweis
Reisekosten € 5.000 – 15.000 Regelmäßige Management-Präsenz

Insgesamt sollten Sie mit zusätzlichen ESR-Compliance-Kosten von 35.000 – 90.000 € jährlich rechnen.

Alternative ESR-Strategien: Was wirklich funktioniert

Viele Unternehmer entwickeln kreative ESR-Compliance-Strategien:

Shared Management Services: Mehrere Unternehmer teilen sich einen qualifizierten lokalen Manager und die damit verbundenen Kosten.

Substantive Business Partnership: Kooperationen mit lokalen Unternehmen, die echte Wertschöpfung in den VAE ermöglichen.

Regional HQ Strategy: Die Dubai-Gesellschaft wird zur echten Regional-Zentrale für den MENA-Markt ausgebaut.

ESR-Risiken: Was bei Non-Compliance passiert

Die Strafen bei ESR-Verstößen sind erheblich:

  • Geldstrafen: 10.000 – 300.000 AED (ca. 2.500 – 75.000 €)
  • Lizenz-Suspension: Temporäre Stilllegung der Geschäftstätigkeit
  • Reputationsschäden: Veröffentlichung von Verstößen
  • Banking-Probleme: Banken können Konten einfrieren

Das größte Risiko ist jedoch der Verlust des 0% Corporate Tax Status bei schwerwiegenden Verstößen.

Fazit und konkrete Handlungsempfehlungen

Die Wahl der richtigen Free Zone ist eine strategische Entscheidung, die Ihr Unternehmen jahrelang prägt. Nach dieser detaillierten Analyse lassen sich klare Empfehlungen ableiten:

Die optimale Free Zone für Ihren Unternehmenstyp

Wählen Sie DMCC, wenn:

  • Ihr Jahresumsatz über 1 Million € liegt
  • Reputation und Kundenvertrauen geschäftskritisch sind
  • Sie regelmäßige Kundentermine in Dubai haben
  • Banking-Beziehungen komplex sind (internationale Überweisungen, Kreditlinien)
  • Sie von einem dichten Dienstleister-Netzwerk profitieren

Wählen Sie JAFZA, wenn:

  • Ihr Geschäftsmodell physische Warenströme beinhaltet
  • Sie Manufacturing, Assembly oder Re-Export betreiben
  • Lager- und Logistikkosten einen erheblichen Kostenfaktor darstellen
  • Sie Zugang zu GCC-Märkten oder Afrika benötigen
  • Ihre Geschäftstätigkeit substantielle Economic Substance erfordert

Wählen Sie Dubai South, wenn:

  • Kostenoptimierung Priorität hat (Umsatz unter 500.000 €)
  • Ihr Business primär digital/remote abläuft
  • Sie auf zukünftiges Wachstum der Region setzen
  • Aviation-Connectivity für Ihr Geschäft relevant ist
  • Sie ein kleines Team haben (1-3 Personen)

Die 5-Punkte-Checkliste für Ihre Entscheidung

Bevor Sie sich festlegen, prüfen Sie diese kritischen Faktoren:

  1. Total Cost of Ownership berechnen: 3-Jahres-Gesamtkosten inklusive ESR-Compliance
  2. Banking-Strategie definieren: Welche Banken arbeiten mit der gewählten Free Zone?
  3. ESR-Compliance planen: Wie werden Sie substantielle Geschäftstätigkeit nachweisen?
  4. Skalierungsoptionen prüfen: Kann die Free Zone mit Ihrem Wachstum mithalten?
  5. Exit-Strategie bedenken: Wie kompliziert ist ein späterer Wechsel?

Häufige Entscheidungsfehler vermeiden

Aus unserer Beratungspraxis die drei häufigsten Fehler:

Fehler 1: Nur auf die Gründungskosten schauen. Die jährlichen Folgekosten und ESR-Compliance können das Budget sprengen.

Fehler 2: Die Geographic Arbitrage unterschätzen. 45 Minuten tägliche Fahrtzeit kosten Sie über das Jahr gerechnet Wochen an Produktivität.

Fehler 3: Banking-Komplexität ignorieren. Manche Free Zones haben deutlich bessere Banking-Beziehungen – ein kritischer Erfolgsfaktor.

Der konkrete nächste Schritt

Wenn Sie sich entschieden haben, empfiehlt sich folgendes Vorgehen:

  1. Persönliche Besichtigung: Besuchen Sie die Standorte physisch
  2. Banking-Gespräche führen: Sprechen Sie mit mindestens 2-3 Banken
  3. ESR-Beratung einholen: Lassen Sie Ihre Compliance-Strategie prüfen
  4. Testlauf durchführen: Mieten Sie zunächst einen kleineren Bürobereich
  5. Netzwerk aktivieren: Sprechen Sie mit anderen deutschen Unternehmern vor Ort

Dubai bietet einzigartige Chancen für internationale Unternehmer. Mit der richtigen Free Zone Wahl legen Sie den Grundstein für nachhaltigen Erfolg im dynamischsten Markt der Region.

Die Investition in eine fundierte Entscheidung zahlt sich über Jahre aus – sowohl finanziell als auch strategisch.

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Kann ich nach der Gründung die Free Zone wechseln?

Ein Wechsel zwischen Free Zones ist grundsätzlich möglich, aber aufwendig. Sie müssen die Gesellschaft in der alten Free Zone liquidieren und in der neuen neu gründen. Dabei entstehen Kosten von 15.000-25.000 € und eine Unterbrechung von 4-8 Wochen. Banking-Beziehungen müssen oft neu aufgebaut werden.

Welche Free Zone bietet die schnellste Unternehmensgründung?

Dubai South ist aktuell am schnellsten (3-5 Werktage), gefolgt von DMCC (5-7 Werktage). JAFZA benötigt meist 7-10 Werktage. Die tatsächliche Dauer hängt jedoch stark von der Vollständigkeit Ihrer Unterlagen ab.

Muss ich physisch in Dubai anwesend sein für die Gründung?

Nein, alle drei Free Zones bieten Remote-Gründung mit Power of Attorney an. Für Banking und Visa-Ausstellung müssen Sie jedoch persönlich anwesend sein. Ein 2-wöchiger Dubai-Aufenthalt ist meist ausreichend für den kompletten Setup.

Wie unterscheiden sich die Banking-Möglichkeiten zwischen den Free Zones?

DMCC hat die besten Banking-Beziehungen mit 15+ Partnerbanken, inklusive internationaler Institute wie HSBC und Standard Chartered. JAFZA bietet solide Optionen mit 8+ Banken. Dubai South arbeitet mit 6+ Banken zusammen, hat aber weniger Premium-Banking-Optionen.

Was passiert mit meiner Gesellschaft bei Economic Substance Verstößen?

Leichte Verstöße führen zu Geldstrafen (10.000-50.000 AED). Schwere Verstöße können zur Lizenz-Suspension oder sogar zum Verlust des 0% Corporate Tax Status führen. Die Free Zone Authority prüft jährlich und gibt meist eine Chance zur Nachbesserung.

Kann ich als Einzelperson mehrere Unternehmen in verschiedenen Free Zones haben?

Ja, das ist möglich und bei diversifizierten Geschäftsmodellen sinnvoll. Beispiel: Manufacturing-Gesellschaft in JAFZA und Service-Gesellschaft in DMCC. Beachten Sie aber die verdoppelten Compliance-Kosten und ESR-Anforderungen.

Welche Visa-Optionen bieten die verschiedenen Free Zones?

Alle drei bieten Investor-, Manager- und Employee-Visa. DMCC erlaubt bis zu 9 Visa pro Flexdisk-Lizenz, JAFZA und Dubai South bis zu 6. Dubai South bietet zusätzlich spezielle Freelancer-Visa für Creative Industries.

Sind die Bürokosten die einzigen wiederkehrenden Ausgaben?

Nein, rechnen Sie zusätzlich mit: Lizenz-Renewal (jährlich), Visa-Renewal (jährlich), Buchhaltungskosten (€ 3.000-8.000), ESR-Compliance (€ 5.000-15.000) und verschiedene Service-Gebühren. Total Cost oft 50-100% höher als Grundkosten.

Welche Free Zone ist am besten für E-Commerce geeignet?

Für reine Online-Shops ohne physische Waren: Dubai South (kostenoptimal). Für FBA/physische Produkte: JAFZA (Logistik-Vorteile). Für Premium-Brands mit hoher Marge: DMCC (Reputation). Die Entscheidung hängt vom Fulfillment-Modell ab.

Kann ich mein deutsches Unternehmen in eine Dubai Free Zone umwandeln?

Eine direkte Umwandlung ist nicht möglich. Sie können aber Vermögenswerte und Geschäftstätigkeit auf die Dubai-Gesellschaft übertragen. Dabei sind deutsche Steuergesetze (Wegzugsbesteuerung) und ESR-Compliance zu beachten. Professionelle Beratung ist essentiell.

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