Inhaltsverzeichnis
- Was ist eine Betriebsstätte und warum gefährdet sie Ihre Dubai-Struktur?
- Die kritischen Deutschland-Aktivitäten: Detaillierte Risiko-Liste
- Fallbeispiele: Wenn die Betriebsstätte zuschlägt
- Schutzmaßnahmen: So vermeiden Sie das Betriebsstätten-Risiko
- Economic Substance vs. Betriebsstätten-Vermeidung: Der Balanceakt
- Häufige Fragen zum Betriebsstätten-Risiko
Was ist eine Betriebsstätte und warum gefährdet sie Ihre Dubai-Struktur?
Das Betriebsstätten-Risiko ist die größte Bedrohung für Ihre Dubai-Struktur. Deutlich gefährlicher als Economic Substance-Vorschriften oder Mindeststeuer-Regelungen.
Warum? Eine versehentlich entstandene Betriebsstätte in Deutschland macht Ihre gesamte Dubai-Steueroptimierung zunichte. Von einem Tag auf den anderen.
Definition: Was ist eine Betriebsstätte im deutschen Steuerrecht?
Eine Betriebsstätte ist nach § 12 AO (Abgabenordnung) eine feste Geschäftseinrichtung oder Anlage, die der Tätigkeit eines Unternehmens dient. Entscheidend ist nicht das Eigentum, sondern die tatsächliche Nutzung.
Das bedeutet konkret: Sobald Sie von Deutschland aus wesentliche Geschäftstätigkeiten für Ihre Dubai-Gesellschaft ausüben, entsteht eine deutsche Betriebsstätte.
Die Folge? Ihre Dubai-Gesellschaft wird in Deutschland steuerpflichtig. Mit allen Gewinnen, die dieser Betriebsstätte zugerechnet werden können.
Die drei Betriebsstätten-Arten, die Dubai-Strukturen gefährden
Betriebsstätten-Art | Definition | Risiko-Level | Typische Beispiele |
---|---|---|---|
Feste Betriebsstätte | Dauerhafte räumliche Einrichtung | Hoch | Büro, Lager, Werkstatt |
Bau-Betriebsstätte | Bauausführung > 12 Monate | Mittel | Großprojekte, Installation |
Vertreter-Betriebsstätte | Ständiger Vertreter mit Abschlussvollmacht | Sehr hoch | Geschäftsführer, Prokuristen |
Besonders tückisch: Die Vertreter-Betriebsstätte. Sie entsteht automatisch, wenn Sie als Geschäftsführer Ihrer Dubai-Gesellschaft wesentliche Entscheidungen von Deutschland aus treffen.
Warum das DBA Deutschland-VAE Sie nicht schützt
Das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und den VAE schützt nicht vor Betriebsstätten-Besteuerung. Im Gegenteil.
Artikel 7 des DBA regelt klar: Unternehmensgewinne werden in dem Staat besteuert, in dem sich die Betriebsstätte befindet. Das ist Deutschland, nicht Dubai.
Zusätzlich problematisch: Deutschland kann nach dem OECD-Musterabkommen sogar fiktive Gewinne der Betriebsstätte zurechnen. Basierend auf der sogenannten dealing at arms length-Regel.
Die kritischen Deutschland-Aktivitäten: Detaillierte Risiko-Liste
Diese Liste zeigt Ihnen konkret, welche Aktivitäten eine deutsche Betriebsstätte begründen können. Entwickelt aus über 200 Betriebsprüfungsfällen und BMF-Entscheidungen.
Hochrisiko-Aktivitäten: Sofortige Betriebsstätten-Gefahr
Geschäftsführungs-Tätigkeiten von Deutschland aus:
- Strategische Entscheidungen über Investitionen, Partnerschaften oder Expansionen
- Personalentscheidungen für Schlüsselpositionen (Einstellung, Kündigung, Gehaltsverhandlungen)
- Vertragsverhandlungen und -abschlüsse mit Kunden oder Lieferanten
- Budgetplanung und Finanzkontrolle der Dubai-Gesellschaft
- Festlegung von Preisen, Rabatten oder Geschäftsbedingungen
Vertriebsaktivitäten mit deutscher Kundenbetreuung:
- Akquisition deutscher Kunden durch systematische Bearbeitung
- Bestandskundenbetreuung von deutschem Büro oder Homeoffice
- Präsentationen bei deutschen Kunden (auch virtuell, wenn regelmäßig)
- After-Sales-Support oder technische Beratung für deutsche Kunden
- Beschwerdemanagement und Reklamationsbearbeitung
Operative Kernfunktionen:
- Produktentwicklung oder Softwareprogrammierung von Deutschland aus
- Marketing-Kampagnen-Entwicklung und -Steuerung
- Einkauf von Waren oder Dienstleistungen für die Dubai-Gesellschaft
- Qualitätskontrolle oder Produktprüfungen
- Logistik-Koordination für deutsche oder EU-Märkte
Mittelrisiko-Aktivitäten: Kontextabhängige Bewertung
Diese Aktivitäten sind nicht per se betriebsstättenbegründend. Entscheidend ist Umfang, Dauer und wirtschaftliche Bedeutung.
Aktivität | Risikolos bis | Kritisch ab | BMF-Einschätzung |
---|---|---|---|
Marktbeobachtung | Passive Informationssammlung | Aktive Marktanalysen für Geschäftsentscheidungen | Hilfstätigkeit |
Verwaltungstätigkeiten | Routinearbeiten (Buchhaltung, Archivierung) | Geschäftspolitische Entscheidungen | Einzelfallprüfung |
IT-Support | Technische Wartung ohne Kundenkontakt | Kundenbetreuung oder Systementwicklung | Hilfstätigkeit wenn rein intern |
Lagerhaltung | Reine Aufbewahrung | Kommissionierung oder Versand | BFH-Rechtsprechung beachten |
Besonders tückische Fallstricke für Dubai-Unternehmer
Der Digitale Nomade-Irrtum:
Viele Dubai-Unternehmer glauben, durch häufiges Reisen der Betriebsstättengefahr zu entgehen. Das stimmt nur teilweise.
Entscheidend ist nicht Ihr Aufenthaltsort, sondern wo Sie geschäftliche Entscheidungen treffen. Ein Video-Call aus dem deutschen Homeoffice kann genauso betriebsstättenbegründend sein wie ein Meeting im Büro.
Die Familie als Betriebsstätten-Falle:
Besonders riskant: Familienmitglieder in Deutschland, die für Ihre Dubai-Gesellschaft tätig werden. Auch wenn nur gelegentlich.
Typische Szenarien:
- Ehepartner bearbeitet E-Mails oder nimmt Anrufe entgegen
- Kinder helfen bei Social-Media-Marketing oder Content-Erstellung
- Eltern übernehmen Bürotätigkeiten oder Kundenbetreuung
Jede dieser Tätigkeiten kann eine Betriebsstätte begründen. Selbst wenn sie unentgeltlich erfolgt.
Branchenspezifische Risiko-Hotspots
E-Commerce und Amazon FBA:
- Produktauswahl und Sortimentsplanung von Deutschland
- Supplier-Verhandlungen mit deutschen/EU-Lieferanten
- Amazon-Account-Management und PPC-Optimierung
- Retouren-Abwicklung über deutsche Adressen
- Influencer-Marketing-Koordination im DACH-Raum
SaaS und Tech-Unternehmen:
- Softwareentwicklung durch deutsche Entwickler (auch remote)
- Customer Success und Technical Support
- Sales-Aktivitäten im deutschsprachigen Raum
- Partnership- und Integration-Management
- Compliance- und DSGVO-Aktivitäten
Content Creator und Influencer:
- Content-Produktion in Deutschland (auch temporär)
- Brand-Partnership-Verhandlungen mit deutschen Unternehmen
- Community-Management und Fan-Betreuung
- Merchandise-Entwicklung und -Vertrieb
- Event-Organisation oder Appearances
Fallbeispiele: Wenn die Betriebsstätte zuschlägt
Diese anonymisierten Fälle aus der Beratungspraxis zeigen, wie schnell eine Betriebsstätte entstehen kann. Und welche finanziellen Folgen das hat.
Fall 1: Der SaaS-Gründer – 280.000€ Steuernachzahlung
Ausgangssituation: Deutscher SaaS-Gründer, Dubai Free Zone Company seit 2021, 1,2 Mio. € Jahresumsatz.
Der Fehler: Betreibt Kundenakquise und Customer Success von seinem deutschen Homeoffice. Nur vorübergehend während Corona.
Betriebsprüfung 2024: Das Finanzamt stuft das Homeoffice als Betriebsstätte ein. Begründung: Wesentliche Unternehmensfunktionen werden von Deutschland aus gesteuert.
Folgen:
- Deutsche Besteuerung der Gewinne 2021-2023: 280.000€
- Gewerbesteuer-Nachzahlung: 45.000€
- 20% Strafzuschlag wegen fahrlässiger Steuerverkürzung
- Laufende deutsche Buchhaltungs- und Meldepflichten
Lessons Learned: Vorübergehend gibt es im Steuerrecht nicht. Jede geschäftliche Tätigkeit von Deutschland kann zur Betriebsstätte werden.
Fall 2: Die E-Commerce-Unternehmerin – Komplette Struktur kollabiert
Ausgangssituation: Amazon FBA-Business, Dubai-Holding-Struktur, 800.000€ Jahresgewinn.
Der Fehler: Ehemann in Deutschland übernimmt administrative Tätigkeiten: Supplier-Kontakt, Buchhaltung, Amazon-Account-Management.
Die Prüfung: Zufällige Betriebsprüfung deckt umfangreiche Geschäftstätigkeiten des Ehemanns auf. E-Mail-Verkehr, WhatsApp-Nachrichten, Zoom-Meetings protokolliert.
Ergebnis:
- Vertreter-Betriebsstätte durch ständigen Vertreter (Ehemann)
- Zurechnung von 70% der Unternehmensgewinne zu Deutschland
- Gesamtsteuernachzahlung: 420.000€
- Hinzurechnung von Verrechnungspreisen zwischen Dubai und deutscher Betriebsstätte
Lessons Learned: Familienmitglieder sind besonders gefährlich. Das Finanzamt prüft private Beziehungen intensiv.
Fall 3: Der Consultant – Scheinresidenz auffliegen
Ausgangssituation: Business-Coach, Dubai-Residenz, aber Familie bleibt in Deutschland.
Der Fehler: Alle Coaching-Sessions über Zoom von der deutschen Wohnung. Ich wohne ja offiziell in Dubai.
Aufdeckung: Kunde erwähnt bei eigener Betriebsprüfung die deutschen Zoom-Sessions. Finanzamt wird aufmerksam.
Doppelter Schlag:
- Deutsche Betriebsstätte durch Leistungserbringung in Deutschland
- Wegfall der Ansässigkeitsbescheinigung Dubai (unzureichender Substanznachweis)
- Vollständige deutsche Steuerpflicht als Scheinausländer
- Rückwirkende Besteuerung aller Einkünfte: 180.000€
Lessons Learned: Dubai-Residenz allein reicht nicht. Die Geschäftstätigkeit muss tatsächlich von Dubai aus erfolgen.
Früherkennung: Diese Warnsignale sollten Sie ernst nehmen
Warnsignal | Risiko-Level | Sofortmaßnahme |
---|---|---|
Regelmäßige Business-Calls von Deutschland | Hoch | Dokumentation des Aufenthaltsortes, Aktivitäten nach Dubai verlagern |
Deutsche Geschäftsadresse verwendet | Sehr hoch | Sofort UAE-Adresse nutzen, Geschäftspartner informieren |
Familie arbeitet mit (auch unentgeltlich) | Sehr hoch | Tätigkeiten sofort einstellen oder formalisieren |
Homeoffice für Dubai-Business genutzt | Hoch | Räumliche Trennung oder Nutzung einstellen |
Deutsche Steuerberatung erwähnt Risiken | Kritisch | Sofortige Strukturprüfung und Anpassung |
Schutzmaßnahmen: So vermeiden Sie das Betriebsstätten-Risiko
Betriebsstätten-Vermeidung ist planbar. Mit den richtigen Maßnahmen können Sie das Risiko auf nahezu null reduzieren.
Die 3-Säulen-Strategie für Betriebsstätten-Sicherheit
Säule 1: Räumliche Trennung
Keine geschäftlichen Aktivitäten von deutschen Räumlichkeiten aus. Punkt.
Konkrete Umsetzung:
- UAE-Büro einrichten (auch wenn klein – physische Präsenz zählt)
- Deutsche Wohnung/Büro ausschließlich privat nutzen
- Separate IT-Infrastruktur (UAE-Laptop für Business, deutscher für Privates)
- UAE-Telefonnummer für alle Geschäftskontakte
- UAE-Geschäftsadresse in allen Dokumenten und auf Website
Säule 2: Funktionale Trennung
Alle wesentlichen Geschäftsfunktionen nach Dubai verlagern oder extern vergeben.
Praktische Checkliste:
- Entscheidungsstrukturen dokumentieren (wer entscheidet was, wo?)
- Schlüsselfunktionen identifizieren und lokalisieren
- UAE-Team aufbauen (mindestens für Kernfunktionen)
- Externe Dienstleister in UAE oder Drittländern beauftragen
- Regelmäßige Board Meetings in Dubai abhalten und protokollieren
Säule 3: Dokumentations-Strategie
Lückenlose Dokumentation aller Aktivitäten und Entscheidungen. Das Finanzamt trägt die Beweislast – aber Sie müssen das Gegenteil beweisen können.
Detaillierte Schutzmaßnahmen nach Risiko-Kategorien
Für Geschäftsführungs-Tätigkeiten:
Kritische Tätigkeit | Riskante Umsetzung | Sichere Alternative |
---|---|---|
Strategieentscheidungen | Spontane Calls von Deutschland | Geplante Board Meetings in Dubai |
Personalentscheidungen | Interview-Calls vom Homeoffice | UAE-HR-Team oder externe Recruiter |
Vertragsverhandlungen | Verhandlungen von deutscher IP | UAE-Legal-Team oder Anwaltskanzlei |
Budgetplanung | Excel-Arbeit in Deutschland | UAE-CFO oder externe Buchhaltung |
Für Vertriebsaktivitäten:
Der Vertrieb ist besonders kritisch, da hier direkt Umsätze generiert werden. Das Finanzamt argumentiert: Wo der Umsatz entsteht, gehört er auch besteuert.
Sichere Vertriebsstrukturen:
- UAE-Sales-Team aufbauen (notfalls Ein-Mann-Team mit Ihnen als UAE-Resident)
- Deutsche Leads an UAE weiterleiten (dokumentiert per CRM)
- Verträge ausschließlich von UAE-Entität abschließen
- After-Sales-Support durch UAE oder externe Call-Center
- Keine deutschen Kundenbesuche für UAE-Geschäfte
Für operative Tätigkeiten:
Hier gilt: Routine-Tätigkeiten sind weniger riskant als Kernfunktionen.
Beispiel Softwareentwicklung:
- Riskant: Deutsche Entwickler programmieren direkt für Dubai-Firma
- Sicher: Deutsche Entwicklungs-GmbH als eigenständiger Auftragnehmer
- Optimal: UAE-Tech-Team oder offshore Development
Die Safe Harbor-Regelungen nutzen
Bestimmte Tätigkeiten sind per Gesetz oder BMF-Schreiben als nicht-betriebsstättenbegründend eingestuft.
Sichere Hilfstätigkeiten (§ 12 AO):
- Reine Informationsbeschaffung ohne Entscheidungskompetenz
- Werbung und Marketing ohne Vertragsabschluss
- Forschung und Entwicklung ohne kommerzielle Verwertung
- Lagerhaltung ohne Kommissionierung oder Verkauf
- Administrative Unterstützung ohne Geschäftspolitik
Wichtig: Diese Tätigkeiten sind nur sicher, wenn sie tatsächlich auxiliary sind. Also untergeordnet und unterstützend.
Technische Schutzmaßnahmen für Remote-Arbeit
Digitale Nomaden und häufige Deutschland-Besucher brauchen besondere IT-Sicherheit.
VPN und IP-Management:
- UAE-VPN für alle Geschäftsaktivitäten (konsistent nutzen!)
- Separate Browser-Profile (UAE für Business, Deutschland für privat)
- Cloud-Services über UAE-Accounts buchen
- E-Mail-Header dokumentieren (beweist Ursprungsort)
- Screenshot-Protokolle bei wichtigen Entscheidungen
Kommunikations-Management:
- UAE-Handynummer für alle Geschäftskontakte
- Deutsche Nummer nur für private Zwecke
- E-Mail-Signaturen mit UAE-Adresse und -Telefon
- Automatic Replies mit UAE-Kontaktdaten
- Zoom/Teams-Accounts mit UAE-Billing-Adresse
Compliance-Monitoring: Ihr Frühwarnsystem
Regelmäßige Selbstprüfung verhindert böse Überraschungen bei Betriebsprüfungen.
Monatliche Checks:
- Aufenthalts-Tracking: Wo waren Sie wie lange?
- Aktivitäts-Protokoll: Welche Geschäftstätigkeiten von wo?
- Kommunikations-Audit: Von welcher IP/Nummer kontaktiert?
- Entscheidungs-Register: Wo wurden wichtige Beschlüsse gefasst?
- Team-Review: Wer arbeitet wo an was?
Quartalsweise Überprüfung:
- Steuerberatung in Deutschland: Risiko-Assessment
- UAE-Legal: Structure-Review
- Interne Revision: Prozess-Compliance
- Dokumentations-Check: Vollständigkeit und Qualität
Economic Substance vs. Betriebsstätten-Vermeidung: Der Balanceakt
Das ist der Spagat, den jeder Dubai-Unternehmer meistern muss: Genug Substanz für UAE-Anforderungen, aber nicht zu viel Aktivität in Deutschland.
Zu wenig Substanz? UAE-Probleme und deutsche Scheinausländer-Einstufung.
Zu viel deutsche Aktivität? Betriebsstätte und komplette Besteuerung in Deutschland.
Economic Substance Requirements (ESR) – Die UAE-Seite
Die VAE verlangen seit 2019 Economic Substance für bestimmte Aktivitäten. Das sind die sogenannten Relevant Activities.
Relevant Activities die Deutsche Unternehmer betreffen:
- Intellectual Property Business (Software, Marken, Patente)
- Holding Company Activities (wenn Dividenden/Kapitalgewinne)
- Headquarters Activities (Konzernführung)
- Distribution and Service Centre Activities
- Banking/Insurance/Investment Fund Activities
Für jede Relevant Activity müssen Sie nachweisen:
- Core Income Generating Activities (CIGA) in UAE: Die wertschöpfenden Aktivitäten müssen in UAE stattfinden
- Adequate Employees: Qualifizierte Vollzeit-Mitarbeiter in UAE
- Adequate Expenditure: Angemessene Ausgaben in UAE
- Physical Presence: Büro/Räumlichkeiten in UAE
Der Qualifying Income-Trick
Hier liegt der Schlüssel zur optimalen Struktur: Qualifying Income ist von Economic Substance Requirements befreit.
Was ist Qualifying Income?
- Einkommen aus Geschäften mit UAE-Personen
- Einkommen aus Geschäften außerhalb UAE (aber nicht in Blacklist-Ländern)
- Einkommen das bereits ausländischer Steuer unterlag
Praktisch bedeutet das: Verkaufen Sie primär an Nicht-UAE-Kunden, brauchen Sie weniger Substanz.
Perfect für deutsche Unternehmer mit internationaler Kundschaft.
Praktische Struktur-Strategien
Strategie 1: Minimal-Substanz-Struktur
Für kleine bis mittlere Unternehmen (< 2 Mio. € Umsatz):
Anforderung | UAE-Minimum | Betriebsstätten-sicher | Monatliche Kosten |
---|---|---|---|
Physical Presence | Flex Desk ausreichend | Eigenes Büro bevorzugt | 500-1.500 AED |
Employees | Sie selbst als Director | + Assistant für Routine-Tasks | 3.000-5.000 AED |
Expenditure | Büro + Living Expenses | Dokumentierte Business-Ausgaben | 15.000-25.000 AED |
CIGA Activities | Management von UAE | Alle Entscheidungen in UAE | Zeit-Investment |
Strategie 2: Hybrid-Modell mit deutscher Servicegesellschaft
Für größere Unternehmen oder bei zwingend notwendigen Deutschland-Aktivitäten:
Struktur:
- UAE-Hauptgesellschaft: Hält IP, macht Gewinne, Ihr Hauptvehikel
- Deutsche Service-GmbH: Eigenständige Gesellschaft für deutsche Aktivitäten
- Cost-Plus-Vergütung: Deutsche GmbH arbeitet gegen feste Marge für UAE
Vorteile:
- Klare Trennung der Aktivitäten
- Kein Betriebsstätten-Risiko (arms length Prinzip)
- UAE-Gesellschaft behält Hauptgewinne
- Deutsche GmbH zahlt nur auf minimale Marge Steuern
Nachteile:
- Komplexere Struktur und höhere Kosten
- Transfer Pricing Dokumentation erforderlich
- Deutsche Gesellschaft muss eigenständig wirtschaften
Substanz-Planung für verschiedene Business-Modelle
SaaS/Tech-Companies:
CIGA-Aktivitäten die in UAE stattfinden müssen:
- Software-Architektur und Produktstrategie
- Key Customer Management
- Strategic Partnerships
- Pricing und Business Model Entscheidungen
- Investment und Kapitalallokation
Deutsche Service-Aktivitäten (über Service-GmbH):
- DSGVO-Compliance und Legal
- Lokaler Support für DACH-Kunden
- Marketing-Umsetzung (nicht Strategie)
- Administrative Aufgaben
E-Commerce/Amazon FBA:
UAE-Kernaktivitäten:
- Brand-Strategie und Produktselektion
- Supplier-Negotiations und Einkauf
- Pricing und Margin-Management
- Expansion-Entscheidungen
- Cash Management und Reinvestition
Ausgelagerte Aktivitäten:
- EU-Lager über externe 3PL
- Customer Service über Call-Center
- Content-Erstellung über Freelancer
- Retouren-Abwicklung über Service-Partner
Coaches/Consultants:
UAE-Wertschöpfung:
- Curriculum-Entwicklung und Content-Creation
- Business-Development und Partnerschaften
- High-Value-Coaching (internationale Kunden)
- Produktentwicklung und IP-Verwaltung
Deutsche Aktivitäten vermeiden:
- Keine regelmäßigen Coachings von Deutschland
- Deutsche Events nur als Ausnahme
- Community-Management outsourcen
- Administrative Tasks nach UAE oder extern
Monitoring und Compliance
Ihr Substanz-Nachweis muss jederzeit audit-ready sein. Sowohl für UAE-Behörden als auch für deutsche Betriebsprüfungen.
Dokumentation für UAE Economic Substance:
- Employee Contracts und Payroll Records
- Office Lease und Utility Bills
- Board Meeting Minutes mit Decisions
- Business Expenditure Receipts
- CIGA Activity Reports
Dokumentation gegen deutsche Betriebsstätte:
- UAE Travel Records und Entry Stamps
- UAE IP Address Logs für Business Activities
- UAE Bank Account Statements
- UAE Telecom Bills und Business Communications
- Witness Statements von UAE Colleagues/Clients
Der goldene Mittelweg: So viel UAE-Substanz wie nötig für Compliance, so wenig deutsche Aktivität wie möglich für Sicherheit.
Häufige Fragen zum Betriebsstätten-Risiko
Kann ich als Dubai-Resident problemlos Urlaub in Deutschland machen und dabei arbeiten?
Kurze geschäftliche E-Mails oder Anrufe während Deutschland-Aufenthalten sind normalerweise unproblematisch. Kritisch wird es bei systematischen Geschäftstätigkeiten über mehrere Tage oder Wochen. Beschränken Sie sich auf wirklich dringende Angelegenheiten und dokumentieren Sie, dass wichtige Entscheidungen nur in UAE getroffen werden.
Mein Geschäftspartner in Deutschland arbeitet für meine Dubai-Firma mit. Ist das automatisch eine Betriebsstätte?
Nicht automatisch, aber sehr riskant. Entscheidend ist, ob Ihr Partner eine Vertreter-Betriebsstätte begründet. Das passiert, wenn er regelmäßig Verträge in Ihrem Namen abschließt oder wesentliche Geschäftsentscheidungen trifft. Sicherer ist eine eigenständige deutsche Service-Gesellschaft, die gegen arms length-Vergütung für Sie arbeitet.
Wie lange darf ich maximal in Deutschland bleiben, ohne eine Betriebsstätte zu riskieren?
Es gibt keine feste Tagesgrenze. Eine Betriebsstätte entsteht durch geschäftliche Aktivitäten, nicht durch Aufenthaltsdauer. Sie könnten theoretisch 100 Tage in Deutschland verbringen, ohne zu arbeiten – kein Problem. Oder Sie treffen eine einzige wichtige Geschäftsentscheidung und riskieren eine Betriebsstätte. Entscheidend ist: Was tun Sie, nicht wie lange Sie da sind.
Ist ein deutsches Bankkonto für meine Dubai-Firma ein Betriebsstätten-Risiko?
Ein deutsches Bankkonto allein begründet noch keine Betriebsstätte. Problematisch wird es, wenn Sie von Deutschland aus aktiv mit diesem Konto wirtschaften – Überweisungen tätigen, Investitionsentscheidungen treffen oder operative Zahlungen steuern. Nutzen Sie deutsche Konten nur für passive Zwecke (Empfang von Kundenzahlungen) und verwalten Sie sie von UAE aus.
Meine Familie lebt noch in Deutschland. Können sie mir bei Büroarbeiten helfen?
Das ist hochriskant. Jede geschäftliche Tätigkeit von Familienmitglieder in Deutschland kann eine Betriebsstätte begründen – selbst wenn sie kostenlos erfolgt. Das Finanzamt argumentiert: Wo Arbeit geleistet wird, entsteht wirtschaftliche Aktivität. Wenn Familienhilfe unvermeidbar ist, dann nur bei rein privaten Angelegenheiten, niemals bei Geschäftstätigkeiten.
Kann ich deutsche Freelancer für meine Dubai-Firma beauftragen?
Ja, aber mit Vorsicht. Deutsche Freelancer, die eigenständig und weisungsunabhängig arbeiten, sind normalerweise unbedenklich. Kritisch wird es, wenn sie wie Angestellte behandelt werden oder wesentliche Unternehmensfunktionen übernehmen. Achten Sie auf klare Verträge, eigenständige Rechnungsstellung und dass die Freelancer auch für andere Auftraggeber tätig sind.
Was passiert, wenn das Finanzamt eine Betriebsstätte feststellt – kann ich das noch rückgängig machen?
Eine einmal entstandene Betriebsstätte lässt sich nicht rückwirkend heilen. Sie können nur für die Zukunft die Struktur anpassen. Bei festgestellter Betriebsstätte müssen Sie rückwirkend deutsche Steuern zahlen, oft mit Strafzuschlägen. Einspruch ist möglich, aber schwierig zu gewinnen. Viel wichtiger: Präventive Strukturierung von Anfang an.
Wie finde ich heraus, ob meine Aktivitäten bereits eine Betriebsstätte begründet haben?
Eine professionelle Analyse durch deutsche Steuerberater mit UAE-Expertise ist unerlässlich. Dokumentieren Sie zunächst alle Ihre Geschäftstätigkeiten der letzten 12 Monate: Wo, wann, was haben Sie gemacht? Analysieren Sie E-Mail-Verkehr, Telefonate, Meetings. Ein erfahrener Berater kann dann das Risiko bewerten und Schutzmaßnahmen empfehlen.
Gilt das Betriebsstätten-Risiko auch für andere EU-Länder oder nur Deutschland?
Das Betriebsstätten-Risiko besteht in allen Ländern, in denen Sie geschäftlich tätig werden. Deutschland ist für deutschsprachige Unternehmer besonders relevant, weil hier oft familiäre oder geschäftliche Verbindungen bestehen. Andere EU-Länder haben ähnliche Regeln, oft sogar strengere. Österreich, Schweiz und Niederlande sind besonders aufmerksam bei Dubai-Strukturen.
Kann ein VPN meine IP-Adresse verschleiern und das Betriebsstätten-Risiko reduzieren?
VPNs sind ein hilfreicher Baustein, aber kein Allheilmittel. Sie zeigen dem Finanzamt, dass Sie sich bemühen, von UAE aus zu arbeiten. Aber: VPN-Logs können in Betriebsprüfungen angefordert werden. Wichtiger sind physische Nachweise – Flugtickets, UAE-Banktransaktionen, lokale Rechnungen. Ein VPN unterstützt Ihre Argumentation, ersetzt aber nicht echte UAE-Substanz.