Der Vollumzug nach Dubai ist nicht für jeden die richtige Lösung. Viele erfolgreiche Unternehmer wollen die steuerlichen Vorteile der VAE nutzen, gleichzeitig aber ihre deutschen Geschäftsbeziehungen und ihr soziales Umfeld nicht vollständig aufgeben.

Der Teilumzug nach Dubai bietet genau diese Flexibilität. Sie können bis zu 182 Tage im Jahr in Deutschland verbringen und trotzdem als Qualifying Free Zone Person (QFZP) von 0% Einkommensteuer profitieren.

In diesem ausführlichen Leitfaden erfahren Sie, wie Sie beide Welten optimal nutzen. Dabei beleuchten wir nicht nur die steuerlichen Chancen, sondern auch die praktischen Herausforderungen und versteckten Kosten.

Transparenz ist uns wichtig: Ein Teilumzug funktioniert nicht für jeden Unternehmer und jede Branche gleich gut. Wir zeigen Ihnen ehrlich, wann sich der Aufwand lohnt und wann nicht.

Was bedeutet Teilumzug nach Dubai genau?

Beim Teilumzug nach Dubai behalten Sie Ihren deutschen Lebensmittelpunkt teilweise bei, während Sie steuerlich in Dubai ansässig werden. Das bedeutet konkret: Sie verbringen mindestens 183 Tage pro Jahr in den VAE und höchstens 182 Tage in Deutschland.

Diese Konstruktion unterscheidet sich fundamental von digitalen Nomadenlösungen oder reinen Briefkastenfirmen. Sie errichten eine echte wirtschaftliche Substanz in Dubai, während Sie flexibel zwischen beiden Ländern pendeln können.

Die 183-Tage-Regel und ihre praktischen Auswirkungen

Die 183-Tage-Regel bildet das Herzstück Ihrer Steueroptimierung. Nach dem Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und den VAE werden Sie steuerlich in dem Land ansässig, in dem Sie sich mehr als 183 Tage aufhalten.

Wichtig: Es zählen Kalendertage, nicht Arbeitstage. Ein Anreisetag nach Dubai gilt bereits als voller Tag in den VAE. Umgekehrt zählt ein Abreisetag aus Deutschland noch als deutscher Aufenthaltstag.

Viele Unternehmer wählen das Muster 200 Tage Dubai / 165 Tage Deutschland. Das schafft einen Sicherheitspuffer für unvorhergesehene Reisen oder Krankheitsfälle.

Tipp aus der Praxis: Führen Sie ein digitales Reisetagebuch mit GPS-Daten. Apps wie TaxDomicile dokumentieren automatisch Ihre Aufenthalte und erstellen steuerrechtlich verwertbare Nachweise.

Steuerliche vs. gesellschaftsrechtliche Residenz

Ein häufiger Irrtum: Steuerliche und gesellschaftsrechtliche Ansässigkeit sind zwei verschiedene Konzepte. Auch als steuerlicher Dubai-Resident können Sie weiterhin deutsche GmbH-Geschäftsführer bleiben oder deutsche Immobilien besitzen.

Ihre deutsche GmbH wird jedoch zur sogenannten kontrollierten ausländischen Gesellschaft (CFC). Das bedeutet: Passive Einkünfte der GmbH können in Dubai steuerpflichtig werden, wenn Sie mehr als 50% der Anteile halten.

Lösung: Strukturieren Sie aktive Geschäftstätigkeiten nach Dubai um und belassen nur passive Investments oder Immobilien in der deutschen Struktur. So vermeiden Sie CFC-Problematiken elegant.

Unterschied zu einem Vollumzug

Der Vollumzug nach Dubai bedeutet: Abmeldung aus Deutschland, Aufgabe des deutschen Lebensmittelpunkts und oft auch der deutschen Staatsbürgerschaft bei längeren Aufenthalten.

Der Teilumzug ist flexibler: Sie behalten Ihre deutsche Wohnung, können deutsche Krankenversicherung behalten (bei entsprechender Ausgestaltung) und müssen sich nicht zwischen beiden Welten entscheiden.

Aspekt Teilumzug Vollumzug
Deutsche Meldeadresse Möglich Nicht möglich
Aufenthalt Deutschland Bis 182 Tage Touristische Besuche
Deutsche Krankenversicherung Unter Umständen* Nein
Steuerliche Ansässigkeit Dubai (bei >183 Tagen) Dubai
Flexibilität Hoch Niedrig

*abhängig von individueller Ausgestaltung und Versicherungsart

Steuerliche Optimierung durch den Dubai-Deutschland-Split

Die steuerlichen Möglichkeiten eines Teilumzugs nach Dubai sind beträchtlich. Bei korrekter Umsetzung können Sie Ihre Steuerlast von über 40% in Deutschland auf unter 5% reduzieren.

Entscheidend ist jedoch die strukturelle Gestaltung. Nicht jedes Einkommen qualifiziert automatisch für die 0%-Besteuerung in Dubai.

Das Doppelbesteuerungsabkommen verstehen

Das Doppelbesteuerungsabkommen (DBA) zwischen Deutschland und den VAE regelt, welcher Staat das Besteuerungsrecht hat. Grundsätzlich gilt: Der Staat der steuerlichen Ansässigkeit besteuert das weltweite Einkommen.

Besonderheit bei Unternehmergewinnen: Sind Sie mehr als 183 Tage in Dubai ansässig, verschiebt sich das Besteuerungsrecht vollständig in die VAE. Deutschland verzichtet auf sein Besteuerungsrecht.

Ausnahme: Deutsche Betriebsstätten bleiben in Deutschland steuerpflichtig. Deshalb ist die saubere Trennung der Geschäftstätigkeiten so wichtig.

Praktisches Beispiel: Ein E-Commerce-Unternehmer verlagert sein Brand-Management und die strategische Unternehmensführung nach Dubai. Das operative Fulfillment bleibt in Deutschland als Betriebsstätte bestehen, zahlt aber nur Steuern auf die dort erzielten Margen.

Qualifying Free Zone Person Status erreichen

Als Qualifying Free Zone Person (QFZP) zahlen Sie 0% Corporate Tax auf qualifizierende Einkünfte. Dieser Status ist der Schlüssel zur optimalen Steuerstruktur.

Voraussetzungen für den QFZP-Status:

  • Unternehmen in einer designierten Free Zone (z.B. DIFC, ADGM, Dubai Multi Commodities Centre)
  • Qualifizierende Geschäftstätigkeiten (keine rein passiven Einkünfte)
  • Angemessene Economic Substance in den VAE
  • Ordnungsgemäße Buchhaltung nach IFRS-Standards

Nicht-qualifizierende Einkünfte wie Dividenden, Zinsen oder Lizenzgebühren unterliegen der regulären 9% Corporate Tax. Hier ist strategische Strukturierung gefragt.

Economic Substance Anforderungen erfüllen

Economic Substance bedeutet: Ihr Unternehmen muss echte wirtschaftliche Aktivität in Dubai ausüben. Die VAE-Behörden prüfen dies mittlerweile streng.

Konkrete Anforderungen:

  • Geschäftsführung und strategische Entscheidungen in den VAE
  • Angemessene Anzahl qualifizierter Mitarbeiter vor Ort
  • Büroräume entsprechend der Geschäftstätigkeit
  • Kerngeschäftstätigkeiten werden in den VAE ausgeübt
  • Angemessene Betriebsausgaben in den VAE

Faustregel: Mindestens 60% Ihrer Arbeitszeit und 70% Ihrer strategischen Entscheidungen sollten in Dubai stattfinden. Dokumentieren Sie diese sorgfältig.

Konkrete Steuerersparnis-Beispiele

Sehen wir uns konkrete Zahlen an. Ein Tech-Unternehmer mit 2 Millionen Euro Jahresgewinn:

Struktur Steuerbelastung Deutschland Steuerbelastung Dubai Ersparnis
Deutsche GmbH ~820.000€
Dubai Free Zone (QFZP) 0€ 820.000€
Hybrid-Struktur ~180.000€* 0€ 640.000€

*nur auf deutsche Betriebsstättengewinne

Bei einer Hybrid-Struktur könnten Sie beispielsweise das operative E-Commerce-Fulfillment in Deutschland belassen (Gewinnmarge 15%) und das strategische Brand-Management in Dubai ansiedeln (Gewinnmarge 85%).

Performance-Marketing-Agentur mit 1,5 Millionen Euro Gewinn:

  • Deutschland: ~615.000€ Steuerlast
  • Dubai (QFZP): 0€ Steuerlast
  • Netto-Ersparnis: 615.000€ abzüglich Setup- und Betriebskosten (~50.000€/Jahr)
  • Effektive Ersparnis: ~565.000€ pro Jahr

Praktische Umsetzung: So funktioniert das Leben zwischen zwei Welten

Die steuerliche Theorie ist das eine – die praktische Umsetzung das andere. Erfolgreiche Teilumzügler entwickeln effiziente Routinen für das Leben zwischen beiden Welten.

Der Schlüssel liegt in der systematischen Organisation. Ohne durchdachte Prozesse wird der Teilumzug schnell zur logistischen Belastung.

Visa-Optionen für den Teilumzug

Für den Teilumzug benötigen Sie ein langfristiges Dubai-Visa. Die gängigsten Optionen:

  1. Investor Visa: Investition von mindestens 1 Million AED (~250.000€) in eine Free Zone Company. Gültigkeitsdauer: 3 Jahre, verlängerbar.
  2. Golden Visa: Für Investitionen ab 2 Millionen AED (~500.000€). Gültigkeitsdauer: 10 Jahre, sehr hohe Planungssicherheit.
  3. Entrepreneur Visa: Für innovative Geschäftsmodelle ab 500.000 AED (~125.000€) Kapitaleinsatz. Gültigkeitsdauer: 5 Jahre.
  4. Employment Visa: Als Geschäftsführer Ihrer eigenen Dubai-Gesellschaft. Gültigkeitsdauer: 2-3 Jahre.

Empfehlung: Das Investor Visa bietet das beste Preis-Leistungs-Verhältnis für die meisten Teilumzügler. Die Investitionssumme ist moderat und Sie erhalten ausreichende Flexibilität.

Wohnsitz-Setup in beiden Ländern

Ihr Wohnsitz-Setup entscheidet über Komfort und Effizienz des Teilumzugs. Viele Unternehmer machen hier kostspielige Fehler.

Option 1: Vollständige Doppelresidenz

  • Eigene Wohnung/Haus in beiden Ländern
  • Höchste Flexibilität und Komfort
  • Hohe laufende Kosten (8.000-15.000€/Monat gesamt)
  • Ideal für Unternehmer mit sehr hohen Gewinnen (>3 Mio. €/Jahr)

Option 2: Dubai-Apartment + Deutschland flexibel

  • Feste Residenz in Dubai, Hotels/Airbnb in Deutschland
  • Moderate Kosten (4.000-8.000€/Monat)
  • Weniger Komfort in Deutschland
  • Geeignet für häufige, aber kurze Deutschland-Aufenthalte

Option 3: Serviced Apartments in beiden Ländern

  • Möblierte Langzeit-Apartments mit Hotelservice
  • Maximale Flexibilität bei mittleren Kosten
  • Keine Eigentumsbindung
  • Ideal für Test-Phase des Teilumzugs

Geschäftsstrukturen optimal aufteilen

Die Aufteilung Ihrer Geschäftstätigkeiten zwischen Deutschland und Dubai erfordert strategisches Denken. Nicht alle Aktivitäten eignen sich für eine Verlagerung.

Nach Dubai verlagern:

  • Strategische Unternehmensführung und -entwicklung
  • Brand-Management und IP-Verwaltung
  • Business Development und Partnerschaften
  • Investment-Entscheidungen und Holding-Funktionen
  • Internationale Expansion

In Deutschland belassen:

  • Operative Kundenbetreeung (DSGVO-Konformität)
  • Lokale Mitarbeiterführung
  • Physische Logistik und Fulfillment
  • Regulierte Tätigkeiten (z.B. Finanzberatung)
  • Lokale Compliance und Buchhaltung

Beispiel E-Commerce-Struktur:

Funktion Standort Gewinnmarge Begründung
Brand & IP-Verwaltung Dubai 70% Strategische Wertschöpfung
Produktentwicklung Dubai 15% Kreative Kernkompetenz
Fulfillment & Logistik Deutschland 10% Operative Notwendigkeit
Kundenservice Deutschland 5% DSGVO & lokale Sprache

Banking und Finanzmanagement

Ein effizientes Banking-Setup ist entscheidend für reibungslose Geldflüsse zwischen beiden Ländern. Die Wahl der richtigen Bank-Partner spart Ihnen Zeit und Kosten.

Empfohlene Banking-Struktur:

  • Geschäftskonto Dubai: ADCB oder Emirates NBD (beste Free Zone Integration)
  • Geschäftskonto Deutschland: Behalten Sie Ihre bestehende Geschäftsbank
  • Privatkonto Dubai: HSBC Expat oder Citibank (internationale Services)
  • Privatkonto Deutschland: Für laufende Ausgaben während Deutschland-Aufenthalten

Transfer-Services für regelmäßige Geldflüsse:

  • Wise (ehemals TransferWise): Günstige Kurse, transparente Gebühren
  • Remitly: Spezialist für VAE-Transfers
  • ADCB Direct Remit: Direkte Bank-zu-Bank-Transfers

Wichtig: Melden Sie alle Auslandskonten ordnungsgemäß an Ihr deutsches Finanzamt. Versäumnisse hier können teuer werden.

Branchenspezifische Strategien für Teilumzügler

Nicht jede Branche eignet sich gleich gut für den Teilumzug nach Dubai. Die optimale Strategie hängt von Ihrem Geschäftsmodell, Ihrer Zielgruppe und den regulatorischen Anforderungen ab.

Hier zeigen wir Ihnen bewährte Ansätze für die häufigsten Unternehmenstypen unserer Mandanten.

Tech-Gründer und SaaS-Founder

Tech-Unternehmen profitieren besonders stark vom Teilumzug, da ihre Wertschöpfung größtenteils digital und ortsunabhängig erfolgt.

Optimale Struktur:

  • Holding und IP-Management in Dubai Free Zone
  • Entwicklungsteam flexibel zwischen Dubai und Deutschland
  • Sales & Marketing international von Dubai aus
  • DSGVO-Compliance durch deutsche Tochtergesellschaft

Besondere Vorteile für Tech-Unternehmen:

  • Dubai als Gateway zu Märkten in Asien und Afrika
  • Zugang zu internationalem Venture Capital
  • Zeitzone ermöglicht Meetings mit US-West Coast und Singapur
  • Hochqualifizierte internationale Talente verfügbar

Performance-Marketer und Agenturen

Performance-Marketing-Agenturen können fast vollständig nach Dubai verlagert werden, da ihre Dienstleistungen rein digital erfolgen.

Empfohlene Aufteilung:

  • Account Management und Strategie: Dubai (70% Gewinnmarge)
  • Creative und Content Production: Dubai (20% Gewinnmarge)
  • Administrative Abwicklung: Deutschland (10% Gewinnmarge)

Compliance-Überlegungen:

  • DSGVO-Konformität durch Auftragsverarbeitung-Verträge
  • Lokale Verträge mit deutschen Kunden über deutsche Niederlassung
  • Media-Buying international von Dubai aus

E-Commerce und Amazon FBA

E-Commerce-Unternehmen stehen vor besonderen Herausforderungen, da ihre Supply Chain oft EU-zentriert ist. Die Lösung liegt in der intelligenten Funktionsaufteilung.

Optimale Struktur für Amazon FBA:

  • Brand IP und Produktentwicklung: Dubai (75% Gewinnmarge)
  • Sourcing und Supply Chain Management: Dubai (15% Gewinnmarge)
  • EU-Fulfillment und Kundenservice: Deutschland (10% Gewinnmarge)

VAT-Überlegungen:

  • EU-Importe werden über deutsche Tochter abgewickelt
  • Intra-Group-Pricing muss arms length sein
  • Transfer Pricing Dokumentation wird entscheidend

Content-Creator und Influencer

Content-Creator profitieren stark vom Dubai-Setup, da ihre Einnahmen oft projektbasiert und hochvolumig sind.

Empfohlene Struktur:

  • Personal Brand und IP-Rechte: Dubai Free Zone Company
  • Content Production: International flexibel
  • Community Management: Deutschland (für deutschsprachige Audience)
  • Merchandise und Product Sales: Dubai

Besondere Überlegungen für Influencer:

  • YouTube-Partner-Programm funktioniert mit Dubai-Entity
  • Instagram und TikTok Creator Fund regional unterschiedlich
  • Sponsoring-Verträge über Dubai-Gesellschaft optimal
  • Merchandise-Fulfillment kann EU-weit erfolgen

Kosten-Nutzen-Analyse des Teilumzugs

Ein Teilumzug nach Dubai ist nicht billig. Transparenz über alle Kosten ist entscheidend für eine fundierte Entscheidung.

Wir zeigen Ihnen realistische Zahlen – ohne Schönfärberei, aber auch ohne unnötige Schwarzmalerei.

Einmalige Setup-Kosten

Die Initialkosten für einen professionellen Teilumzug-Setup variieren je nach gewählter Struktur und Komplexität:

Kostenposition Minimum Durchschnitt Premium
Free Zone License 15.000€ 25.000€ 50.000€
Visa-Setup 8.000€ 12.000€ 25.000€
Banking-Setup 5.000€ 8.000€ 15.000€
Legal & Tax Advisory 20.000€ 35.000€ 65.000€
Umzug & Einrichtung 10.000€ 18.000€ 35.000€
Gesamt 58.000€ 98.000€ 190.000€

Die Premium-Variante beinhaltet Golden Visa, Premium-Banking-Pakete und Fullservice-Betreuung. Für die meisten Unternehmer ist die Durchschnittsvariante ausreichend.

Laufende Kosten in beiden Ländern

Die jährlichen Betriebskosten sind der entscheidende Faktor für die langfristige Rentabilität:

Dubai-Kosten (jährlich):

  • License Renewal: 8.000-15.000€
  • Visa Renewal: 3.000-5.000€
  • Wohnung (1-2 Bedroom): 24.000-48.000€
  • Lebenshaltung (6-8 Monate): 18.000-35.000€
  • Büro/Co-Working: 6.000-18.000€
  • Local Staff (falls erforderlich): 25.000-60.000€
  • Professional Services: 12.000-25.000€

Deutschland-Kosten (reduziert, jährlich):

  • Wohnung/Haus: 12.000-30.000€ (je nach Lösung)
  • Lebenshaltung (4-6 Monate): 12.000-20.000€
  • Krankenversicherung: 4.800-9.600€
  • Auto/Mobilität: 3.000-8.000€

Gesamte jährliche Mehrkosten:

  • Konservative Schätzung: 55.000€
  • Realistische Schätzung: 85.000€
  • Komfort-Setup: 150.000€

Break-Even-Analyse

Wann lohnt sich der Teilumzug finanziell? Die Break-Even-Analyse zeigt klare Mindestgewinne:

Jahresgewinn Steuerersparnis Mehrkosten Netto-Vorteil ROI
500.000€ 205.000€ 85.000€ 120.000€ 141%
750.000€ 307.500€ 85.000€ 222.500€ 262%
1.000.000€ 410.000€ 85.000€ 325.000€ 382%
2.000.000€ 820.000€ 85.000€ 735.000€ 865%

Faustregel: Ab 400.000 Euro Jahresgewinn wird der Teilumzug finanziell attraktiv. Ab 750.000 Euro ist er hochrentabel.

Wichtig: Diese Rechnung gilt nur bei korrekter steuerlicher Gestaltung. Strukturfehler können die Ersparnis erheblich reduzieren.

Versteckte Kosten und Überraschungen

Einige Kostenpositionen werden häufig übersehen oder unterschätzt:

  • Doppelte Infrastruktur: Internet, Telefon, Versicherungen in beiden Ländern
  • Reisekosten: 8-12 Flüge jährlich zwischen Dubai und Deutschland
  • Währungsschwankungen: AED/EUR-Kurs kann Kosten beeinflussen
  • Compliance-Kosten: IFRS-Buchhaltung ist aufwendiger als deutsche HGB
  • Opportunity Costs: Zeitaufwand für Reisen und doppelte Organisation

Realistischer Puffer: Kalkulieren Sie 20-30% zusätzliche Kosten für Unvorhergesehenes ein.

Häufige Stolperfallen und wie Sie sie vermeiden

Viele Teilumzüge scheitern nicht an der grundsätzlichen Idee, sondern an vermeidbaren Umsetzungsfehlern. Aus unserer Beratungspraxis kennen wir die häufigsten Stolperfallen.

Diese Fehler können teuer werden – im Extremfall droht die Aberkennung des steuerlichen Vorteils.

Substanzfehler bei der Free Zone Company

Der häufigste und gefährlichste Fehler: Unzureichende Economic Substance in Dubai. Die Behörden prüfen mittlerweile systematisch.

Typische Substanzfehler:

  • Geschäftsführung faktisch von Deutschland aus
  • Keine qualifizierten Mitarbeiter vor Ort
  • Büro existiert nur auf dem Papier
  • Geschäftsentscheidungen werden in Deutschland getroffen
  • Kerngeschäftstätigkeiten finden in Deutschland statt

So vermeiden Sie Substanzfehler:

  1. Verbringen Sie mindestens 200 Tage jährlich in Dubai
  2. Stellen Sie mindestens einen qualifizierten Manager in Dubai ein
  3. Mieten Sie ein echtes Büro (nicht nur eine Briefkastenadresse)
  4. Dokumentieren Sie alle wichtigen Geschäftsentscheidungen in Dubai
  5. Führen Sie Board Meetings physisch in Dubai durch

Praxis-Tipp: Erstellen Sie ein Substance Diary. Dokumentieren Sie täglich, wo Sie arbeiten, welche Entscheidungen Sie treffen und wer an Meetings teilnimmt.

Probleme mit deutschen Betriebsstätten

Eine ungewollte deutsche Betriebsstätte kann Ihre gesamte Steueroptimierung zunichte machen. Das passiert schneller als gedacht.

Wann entsteht eine deutsche Betriebsstätte?

  • Ständiger Vertreter mit Abschlussvollmacht in Deutschland
  • Lager oder Fulfillment-Center der Dubai-Gesellschaft
  • Deutsche Mitarbeiter, die für Dubai-Gesellschaft tätig sind
  • Dauerhafter Arbeitsplatz in Deutschland

Vermeidungsstrategien:

  • Deutsche Mitarbeiter nur für deutsche Tochtergesellschaft
  • Klare Service-Agreements zwischen deutschen und Dubai-Entitäten
  • Arms Length Pricing bei allen Intra-Group-Transaktionen
  • Keine Abschlussvollmachten für deutsche Vertreter

Visa-Verlängerungen und Mindestaufenthalt

Visa-Probleme können den gesamten Teilumzug gefährden. Die Regeln werden strenger und häufiger geändert.

Häufige Visa-Fallen:

  • Mindestaufenthalt nicht eingehalten
  • License-Renewal versäumt
  • Geschäftstätigkeit entspricht nicht dem Visa-Zweck
  • Finanzielle Mindestanforderungen nicht erfüllt

Best Practices für Visa-Management:

  • Setzen Sie Erinnerungen für alle wichtigen Termine
  • Halten Sie immer 3-6 Monate Sicherheitspuffer bei Erneuerungen
  • Dokumentieren Sie Ihren Aufenthalt lückenlos
  • Arbeiten Sie mit erfahrenen lokalen Visa-Agents

Sozialversicherung und Krankenversicherung

Ein oft übersehener Aspekt: Ihr Versicherungsschutz kann durch den Teilumzug Lücken bekommen.

Problembereiche:

  • Deutsche Krankenversicherung erkennt Dubai-Residenz nicht an
  • VAE-Versicherung deckt Deutschland-Aufenthalte nicht ab
  • Rentenbeiträge gehen verloren
  • Berufsunfähigkeitsversicherung wird unwirksam

Lösungsansätze:

  • Internationale Krankenversicherung (z.B. Cigna Global, Allianz Care)
  • Freiwillige deutsche Rentenversicherung fortführen
  • BU-Versicherung auf internationale Police umstellen
  • Zusätzliche VAE-Versicherung für lokale Anforderungen
Versicherungsart Empfohlene Lösung Jahreskosten
Krankenversicherung Cigna Global 8.000-15.000€
Rentenbeiträge Freiwillige deutsche RV 6.000-12.000€
Berufsunfähigkeit Internationale Police 3.000-8.000€
VAE Health Insurance Lokaler Anbieter 2.000-4.000€

Schritt-für-Schritt-Anleitung für den Teilumzug

Ein strukturierter Umsetzungsplan ist entscheidend für den Erfolg Ihres Teilumzugs. Wir haben den Prozess in drei überschaubare Phasen unterteilt.

Jede Phase hat klare Meilensteine und Zeitvorgaben. So behalten Sie den Überblick und vermeiden kostspielige Verzögerungen.

Phase 1: Vorbereitung und Planung (Monate 1-3)

Monat 1: Grundlagenanalyse

  • Steuerberater-Gespräch: Ist Ihre Situation für Teilumzug geeignet?
  • Gewinnprognose für nächste 3 Jahre erstellen
  • Break-Even-Analyse basierend auf realistischen Kosten
  • Familie/Partner über Pläne informieren und Zustimmung einholen
  • Erste Dubai-Reise planen (Reconnaissance-Trip)

Monat 2: Struktur-Design

  • Optimale Free Zone auswählen (DIFC für Fintech, DMCC für Trading, etc.)
  • Geschäftstätigkeiten zwischen Deutschland und Dubai aufteilen
  • Transfer Pricing Konzept entwickeln
  • Visa-Option festlegen (Investor, Golden, Entrepreneur)
  • Banking-Partner in Dubai identifizieren

Monat 3: Rechtliche Vorbereitung

  • Deutsche Gesellschaftsverträge anpassen (falls nötig)
  • Arbeitsverträge für Dubai-Aktivitäten vorbereiten
  • Service-Agreements zwischen deutschen und Dubai-Entitäten
  • Compliance-Prozesse für beide Jurisdiktionen etablieren
  • Budgetfreigabe für Setup-Kosten

Wichtiger Meilenstein nach Phase 1: Go/No-Go-Entscheidung basierend auf detaillierter Kosten-Nutzen-Analyse.

Phase 2: Setup in Dubai (Monate 4-6)

Monat 4: Company Formation

  • Free Zone License beantragen
  • Gesellschaftsgründung Dubai durchführen
  • Trade License und Commercial Registration
  • Erstes Büro/Co-Working-Space mieten
  • Lokalen Company Secretary bestellen

Monat 5: Banking und Visa

  • Geschäftskonto bei gewählter Bank eröffnen
  • Investor/Golden Visa beantragen
  • Emirates ID beantragen
  • Erstes privates Bankkonto eröffnen
  • Internationaler Führerschein und UAE-Führerschein

Monat 6: Operational Setup

  • Buchhaltungs-Software für IFRS-Compliance einrichten
  • Ersten Local Manager einstellen (falls erforderlich)
  • Office-IT und Kommunikationsinfrastruktur
  • Erste Wohnung/Apartment mieten
  • Internationale Krankenversicherung abschließen

Wichtiger Meilenstein nach Phase 2: Operative Funktionsfähigkeit in Dubai erreicht.

Phase 3: Optimierung und Routinen (Monate 7-12)

Monat 7-9: Business Migration

  • Erste strategische Funktionen nach Dubai verlagern
  • International Team-Meetings in Dubai durchführen
  • Geschäftsbeziehungen in der Region aufbauen
  • Reise-Routinen zwischen Deutschland und Dubai etablieren
  • Transfer Pricing Implementation

Monat 10-12: Optimierung

  • Steuerliche Jahresplanung mit beiden Jurisdiktionen
  • Erste Steuererklärungen in Dubai und Deutschland
  • Economic Substance Test bestehen
  • Prozesse und Abläufe optimieren
  • ROI-Messung und Erfolg evaluieren

Erfolgsmessung nach 12 Monaten:

KPI Zielwert Erfolgskriterium
Aufenthalt Dubai >183 Tage Steuerliche Ansässigkeit
Economic Substance Bestanden QFZP-Status gesichert
Steuerersparnis Plan vs. Ist Erwartungen erfüllt
Operationale Effizienz Keine Störungen Business läuft reibungslos
ROI >200% Wirtschaftlicher Erfolg

Nach erfolgreicher Phase 3 haben Sie ein nachhaltiges Setup erreicht. Die folgenden Jahre konzentrieren sich auf Optimierung und Expansion.

Häufig gestellte Fragen

Kann ich mit einem Teilumzug wirklich 0% Steuern zahlen?

Ja, aber nur auf qualifizierende Einkünfte als QFZP. Passive Einkünfte unterliegen 9% Corporate Tax. Die persönliche Einkommensteuer beträgt 0% für alle Dubai-Residenten.

Wie viele Tage muss ich mindestens in Dubai verbringen?

Mindestens 183 Tage für steuerliche Ansässigkeit. Wir empfehlen 200+ Tage als Sicherheitspuffer. Zusätzlich gelten Economic Substance Anforderungen.

Kann ich meine deutsche Krankenversicherung behalten?

Meist nicht bei dauerhafter Dubai-Residenz. Internationale Krankenversicherungen sind die bessere Lösung. Kosten: 8.000-15.000€ jährlich für Premium-Schutz.

Was kostet ein Teilumzug-Setup realistisch?

Setup-Kosten: 60.000-120.000€. Laufende Mehrkosten: 55.000-85.000€ jährlich. Break-Even ab etwa 400.000€ Jahresgewinn.

Funktioniert der Teilumzug auch für kleinere Unternehmen?

Ab 400.000€ Jahresgewinn wird es finanziell attraktiv. Darunter übersteigen die Kosten meist die Steuerersparnis. Alternative: Erst in Deutschland skalieren, dann umziehen.

Welche Free Zone ist die beste für meinen Bereich?

DIFC für Fintech, DMCC für Trading/E-Commerce, Dubai South für Logistik, ADGM für Asset Management. Die Wahl hängt von Ihrer Geschäftstätigkeit ab.

Muss ich mein deutsches Unternehmen aufgeben?

Nein. Viele behalten eine deutsche Struktur für EU-Geschäfte und ergänzen diese um eine Dubai-Holding. Wichtig: Saubere Funktionsaufteilung.

Wie kompliziert ist die Buchhaltung in Dubai?

IFRS-Standards sind aufwendiger als deutsche HGB. Kosten für professionelle Buchhaltung: 1.500-3.000€ monatlich. Compliance ist aber kritisch wichtig.

Was passiert bei einer Scheidung oder Erbfall?

UAE-Recht kann anwendbar werden. Internationale Ehe-/Erbverträge sind essentiell. Lassen Sie sich von Spezialisten für internationales Familienrecht beraten.

Kann ich jederzeit wieder nach Deutschland zurück?

Ja, aber Rückabwicklung kann komplex sein. CFC-Regeln, Exit-Besteuerung und Timing sind zu beachten. Planen Sie Exit-Strategien von Anfang an mit.

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