Was ist ein Family Office und warum Dubai als Standort wählen?

Ein Family Office ist weit mehr als nur eine gehobene Vermögensverwaltung. Es handelt sich um eine spezialisierte Organisationsstruktur, die das Gesamtvermögen wohlhabender Familien ab einem Mindestvolumen von typischerweise 50 Millionen Euro professionell verwaltet und mehrgenerational absichert.

Im Gegensatz zu klassischen Private Banking Lösungen übernimmt ein Family Office nicht nur die Anlageberatung, sondern fungiert als zentraler Knotenpunkt für alle vermögensbezogenen Entscheidungen. Dazu gehören Steuerplanung, Nachfolgereglung, Philanthropie, Immobilienmanagement und sogar die Koordination von Lifestyle-Services.

Warum Dubai für deutsche Familie besonders attraktiv ist

Dubai hat sich in den vergangenen fünf Jahren zu einem der führenden Family Office Standorte weltweit entwickelt. Die Dubai International Financial Centre (DIFC) beherbergt mittlerweile über 180 registrierte Family Offices – ein Wachstum von 340% seit 2019.

Der entscheidende Vorteil liegt in der steuerlichen Struktur der Vereinigten Arabischen Emirate. Während deutsche Familienunternehmer bei Vermögenserträgen schnell Grenzsteuersätze von 45% erreichen, profitieren sie in Dubai von 0% Einkommensteuer auf Qualifying Income und können bei entsprechender Strukturierung auch die Corporate Tax von 9% auf Null reduzieren.

Besonders für tech-affine Unternehmer und E-Commerce-Gründer bietet Dubai eine ideale Infrastruktur. Die Zeitzone ermöglicht effiziente Kommunikation sowohl mit europäischen als auch asiatischen Märkten. Gleichzeitig verfügt das Emirat über eine der fortschrittlichsten digitalen Infrastrukturen weltweit.

Unterschied zwischen Single Family Office und Multi Family Office

Bei der Strukturierung müssen deutsche Familien zwischen zwei grundlegenden Modellen wählen. Ein Single Family Office (SFO) verwaltet ausschließlich das Vermögen einer Familie und bietet maximale Kontrolle sowie Diskretion.

Die Mindestkosten für ein SFO in Dubai liegen bei etwa 800.000 bis 1,2 Millionen Euro jährlich. Diese Investition rechtfertigt sich typischerweise ab einem verwalteten Vermögen von 100 Millionen Euro.

Multi Family Offices (MFO) teilen Kosten und Expertise zwischen mehreren Familien. In Dubai entstehen durch diese Struktur jährliche Kosten von etwa 150.000 bis 400.000 Euro pro Familie, abhängig vom verwalteten Volumen und den gewünschten Services.

Rechtliche Strukturen für Family Offices in Dubai: DIFC vs. ADGM

Die Wahl der richtigen rechtlichen Struktur entscheidet maßgeblich über den steuerlichen Erfolg Ihres Family Office. In den UAE stehen Ihnen zwei regulierte Finanzplätze zur Verfügung, die jeweils unterschiedliche Vorteile bieten.

Dubai International Financial Centre (DIFC) – Der etablierte Standard

Das DIFC gilt als das etablierteste Finanzzentrum der Region und beherbergt über 3.400 Unternehmen. Für Family Offices bietet es eine bewährte Regulatory Sandbox mit klaren Compliance-Vorgaben.

Die Gründung einer DIFC-Gesellschaft für Ihr Family Office erfolgt über eine Limited Liability Company (LLC) oder Limited Liability Partnership (LLP). Beide Strukturen ermöglichen es, als Qualifying Free Zone Person (QFZP) zu agieren und damit von der 0% Corporate Tax zu profitieren.

Ein entscheidender Vorteil des DIFC liegt in den etablierten Beziehungen zu internationalen Banken. Über 25 der weltweit führenden Private Banks unterhalten hier Niederlassungen, was die Vermögensverwaltung erheblich vereinfacht.

Die jährlichen Lizenzkosten betragen zwischen 25.000 und 75.000 AED (etwa 6.800 bis 20.400 Euro), abhängig von der gewählten Aktivitätslizenz. Hinzu kommen Registrierungsgebühren von etwa 15.000 AED (4.100 Euro).

Abu Dhabi Global Market (ADGM) – Die moderne Alternative

Das ADGM positioniert sich als technologieorientierte Alternative zum DIFC. Besonders für digitale Family Office Strukturen bietet es innovative Lösungen wie Blockchain-basierte Fondsverwaltung und KI-gestützte Compliance-Tools.

Die Gründungskosten im ADGM liegen mit etwa 40.000 AED (10.900 Euro) leicht über dem DIFC-Niveau. Dafür profitieren Sie von einem modernen Court System und besonders effizienten Genehmigungsverfahren.

Ein praktischer Vorteil: Das ADGM bietet eine integrierte Lösung für Family Office und Private Foundation, die besonders bei der Nachfolgeplanung deutscher Familienunternehmen relevant wird.

Onshore vs. Offshore Strukturierung

Neben den Finanzfreizonen können Sie Ihr Family Office auch als Onshore-Gesellschaft in Dubai Mainland strukturieren. Diese Option eignet sich besonders, wenn Sie physische Immobilien in den UAE verwalten oder lokale Investitionen tätigen möchten.

Die Onshore-Struktur erfordert jedoch einen lokalen Partner mit 51% Anteil oder alternativ eine Commercial License, die seit 2021 100% ausländische Beteiligung ermöglicht. Die steuerlichen Vorteile bleiben identisch, solange Sie als UAE-Resident qualifiziert sind.

Kriterium DIFC ADGM Dubai Mainland
Gründungskosten 19.000 – 30.000 EUR 15.000 – 25.000 EUR 8.000 – 15.000 EUR
Jährliche Lizenz 6.800 – 20.400 EUR 8.200 – 18.500 EUR 3.500 – 8.000 EUR
Banking-Zugang Exzellent Sehr gut Standard
Regulierungsqualität Höchste Sehr hoch Standard

Steuerliche Vorteile und Optimierungsstrategien für deutsche Familien

Die steuerliche Optimierung durch ein Dubai Family Office funktioniert nur bei korrekter Umsetzung der UAE-Residency und entsprechender Strukturierung der Einkünfte. Deutsche Familien müssen dabei sowohl UAE-Recht als auch deutsche Außensteuergesetze berücksichtigen.

0% Personal Income Tax bei UAE-Residency

Als UAE-Resident zahlen Sie grundsätzlich keine Einkommensteuer auf Ihre Vermögenserträge. Diese Regel gilt unabhängig von der Höhe Ihrer Einkünfte und umfasst Dividenden, Zinsen, Mieterträge und Kapitalgewinne.

Die UAE-Residency erhalten Sie durch eine Emirates ID, die eine physische Anwesenheit von mindestens 90 Tagen im Kalenderjahr erfordert. Für Family Office Gründer empfiehlt sich jedoch eine Anwesenheit von 183+ Tagen, um auch gegenüber deutschen Behörden die Verlagerung des Lebensmittelpunkts nachzuweisen.

Besonders lukrativ wird diese Struktur für Exits von Familienunternehmen. Während in Deutschland auf Veräußerungsgewinne von Firmenanteilen ab bestimmten Schwellenwerten bis zu 26,375% Steuer anfallen, bleiben diese Gewinne in Dubai vollständig steuerfrei.

Corporate Tax Optimierung bei Qualifying Income

Seit Juni 2023 erhebt die UAE eine Corporate Tax von 9% auf Gewinne über 375.000 AED (etwa 102.000 Euro). Ihr Family Office kann jedoch als Qualifying Free Zone Person (QFZP) weiterhin 0% zahlen, wenn mindestens 95% der Einkünfte Qualifying Income darstellen.

Qualifying Income umfasst typische Family Office Aktivitäten wie Vermögensverwaltung, Portfoliomanagement und Beteiligungserträge von mindestens 5% an anderen Gesellschaften. Nicht qualifiziert sind aktive Handelstätigkeiten oder operative Geschäfte.

In der Praxis bedeutet dies: Ihr Family Office kann unbegrenzt Dividenden von deutschen Tochtergesellschaften empfangen, Immobilienportfolios verwalten und Private Equity Investments tätigen – alles bei 0% Corporate Tax.

Vermeidung der deutschen Außensteuergesetze

Deutsche Familien müssen die Hinzurechnungsbesteuerung nach §§ 7-14 AO vermeiden. Diese greift, wenn Ihre UAE-Gesellschaft als Zwischengesellschaft eingestuft wird und passive Einkünfte erzielt.

Die Lösung liegt in einer substantiellen Geschäftstätigkeit in Dubai. Ihr Family Office muss nachweisen können, dass es echte wirtschaftliche Aktivitäten vor Ort ausübt. Dazu gehören:

  • Mindestens ein qualifizierter Geschäftsführer mit UAE-Residency
  • Ein physisches Büro in Dubai (nicht nur Postfach)
  • Regelmäßige Board Meetings in den UAE
  • Lokale Buchhaltung und Compliance-Prozesse
  • Nachweisbare Investitionsentscheidungen vor Ort

Diese Economic Substance Anforderungen kosten zusätzlich etwa 150.000 bis 300.000 Euro jährlich, sind aber unverzichtbar für die steuerliche Anerkennung.

Doppelbesteuerungsabkommen optimal nutzen

Das Doppelbesteuerungsabkommen zwischen Deutschland und den UAE bietet zusätzliche Planungsmöglichkeiten. Besonders relevant ist Artikel 10, der Quellensteuer auf Dividenden zwischen den Ländern regelt.

Deutsche Gesellschaften können Dividenden an Ihr UAE Family Office mit nur 5% Quellensteuer ausschütten, wenn das Family Office mindestens 10% der Anteile hält. In den UAE fallen dann keine weiteren Steuern an.

Für Zinszahlungen greift sogar eine komplette Befreiung von der Quellensteuer, wenn die Zinsen an eine UAE-Bank oder qualifizierte Finanzinstitution fließen. Ihr Family Office kann diese Struktur für Darlehen an deutsche Tochtergesellschaften nutzen.

Einkunftsart Deutschland (Grenzsteuersatz) Dubai Family Office Ersparnis bei 10 Mio. EUR
Dividenden 26,375% 0% 2.637.500 EUR
Zinserträge 45% 0% 4.500.000 EUR
Kapitalgewinne 26,375% 0% 2.637.500 EUR
Immobilienerträge 45% 0% 4.500.000 EUR

Praktische Umsetzung und realistische Kosten eines Dubai Family Office

Die erfolgreiche Etablierung eines Family Office in Dubai erfordert eine durchdachte Budgetplanung und realistische Einschätzung der laufenden Kosten. Deutsche Familien unterschätzen häufig die Komplexität der praktischen Umsetzung.

Einmalige Gründungskosten im Detail

Die initialen Investitionskosten für Ihr Dubai Family Office variieren erheblich je nach gewählter Struktur und Servicelevel. Eine DIFC-Lizenz für Investment Management kostet etwa 25.000 AED (6.800 Euro) jährlich, die Erstregistrierung zusätzlich 15.000 AED (4.100 Euro).

Hinzu kommen substantielle Beratungskosten für die rechtliche Strukturierung. Renommierte Anwaltskanzleien in Dubai berechnen zwischen 150.000 und 400.000 Euro für die komplette Setup-Beratung inklusive Tax Planning und Compliance-Strukturen.

Die Einrichtung Ihrer Büroräume sollten Sie nicht unterschätzen. Ein repräsentatives Family Office im DIFC oder ADGM kostet zwischen 200.000 und 600.000 Euro, abhängig von Größe und Ausstattungsstandard.

Banking Setup stellt eine weitere Kostenkategorie dar. Führende Private Banks wie UBS, Credit Suisse oder Emirates NBD verlangen Initial Deposits zwischen 5 und 25 Millionen USD für ihre Family Office Services.

Laufende Betriebskosten und Personal

Der größte Kostenfaktor liegt im qualifizierten Personal. Ein erfahrener Family Office Director in Dubai verdient zwischen 400.000 und 800.000 AED jährlich (etwa 109.000 bis 218.000 Euro). Für Compliance-Expertise müssen Sie zusätzlich 300.000 bis 500.000 AED (82.000 bis 136.000 Euro) einplanen.

Investment-Analysten kosten etwa 250.000 bis 450.000 AED (68.000 bis 123.000 Euro) pro Jahr. Administrative Kräfte liegen bei 100.000 bis 200.000 AED (27.000 bis 54.000 Euro).

Die Bürokosten bewegen sich zwischen 500 und 1.500 AED pro Quadratmeter monatlich in den Finanzfreizonen. Ein angemessenes 200qm Office kostet damit zwischen 100.000 und 300.000 AED (27.000 bis 82.000 Euro) jährlich.

Compliance und Audit Services schlagen mit 80.000 bis 150.000 AED (22.000 bis 41.000 Euro) jährlich zu Buche. Diese Kosten sind nicht optional, da sowohl UAE-Regularien als auch deutsche Außensteuergesetze eine professionelle Compliance erfordern.

Technology und Infrastruktur

Moderne Family Offices sind datengetrieben und benötigen entsprechende IT-Infrastruktur. Portfolio Management Systeme wie Charles River oder Bloomberg AIM kosten zwischen 200.000 und 500.000 USD jährlich für eine vollständige Lizenz.

Risk Management und Compliance Software von Anbietern wie Compliance.ai oder RegTech Partners liegt bei 50.000 bis 150.000 USD pro Jahr. Diese Investition ist unverzichtbar für die Dokumentation der Economic Substance.

CRM-Systeme speziell für Family Offices (Altoo, Addepar) kosten etwa 100.000 bis 300.000 USD jährlich, ermöglichen aber eine professionelle Kommunikation mit allen Familienmitgliedern und externen Beratern.

Gesamtkostenübersicht nach Vermögensklassen

Für ein Single Family Office mit 100-500 Millionen Euro verwalteten Vermögens sollten Sie mit Gesamtkosten von 1,5 bis 2,5 Millionen Euro jährlich rechnen. Dies entspricht einer Total Expense Ratio von etwa 0,3% bis 0,5%.

Multi Family Office Strukturen reduzieren die Kosten pro Familie erheblich. Bei einem verwalteten Vermögen von 50-100 Millionen Euro entstehen Kosten von etwa 400.000 bis 800.000 Euro jährlich (0,4% bis 0,8% TER).

Diese Kostenstrukturen sind deutlich niedriger als in traditionellen Finanzplätzen wie der Schweiz oder Singapur, wo vergleichbare Services zwischen 0,8% und 1,5% des verwalteten Vermögens kosten.

Kostenkategorie SFO (100-500 Mio.) MFO (50-100 Mio.) Boutique MFO (20-50 Mio.)
Personal 800.000 – 1.500.000 EUR 300.000 – 600.000 EUR 150.000 – 300.000 EUR
Technologie 200.000 – 400.000 EUR 100.000 – 200.000 EUR 50.000 – 100.000 EUR
Büro & Infrastruktur 150.000 – 300.000 EUR 80.000 – 150.000 EUR 40.000 – 80.000 EUR
Compliance & Legal 100.000 – 200.000 EUR 60.000 – 120.000 EUR 30.000 – 60.000 EUR
Gesamt 1.250.000 – 2.400.000 EUR 540.000 – 1.070.000 EUR 270.000 – 540.000 EUR

Compliance und Economic Substance Anforderungen für deutsche Family Offices

Die korrekte Umsetzung der Economic Substance Requirements (ESR) entscheidet über Erfolg oder Scheitern Ihres Dubai Family Office. Deutsche Behörden prüfen diese Anforderungen besonders streng, um Gestaltungsmissbrauch zu verhindern.

Economic Substance Test im Detail

Die UAE Economic Substance Regulation verlangt von Ihrem Family Office den Nachweis substantieller wirtschaftlicher Aktivitäten in den Emiraten. Dies umfasst drei Kernbereiche: angemessene Anzahl qualifizierter Mitarbeiter, angemessene Betriebsausgaben und Kerngeschäftstätigkeiten vor Ort.

Für Investment Management Aktivitäten müssen Sie mindestens zwei qualifizierte Vollzeitmitarbeiter in Dubai beschäftigen. Qualifiziert bedeutet: relevante Berufserfahrung, UAE-Residency und nachweisbare Entscheidungsbefugnis bei Investitionen.

Die Betriebsausgaben sollten in einem angemessenen Verhältnis zu den verwalteten Vermögen stehen. Als Richtwert gelten mindestens 0,1% der Assets under Management (AuM), jedoch nicht weniger als 500.000 AED (etwa 136.000 Euro) jährlich.

Kerngeschäftstätigkeiten umfassen Portfolio-Entscheidungen, Risk Management, Due Diligence bei Investments und Reportings an die Familie. Diese müssen nachweislich in Dubai stattfinden und dokumentiert werden.

Governance und Board Requirements

Ihr Family Office muss über eine professionelle Governance-Struktur verfügen, die internationalen Standards entspricht. Das bedeutet regelmäßige Board Meetings in Dubai mit protokollierten Entscheidungen zu allen wesentlichen Investitionen.

Mindestens 50% der Direktoren müssen UAE-Residents sein. In der Praxis bedeutet dies: Wenn Sie als deutscher Patriarch im Board sitzen, benötigen Sie mindestens einen weiteren UAE-ansässigen Direktor mit entsprechender Qualifikation.

Die Board Meetings müssen quartalsweise in Dubai stattfinden und vollständig dokumentiert werden. Investment Committee Meetings sollten monatlich erfolgen, mit detaillierten Protokollen über Anlageentscheidungen und Risikobewertungen.

Administrative Unterstützung durch lokale Corporate Service Provider ist zwar möglich, das Ultimate Beneficial Ownership muss jedoch transparent dokumentiert und den Behörden gemeldet werden.

Reporting und Dokumentation

Die UAE verlangen ein umfassendes ESR-Reporting bis zum 31. März des Folgejahres. Dieses muss durch ein lokales Audit bestätigt werden und alle substantiellen Aktivitäten nachweisen.

Deutsche Steuerberater empfehlen zusätzlich eine umfassende Dokumentation für deutsche Behörden. Dazu gehören detaillierte Time Sheets der UAE-Mitarbeiter, Expense Allocations und Decision Protocols für alle Investitionen.

Die Buchhaltung muss nach International Financial Reporting Standards (IFRS) erfolgen und von einem in den UAE zugelassenen Auditor geprüft werden. Deutsche GAAP-Standards sind nicht ausreichend.

Ein besonderer Fokus liegt auf der Dokumentation von Investmentprozessen. Jede Anlageentscheidung muss mit Research-Reports, Due Diligence-Protokollen und Risk Assessments unterlegt werden, die vor Ort in Dubai erstellt wurden.

Sanctions Compliance und AML Requirements

Dubai Family Offices unterliegen strengen Anti-Money Laundering (AML) und Sanctions Compliance Vorschriften. Diese gehen teilweise über deutsche Standards hinaus und erfordern spezialisierte Compliance-Expertise.

Customer Due Diligence (CDD) muss auch auf alle Ultimate Beneficial Owners angewendet werden. Dies bedeutet umfassende KYC-Prozesse für alle Familienmitglieder, die direkt oder indirekt von den Family Office Services profitieren.

Transaction Monitoring erfordert professionelle Software-Lösungen, die alle Ein- und Auszahlungen auf verdächtige Muster überwachen. Schwellenwerte für das Reporting liegen bereits bei 50.000 AED (etwa 13.600 Euro).

Enhanced Due Diligence ist erforderlich bei Politically Exposed Persons (PEPs), auch wenn diese nur entfernte Geschäftsbeziehungen zu Ihrer Familie haben. Deutsche Politiker, Richter oder hohe Beamte können diese Kategorie auslösen.

  • Quartalsweise ESR-Compliance-Reviews durch externe Berater
  • Monatliche AML-Transaction-Monitoring-Reports
  • Halbjährliche Sanctions-Screening aller Counterparties
  • Jährliche Compliance-Schulungen für alle Mitarbeiter
  • Kontinuierliche Updates der Policies entsprechend regulatorischer Änderungen

Die Compliance-Kosten sollten Sie mit etwa 150.000 bis 300.000 Euro jährlich einkalkulieren. Diese Investition ist jedoch unverzichtbar, um sowohl UAE- als auch deutsche Anforderungen zu erfüllen.

Vergleich der Family Office Standorte in den UAE: DIFC, ADGM und Abu Dhabi

Die Wahl des optimalen Standorts innerhalb der UAE beeinflusst sowohl Ihre operativen Kosten als auch die Qualität der verfügbaren Services. Jede Jurisdiktion bietet spezifische Vorteile für deutsche Family Office Strukturen.

Dubai International Financial Centre (DIFC) – Der Marktführer

Das DIFC beherbergt aktuell 78% aller regulierten Family Offices in den UAE und gilt als das etablierste Finanzzentrum der Region. Die Infrastruktur ist optimal auf internationale Familien ausgerichtet.

Banking-Zugang ist im DIFC unübertroffen. 24 der weltweit führenden Private Banks unterhalten hier vollwertige Niederlassungen, darunter UBS, Credit Suisse, Julius Baer und Goldman Sachs Private Wealth Management.

Der regulatorische Rahmen basiert auf englischem Common Law und bietet damit deutsche Familien die vertraute Rechtssicherheit europäischer Standards. Die Dubai Financial Services Authority (DFSA) reguliert nach international anerkannten Best Practices.

Networking-Möglichkeiten sind außergewöhnlich stark. Das Dubai Family Office Network organisiert monatliche Events mit typischerweise 100-200 Teilnehmern aus der Region. Diese Kontakte sind bei Co-Investments und Deal-Sourcing unverzichtbar.

Die Lebensqualität in Dubai übertrifft die meisten Finanzplätze weltweit. Deutsche Familien schätzen die Nähe zu Europa (6 Flugstunden), erstklassige Schulen und das ganzjährig warme Klima.

Abu Dhabi Global Market (ADGM) – Innovation und Stabilität

Das ADGM positioniert sich als technologieorientierte Alternative zum DIFC und bietet besonders für digital-affine deutsche Familien interessante Lösungen.

Regulatory Sandbox Programme ermöglichen es, innovative Fintech-Lösungen im Family Office Kontext zu testen. Blockchain-basierte Asset Management Systeme und KI-gestützte Portfolio-Optimierung sind hier bereits genehmigungsfähig.

Die Nähe zur Abu Dhabi Investment Authority (ADIA) und anderen Sovereign Wealth Funds eröffnet einzigartige Co-Investment-Möglichkeiten. Deutsche Family Offices können hier an Infrastruktur-Investments und Private Equity Deals partizipieren, die andernorts nicht zugänglich sind.

Steuerliche Behandlung ist identisch zum DIFC, jedoch bietet das ADGM eine integrierte Lösung für Family Foundations. Diese Struktur vereinfacht die Nachfolgeplanung erheblich und reduziert laufende Verwaltungskosten.

Cultural Facilities in Abu Dhabi übertreffen inzwischen Dubai deutlich. Das Louvre Abu Dhabi, Guggenheim Museum und die neue Oper schaffen ein kulturelles Umfeld, das deutsche Familien zu schätzen wissen.

Dubai Mainland und freie Zonen Alternativen

Dubai Mainland bietet sich für Family Offices an, die primär in UAE-Immobilien oder lokale Unternehmen investieren möchten. Die 100% ausländische Beteiligung ist seit 2021 möglich und reduziert strukturelle Komplexität.

Dubai Multi Commodities Centre (DMCC) hat sich als Alternative für Commodity-Investment spezialisierte Family Offices etabliert. Die Nähe zum Gold- und Diamantenhandel bietet einzigartige Investmentmöglichkeiten.

Jebel Ali Free Zone (JAFZA) eignet sich für Family Offices mit signifikanten Logistics- oder E-Commerce-Investments. Die direkte Anbindung an den größten Hafen der Region vereinfacht Supply Chain Investments.

Diese Strukturen bieten jedoch nicht die regulatorische Qualität der Finanzfreizonen und sind daher für deutsche Family Offices meist weniger geeignet.

Kostenvergleich der Standorte

Kostenfaktor DIFC ADGM Dubai Mainland DMCC
Lizenzkosten (jährlich) 25.000 – 75.000 AED 30.000 – 85.000 AED 15.000 – 50.000 AED 20.000 – 60.000 AED
Bürokosten (pro qm/Monat) 500 – 1.500 AED 400 – 1.200 AED 200 – 800 AED 300 – 900 AED
Banking Quality Exzellent Sehr gut Standard Gut
Regulatory Standard International International UAE Standard Free Zone
Setup Komplexität Hoch Mittel-Hoch Niedrig Mittel

Für deutsche Familien empfiehlt sich in 80% der Fälle das DIFC aufgrund der Banking-Infrastruktur und regulatorischen Qualität. Das ADGM bietet sich für tech-affine Familien an, während Mainland-Strukturen nur bei spezifischen lokalen Investment-Fokus Sinn ergeben.

Schritt-für-Schritt Anleitung zur Gründung Ihres Dubai Family Office

Die Etablierung eines professionellen Family Office in Dubai folgt einem strukturierten Prozess, der typischerweise 4-6 Monate in Anspruch nimmt. Deutsche Familien sollten bereits in der Planungsphase steuerliche und rechtliche Beratung einbeziehen.

Phase 1: Strategische Planung und Strukturierung (Wochen 1-4)

Beginnen Sie mit einer umfassenden Analyse Ihrer aktuellen Vermögensstruktur und steuerlichen Situation in Deutschland. Diese Bestandsaufnahme ist entscheidend für die optimale Strukturierung des Dubai Family Office.

Beauftragen Sie parallel spezialisierte Berater in Deutschland und den UAE. Deutsche Steuerberater mit UAE-Expertise kosten etwa 500-800 Euro pro Stunde, UAE-Anwälte rechnen mit 400-600 USD ab. Budget Sie 80.000-150.000 Euro für die komplette Beratung ein.

Definieren Sie die gewünschten Services Ihres Family Office präzise. Soll es nur Vermögensverwaltung übernehmen oder auch Nachfolgeplanung, Philanthropie und Lifestyle-Services? Diese Entscheidung beeinflusst Lizenz-Typ und Personalplanung erheblich.

Wählen Sie zwischen Single Family Office und Multi Family Office Struktur. Bei verwalteten Vermögen unter 100 Millionen Euro ist ein MFO meist kosteneffizienter.

Phase 2: Lizenzierung und Registrierung (Wochen 5-12)

Reichen Sie den License Application bei der gewählten Freizone ein. DIFC-Anträge werden typischerweise binnen 4-6 Wochen bearbeitet, ADGM benötigt 3-5 Wochen.

Erforderliche Dokumente umfassen Business Plan, Financial Projections für drei Jahre, Due Diligence auf alle Ultimate Beneficial Owners und Compliance Policies. Deutsche Dokumente müssen apostilliert und von zugelassenen Übersetzern ins Englische übertragen werden.

Parallel erfolgt die Registered Office Einrichtung. Flexi-Desk Solutions kosten etwa 25.000 AED jährlich, vollwertige Büros zwischen 100.000 und 500.000 AED je nach Größe und Ausstattung.

Banking Relationships sollten Sie bereits vor der finalen Lizenzierung initiieren. Leading Private Banks benötigen 6-12 Wochen für die Due Diligence bei Family Office Kunden.

Phase 3: Personal und Compliance Setup (Wochen 13-20)

Rekrutieren Sie qualifizierte UAE-Residents für Schlüsselpositionen. Executive Search Firmen in Dubai berechnen typischerweise 25-35% des Jahresgehalts als Success Fee.

Investment Manager mit Family Office Erfahrung verdienen 400.000-800.000 AED jährlich. Compliance Officers liegen bei 300.000-500.000 AED. Portfolio Assistants kosten etwa 150.000-250.000 AED.

Implementieren Sie Professional Compliance Systems von Tag eins. Portfolio Management Software wie Charles River kostet etwa 200.000 USD jährlich, ist aber für professional Family Offices unverzichtbar.

Erstellen Sie umfassende Policies für Investment, Risk Management, AML und ESR Compliance. Diese Dokumente müssen von der Regulatory Authority genehmigt werden.

Phase 4: Operativer Start und Optimierung (Wochen 21-24)

Transferieren Sie schrittweise Vermögenswerte in die UAE-Struktur. Beginnen Sie mit liquid Assets, bevor Sie komplexere Strukturen wie Private Equity oder Immobilien übertragen.

Etablieren Sie regelmäßige Reporting-Zyklen für deutsche Steuerberatung und UAE-Compliance. Monatliche Portfolios-Reports und quartalsweise Compliance-Updates sind Standard.

Optimieren Sie kontinuierlich die Cost-Efficiency. Viele deutsche Family Offices reduzieren Betriebskosten im zweiten Jahr um 15-25% durch Prozessoptimierung und bessere Vendor-Negotiations.

Implementieren Sie Family Governance Strukturen wie Family Council und Next Generation Programs, falls mehrere Generationen beteiligt sind.

Praktische Checkliste für deutsche Familien

  1. Mindestens 6 Monate vor Umzug: Deutsche Steuererklärung optimieren, Wohnsitz-Abmeldung vorbereiten
  2. 4 Monate vorher: UAE-Beratung beauftragen, License Application vorbereiten
  3. 3 Monate vorher: Emirates ID beantragen, Banking Setup initiieren
  4. 2 Monate vorher: Personal rekrutieren, Büro einrichten
  5. 1 Monat vorher: Compliance Testing, Soft Launch der Operations
  6. Tag 1: Operativer Start mit vollem Service-Spektrum

Der Schlüssel liegt in der parallelen Abwicklung der verschiedenen Workstreams. Deutsche Gründlichkeit kombiniert mit UAE-Effizienz ermöglicht eine professionelle Implementation innerhalb von 4-6 Monaten.

Häufige Fehler vermeiden

Unterschätzen Sie nicht die Bedeutung der Economic Substance Requirements. Viele deutsche Family Offices scheitern an unzureichender UAE-Präsenz und werden als Briefkastenfirmen eingestuft.

Wählen Sie Service Provider sorgfältig aus. Billige Corporate Service Provider kosten langfristig mehr durch Compliance-Probleme und regulatorische Issues.

Investieren Sie von Anfang an in professionelle Systeme und Prozesse. Nachträgliche Upgrades sind deutlich teurer als eine korrekte Initial Setup.

Vernachlässigen Sie nicht die kulturelle Integration. Successful Family Offices in Dubai investieren aktiv in lokale Relationships und Community Engagement.

Häufig gestellte Fragen zu Family Offices in Dubai

Welches Mindest-Vermögen benötige ich für ein Family Office in Dubai?

Für ein Single Family Office sollten Sie mindestens 50-100 Millionen Euro verwalten, um die Kosten von 1,2-2,4 Millionen Euro jährlich zu rechtfertigen. Multi Family Office Strukturen funktionieren bereits ab 20-30 Millionen Euro pro Familie, da sich die Kosten auf mehrere Teilnehmer verteilen.

Wie lange dauert die komplette Gründung eines Family Office?

Der gesamte Prozess von der Planung bis zum operativen Start dauert typischerweise 4-6 Monate. Die Lizenzierung selbst benötigt 4-6 Wochen, aber Personal-Rekrutierung und Compliance-Setup erfordern zusätzliche Zeit. Eine parallele Abwicklung der verschiedenen Workstreams ist entscheidend für einen effizienten Timeline.

Muss ich dauerhaft in Dubai leben, um die Steuervorteile zu nutzen?

Sie benötigen eine UAE-Residency mit mindestens 90 Tagen physischer Anwesenheit pro Jahr. Für deutsche Steuerbefreiung empfehlen sich jedoch 183+ Tage, um den Lebensmittelpunkt nachzuweisen. Ihr Family Office muss zusätzlich substantielle wirtschaftliche Aktivitäten in Dubai ausüben.

Welche deutschen Steuern kann ich durch ein Dubai Family Office sparen?

Als UAE-Resident zahlen Sie 0% Einkommensteuer auf Vermögenserträge. Bei einem Portfolio von 10 Millionen Euro sparen Sie gegenüber Deutschland etwa 2,6-4,5 Millionen Euro jährlich, abhängig von der Einkunftsart. Corporate Tax fällt bei korrekter Strukturierung ebenfalls mit 0% an.

Kann ich meine deutschen Unternehmen über das Dubai Family Office halten?

Ja, deutsche Tochtergesellschaften können Dividenden mit nur 5% Quellensteuer an Ihr UAE Family Office ausschütten. In Dubai fallen keine weiteren Steuern an. Wichtig ist die korrekte Strukturierung und Nachweis der Economic Substance in den UAE.

Welche Banken eignen sich für Family Office Banking in Dubai?

Im DIFC haben Sie Zugang zu über 25 führenden Private Banks. UBS, Credit Suisse, Julius Baer und Emirates NBD bieten spezialisierte Family Office Services. Minimum Deposits liegen zwischen 5-25 Millionen USD, abhängig von der gewünschten Service-Qualität.

Wie hoch sind die Lebenshaltungskosten für deutsche Familien in Dubai?

Deutsche Familien sollten mit 8.000-15.000 Euro monatlich für Wohnung, Schule und Lifestyle rechnen. Premium-Apartments kosten 300.000-800.000 AED jährlich, internationale Schulen 60.000-120.000 AED pro Kind. Diese Kosten werden jedoch durch die Steuerersparnis mehr als kompensiert.

Kann ich deutsche Mitarbeiter in mein Dubai Family Office holen?

Deutsche Fachkräfte können Employment Visas über Ihr Family Office erhalten. Die Sponsorship kostet etwa 15.000-25.000 AED pro Person jährlich. Wichtig: Mindestens 50% der Direktoren müssen UAE-Residents sein, um Economic Substance Requirements zu erfüllen.

Was passiert bei regulatorischen Änderungen in den UAE?

Dubai und Abu Dhabi haben sich als stabile Rechtsräume erwiesen. Änderungen werden typischerweise mit 12-24 Monaten Vorlauf angekündigt. Ihr Family Office sollte von Anfang an Compliance-Expertise einbauen, um flexibel auf Regeländerungen reagieren zu können.

Wie sicher sind Investitionen und Bankguthaben in Dubai?

UAE-Banken unterliegen internationalen Regulatory Standards. Die Central Bank of UAE garantiert Deposits bis 500.000 AED. Für höhere Beträge empfiehlt sich Diversifizierung auf mehrere Institute. Das Rechtssystem basiert auf englischem Common Law und bietet internationalen Standard-Schutz.

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