Die Einführung der Corporate Tax in den Vereinigten Arabischen Emiraten zum 1. Juni 2023 markiert einen Wendepunkt für internationale Unternehmer. Während die Schlagzeilen von 9% Unternehmenssteuer sprechen, zeigt die Realität ein deutlich differenzierteres Bild.

Für deutsche Unternehmer, die bereits in Dubai etabliert sind oder einen Umzug erwägen, eröffnen sich durch geschickte Strukturierung weiterhin Möglichkeiten zur vollständigen Steuerbefreiung. Die entscheidende Frage lautet nicht, ob Sie 9% zahlen müssen, sondern wie Sie legal bei 0% bleiben.

In diesem umfassenden Leitfaden erfahren Sie, welche konkreten Auswirkungen die neue Regelung auf Ihr Unternehmen hat und mit welchen Strategien Sie auch weiterhin steueroptimal agieren.

Was ist die neue Corporate Tax in den VAE? – Grundlagen der Unternehmenssteuer

Die Corporate Tax der VAE funktioniert anders als deutsche Körperschaftssteuersysteme. Sie gilt nicht pauschal für alle Unternehmen, sondern folgt einem gestuften Modell mit klaren Ausnahmen.

Die Grundstruktur der VAE Corporate Tax

Das neue Steuersystem basiert auf drei wesentlichen Säulen:

  • 0% Steuer auf Gewinne bis AED 375.000 (ca. 94.000 Euro)
  • 9% Steuer auf Gewinne über AED 375.000
  • Vollständige Befreiung für Qualifying Free Zone Persons

Diese Struktur bedeutet: Selbst mainland-Unternehmen zahlen nur auf den Gewinnanteil über der Freibetragsgrenze die 9%. Ein Unternehmen mit AED 500.000 Gewinn zahlt beispielsweise nur auf AED 125.000 die Corporate Tax – das entspricht etwa 1.125 Euro jährlich.

Welche Unternehmen sind betroffen?

Die Corporate Tax erfasst grundsätzlich alle juristischen Personen mit Geschäftstätigkeit in den VAE. Dazu zählen:

Unternehmenstyp Steuerpflicht Besonderheiten
Mainland LLC Ja, mit Freibetrag 9% ab AED 375.000
Free Zone Companies Potenziell befreit Bei Qualifying Status 0%
Branch Offices Ja, mit Freibetrag Wie Mainland behandelt
Natürliche Personen Nein Weiterhin 0% Einkommensteuer

Was ändert sich für bestehende Strukturen?

Entscheidend ist: Die persönliche Einkommensteuer bleibt bei 0%. Deutsche Geschäftsführer und Gesellschafter zahlen weiterhin keine Steuern auf Gehälter, Dividenden oder Kapitalerträge in den VAE.

Die Corporate Tax betrifft ausschließlich die Unternehmensebene. Für viele deutsche Unternehmer, die ihre Gewinne ohnehin regelmäßig als steuerfreie Dividenden ausschütten, ändert sich bei geschickter Planung praktisch nichts.

Die 9% Regel – Wann zahlen Sie Corporate Tax in den VAE?

Die oft zitierte 9% Unternehmenssteuer greift nur unter spezifischen Bedingungen. Verstehen Sie genau, wann diese Steuer anfällt, können Sie gezielt Strukturen wählen, die Sie davon befreien.

Der AED 375.000 Freibetrag im Detail

Das VAE-System arbeitet mit einem progressiven Ansatz. Stellen Sie sich vor, Sie betreiben eine Online-Marketing-Agentur mit einem Jahresgewinn von AED 600.000 (ca. 150.000 Euro):

  • Erste AED 375.000: 0% Steuer
  • Verbleibende AED 225.000: 9% Steuer = AED 20.250 (ca. 5.060 Euro)
  • Effektive Steuerbelastung: 3,4% des Gesamtgewinns

Diese Berechnung zeigt: Selbst steuerpflichtige Unternehmen zahlen deutlich weniger als die beworbenen 9%.

Berechnungsgrundlage und Abzugsfähige Kosten

Die Corporate Tax bemisst sich am zu versteuernden Gewinn nach International Financial Reporting Standards (IFRS). Folgende Kosten reduzieren Ihre Steuerlast:

Kostenart Abzugsfähigkeit Besonderheiten
Personalkosten 100% Inklusive Visa- und Housing-Kosten
Bürokosten 100% Miete, Ausstattung, Utilities
Marketing-Ausgaben 100% Online-Advertising, Messen, Content
Abschreibungen Nach IFRS Equipment, Software, Fahrzeuge
Zinsen Begrenzt Thin Capitalization Rules

Strategische Gewinnplanung

Viele deutsche Unternehmer können durch intelligente Kostenverteilung unter dem Freibetrag bleiben. Ein SaaS-Gründer mit 500.000 Euro Umsatz könnte beispielsweise:

  1. Einen Vollzeit-Developer in Dubai anstellen (Kosten: ca. 100.000 Euro)
  2. Premium-Büroräume in einer Free Zone mieten (Kosten: ca. 50.000 Euro)
  3. Intensive Performance-Marketing betreiben (Kosten: ca. 200.000 Euro)
  4. Equipment und Software abschreiben (Kosten: ca. 20.000 Euro)

Bei 130.000 Euro Gewinn bliebe er deutlich unter dem Freibetrag – und erfüllt gleichzeitig die Economic Substance Requirements.

Ausnahmen und Befreiungen – Der Weg zur 0% Corporate Tax

Die wichtigste Erkenntnis vorweg: Eine vollständige Befreiung von der Corporate Tax ist weiterhin möglich. Der Schlüssel liegt im Status als Qualifying Free Zone Person.

Qualifying Free Zone Person – Definition und Voraussetzungen

Eine Qualifying Free Zone Person (QFZP) zahlt 0% Corporate Tax auf qualifying income. Diese Bezeichnung ist nicht automatisch – sie muss aktiv erfüllt und nachgewiesen werden.

Die Voraussetzungen im Detail:

  • Lizenz in einer anerkannten Free Zone (Dubai Internet City, DIFC, ADGM etc.)
  • Adequate Substance in den VAE nachweisen
  • Qualifying Income generieren (keine Mainland-Geschäfte)
  • Keine Elected Taxable Person Status

Qualifying Income vs. Non-Qualifying Income

Entscheidend ist die Art Ihres Einkommens. Qualifying Income umfasst praktisch alle digitalen Geschäftsmodelle deutscher Unternehmer:

Geschäftsmodell Qualifying Income? Corporate Tax
SaaS-Software Lizenzierung ✅ Ja 0%
Online-Marketing Services ✅ Ja 0%
E-Commerce (Dropshipping) ✅ Ja 0%
Coaching/Consulting Digital ✅ Ja 0%
Content Creation/YouTube ✅ Ja 0%
Handel mit VAE-Kunden ❌ Nein 9%
Immobilien-Vermietung VAE ❌ Nein 9%

Die Adequate Substance Anforderung

Adequate Substance bedeutet nicht, dass Sie permanent in Dubai leben müssen. Es genügt nachzuweisen, dass Ihr Unternehmen echte wirtschaftliche Aktivität in den VAE entfaltet.

Praktische Umsetzung für deutsche Unternehmer:

  • Physisches Büro in der Free Zone (kann geteilt sein)
  • Lokaler Director/Manager (mindestens einer vor Ort)
  • Board Meetings in den VAE abhalten
  • Kerngeschäftsentscheidungen in den VAE treffen
  • Angemessene Betriebsausgaben in den VAE

Ein Performance-Marketing-Unternehmer könnte beispielsweise einen lokalen Marketing-Manager einstellen, der die Kampagnen-Optimierung vor Ort durchführt und regelmäßig über Strategieentscheidungen mit dem deutschen Gründer abstimmt.

Qualifying Free Zone Person – Ihr Schlüssel zur dauerhaften Steuerbefreiung

Der QFZP-Status ist Ihr wertvollstes Asset im neuen VAE-Steuersystem. Verstehen Sie die Mechanismen dahinter, sichern Sie sich langfristig die 0% Corporate Tax.

Schritt-für-Schritt zum QFZP-Status

Die Qualifikation als QFZP erfolgt nicht automatisch. Sie müssen diese aktiv durch Ihre Unternehmensstruktur und -führung etablieren:

  1. Free Zone Lizenz beantragen
    • Wählen Sie eine für Ihr Geschäftsmodell passende Free Zone
    • Dubai Internet City für Tech-Unternehmen
    • Dubai Multi Commodities Centre für Trading
    • DMCC für E-Commerce und Consulting
  2. Adequate Substance aufbauen
    • Büroräume anmieten (mindestens Flexi-Desk)
    • Lokalen Director einstellen oder bestellen
    • Geschäftskonto bei VAE-Bank eröffnen
  3. Geschäftstätigkeit dokumentieren
    • Board Minutes in den VAE erstellen
    • Verträge über VAE-Entität abschließen
    • Rechnungsstellung über VAE-Unternehmen

Kritische Erfolgsfaktoren für den QFZP-Status

Drei Bereiche entscheiden über Ihren dauerhaften Erfolg als QFZP:

1. Substanz-Nachweis

Die VAE-Behörden prüfen zunehmend die tatsächliche wirtschaftliche Substanz. Reine Briefkastenfirmen werden nicht mehr toleriert.

Bewährte Substanz-Strategien:

  • Local Hire: Stellen Sie mindestens einen qualifizierten Mitarbeiter in den VAE ein
  • Decision Making: Treffen Sie wichtige Geschäftsentscheidungen nachweislich in Dubai
  • Technology Infrastructure: Hosting, CRM und andere Business-Tools über VAE-Server
  • Banking Relationship: Aktive Nutzung des VAE-Geschäftskontos

2. Income Qualification

Ihr Einkommen muss die Definition von Qualifying Income erfüllen. Dies schließt praktisch alle Geschäftsmodelle deutscher Digital-Unternehmer ein, mit wichtigen Ausnahmen:

Achtung: Sobald Sie Geschäfte mit VAE-Residenten machen (B2C oder B2B), gilt dieses Einkommen als Non-Qualifying und unterliegt der 9% Corporate Tax.

3. Elected Taxable Person vermeiden

Sie können freiwillig auf den QFZP-Status verzichten (Elected Taxable Person). Dies könnte in seltenen Fällen sinnvoll sein – etwa um Verluste steuerlich geltend zu machen.

Praxisbeispiel: Tech-Startup optimale QFZP-Struktur

Ein deutscher SaaS-Gründer mit 2 Millionen Euro ARR strukturiert sich optimal folgendermaßen:

Bereich Umsetzung Jährliche Kosten
Lizenz Dubai Internet City Free Zone 15.000 Euro
Büro Co-Working Space mit Flexi-Desk 8.000 Euro
Personal Technical Director (lokal) 80.000 Euro
Banking Business Account ADCB 2.000 Euro
Compliance Audit und Tax Advisory 12.000 Euro

Gesamtkosten: 117.000 Euro jährlich für vollständige Corporate Tax Befreiung auf 2 Millionen Euro Umsatz. Die Kostenersparnis gegenüber deutschen Steuern liegt bei über 500.000 Euro jährlich.

Economic Substance Requirements – Was Sie wirklich beachten müssen

Die Economic Substance Requirements (ESR) bilden das Rückgrat der neuen VAE-Steuerpolitik. Sie verhindern reine Steuervermeidung ohne echte Geschäftstätigkeit.

ESR-Anwendungsbereich für deutsche Unternehmer

Nicht alle Geschäftsmodelle unterliegen den ESR in gleichem Maße. Die Anforderungen variieren je nach Relevant Activity:

Relevant Activity Typische deutsche Unternehmer ESR-Level
Intellectual Property SaaS, Software-Lizenzierung Hoch
Distribution & Service Centre E-Commerce, Dropshipping Mittel
Headquarters Holding-Strukturen Mittel
High Risk IP Business Patent-Verwaltung Sehr hoch
General Business Consulting, Marketing Niedrig

Intellectual Property – Die häufigste Hürde

Deutsche SaaS-Unternehmer fallen oft unter die IP-Kategorie, die strengste ESR-Anforderungen stellt. Sie müssen nachweisen:

Core Income Generating Activities (CIGA)

Mindestens die Hälfte Ihrer IP-bezogenen Aktivitäten muss in den VAE stattfinden:

  • Entwicklung und Weiterentwicklung der Software
  • Marketing und Branding der IP-Assets
  • Distribution und Verkauf der Lizenzen
  • Strategische Entscheidungen zur IP-Verwertung

Adequate Number of Employees

Sie benötigen qualifizierte Mitarbeiter in den VAE, die tatsächlich an der IP-Wertschöpfung beteiligt sind. Ein reiner Buchhalter genügt nicht.

Bewährte Struktur für SaaS-Unternehmen:

  • Technical Director (Vollzeit, lokal resident)
  • Product Manager (kann remote arbeiten, aber offiziell VAE-basiert)
  • Business Development (für MENA-Region)

Distribution & Service Centre für E-Commerce

E-Commerce-Unternehmer haben es einfacher. Als Distribution Centre müssen Sie primär nachweisen:

  1. Management und Kontrolle des Distributionsprozesses
  2. Logistik-Koordination (auch wenn Fulfillment in EU/US)
  3. Kundenbetreuung und After-Sales-Service
  4. Inventory Management und Procurement

Praktische Umsetzung: Ein Amazon FBA-Seller kann die Produktbeschaffung, Qualitätskontrolle und Markenentwicklung in Dubai koordinieren, während die physischen Produkte weiterhin über EU-Fulfillment laufen.

ESR-Compliance Dokumentation

Die VAE-Behörden verlangen ab 2024 detaillierte ESR-Reports. Dokumentieren Sie daher proaktiv:

  • Employment Records: Arbeitsverträge, Visa-Status, tatsächliche Präsenz
  • Board Minutes: Regelmäßige Meetings mit Entscheidungsprotokollen
  • Expenditure Records: Alle VAE-bezogenen Betriebsausgaben
  • Activity Records: Nachweis der CIGA-Aktivitäten
  • Assets Documentation: Büroausstattung, IT-Systeme, IP-Registrierungen

Ein professioneller ESR-Report sollte die wirtschaftliche Realität Ihrer VAE-Präsenz überzeugend darstellen – nicht nur die rechtlichen Mindestanforderungen erfüllen.

Praktische Auswirkungen für deutsche Unternehmer – Konkrete Szenarien

Die theoretischen Regelungen werden erst durch konkrete Anwendungsfälle greifbar. Betrachten wir typische Szenarien deutscher VAE-Unternehmer.

Szenario 1: SaaS-Startup mit 500K€ ARR

Ein Berliner Software-Gründer betreibt eine B2B-SaaS-Plattform über eine Dubai Internet City Free Zone Company.

Ausgangslage:

  • 500.000 Euro Annual Recurring Revenue
  • 300.000 Euro Betriebskosten (Marketing, Server, Personal Deutschland)
  • 200.000 Euro Gewinn vor VAE-Struktur

Optimale VAE-Struktur:

  • Anstellung eines Technical Directors in Dubai (80.000 Euro)
  • Co-Working-Space und Meeting-Räume (8.000 Euro)
  • MENA-Marketing-Budget über VAE-Entity (30.000 Euro)
  • Compliance und Advisory (15.000 Euro)

Steuerliches Ergebnis:

Position Deutschland VAE (QFZP)
Gewinn vor Steuern 200.000 € 67.000 €
Corporate Tax 60.000 € (30%) 0 € (QFZP)
Persönliche Steuer auf Dividende 37.500 € (26,375%) 0 €
Netto nach Steuern 102.500 € 67.000 €

Ergebnis: Trotz geringerer Nettozahlen in den VAE schafft die Struktur Grundlagen für skaliertes Wachstum ohne Steuerlast bei steigenden Umsätzen.

Szenario 2: Performance Marketing Agentur

Eine etablierte Online-Marketing-Agentur mit deutscher Kundschaft erwägt den VAE-Umzug.

Ausgangslage:

  • 1.200.000 Euro Umsatz
  • 800.000 Euro Adspend und variable Kosten
  • 150.000 Euro Personalkosten Deutschland
  • 250.000 Euro Gewinn

VAE-Struktur mit Economic Substance:

  • Business Development Manager Dubai (60.000 Euro)
  • Büroräume in DMCC (12.000 Euro)
  • MENA-Marktentwicklung (50.000 Euro)
  • Deutsche Mitarbeiter als VAE-Consultants (100.000 Euro)

Corporate Tax Berechnung:

Gewinn nach zusätzlichen VAE-Kosten: 28.000 Euro

Da unter AED 375.000 (ca. 94.000 Euro): 0% Corporate Tax

Die Agentur zahlt keine Corporate Tax und kann gleichzeitig ihr deutsches Team weiter beschäftigen – jetzt als externe Berater der VAE-Entität.

Szenario 3: E-Commerce mit EU-Fulfillment

Ein Amazon FBA-Seller mit eigenem DTC-Shop strukturiert sich optimal in den VAE.

Herausforderung: Non-Qualifying Income vermeiden

Verkäufe an deutsche Privatkunden könnten als Non-Qualifying Income gelten, wenn sie über eine VAE-Website abgewickelt werden.

Lösung: Dual-Entity-Struktur

  • VAE Free Zone Company: Brand-IP, Amazon-Wholesale, B2B-Verkäufe
  • Deutsche UG/GmbH: Direkter DTC-Verkauf an deutsche Endkunden
  • Lizenzgebühren: Deutsche Entity zahlt IP-Lizenz an VAE-Company

Durch diese Struktur bleibt der Großteil der Margen (IP-Lizenzierung) in der steuerfreien VAE-Struktur, während nur der operative DTC-Gewinn in Deutschland versteuert wird.

Compliance-Aufwand und Kosten im Überblick

Der administrative Mehraufwand variiert stark je nach Geschäftsmodell:

Geschäftsmodell Jährlicher Compliance-Aufwand Geschätzte Kosten
Pure SaaS (B2B) ESR-Report, Corporate Tax Return 15.000 – 25.000 €
E-Commerce ESR-Report, VAT-Registration möglich 20.000 – 35.000 €
Consulting/Coaching Basis ESR-Report 10.000 – 20.000 €
IP-Heavy Business Ausführlicher ESR, Transfer Pricing 30.000 – 50.000 €

Compliance und Meldepflichten ab 2024 – Ihr Fahrplan

Mit der Einführung der Corporate Tax entstehen neue Compliance-Verpflichtungen. Bereiten Sie sich rechtzeitig vor, um Strafen und Nachzahlungen zu vermeiden.

Corporate Tax Return – Erstmals fällig 2025

Alle VAE-Unternehmen müssen ab 2025 erstmals eine Corporate Tax Return einreichen – auch bei 0% Steuerlast.

Wichtige Fristen:

  • Registrierung: Bis spätestens 3 Monate nach Geschäftsjahrende
  • Tax Return: 9 Monate nach Geschäftsjahrende
  • Zahlung: Bei Steuerschuld innerhalb 9 Monate

Für Unternehmen mit Kalenderjahr bedeutet das:

Deadline Verpflichtung Konsequenz bei Versäumnis
31. März 2024 CT-Registrierung für 2023 Geldstrafe ab Tag 1
30. September 2025 Erste CT-Return für 2024 Geldstrafe + Zinsen
Fortlaufend Quarterly Payments (bei Steuerschuld) Zinsen auf Nachzahlungen

Economic Substance Reporting

ESR-Reports sind weiterhin jährlich fällig – auch für Free Zone Companies mit QFZP-Status.

ESR-Berichtspflicht nach Relevance:

  • No Relevant Activities: Einfacher Negativbericht
  • Relevant Activities mit niedrigem Einkommen: Basis-ESR
  • High-Risk IP Business: Ausführlicher ESR mit CbC-Report

Die ESR-Deadline bleibt bei 12 Monaten nach Geschäftsjahrende. Versäumnisse führen zu Geldstrafen von AED 10.000 bis AED 50.000.

IFRS-Compliance und Buchführung

Die Corporate Tax basiert auf IFRS-konformen Abschlüssen. Deutsche Unternehmer müssen ihre Buchführung entsprechend anpassen.

Wesentliche IFRS-Unterschiede zu HGB:

Bereich HGB IFRS
Abschreibungen Steuerlich orientiert Nutzungsdauer-basiert
Rückstellungen Vorsichtsprinzip Wahrscheinlichkeits-basiert
Immaterielle Werte Aktivierungswahlrecht Aktivierungspflicht bei Kriterien
Währungsumrechnung Niederstwertprinzip Fair Value

Praktische Implementierung:

Viele deutsche Unternehmer nutzen Cloud-Buchhaltung mit IFRS-Templates:

  • Xero: IFRS-konforme Templates verfügbar
  • QuickBooks: International Version mit IFRS-Optionen
  • NetSuite: Vollständige IFRS-Compliance, aber kostenintensiv
  • Lokale Anbieter: Tally, SANAD oft VAE-spezifisch optimiert

Transfer Pricing Documentation

Bei konzerninternen Transaktionen werden Transfer Pricing-Dokumentationen erforderlich. Dies betrifft deutsche Unternehmer mit:

  • Deutschen Gesellschafter-Gesellschaften
  • Service-Agreements zwischen VAE und Deutschland
  • IP-Lizenzierung an deutsche Entitäten
  • Cost-Sharing-Agreements

Safe Harbor Regelungen nutzen:

Die VAE bieten vereinfachte Transfer Pricing-Regeln für kleinere Unternehmen:

  • Management Fee: Bis zu 5% der Kosten als Markup
  • Distribution Margins: 3-5% auf Umsätze
  • IP-Lizenzgebühren: Marktübliche Sätze je nach Branche

Diese Safe Harbors reduzieren den Dokumentationsaufwand erheblich und bieten Rechtssicherheit.

Strategische Empfehlungen und Handlungsoptionen – Ihr Weg zur optimalen Struktur

Die neue Corporate Tax erfordert eine Neubewertung bestehender VAE-Strukturen. Hier finden Sie konkrete Handlungsempfehlungen je nach Ihrer aktuellen Situation.

Für bestehende VAE-Unternehmer: Sofortige Maßnahmen

Wenn Sie bereits eine VAE-Gesellschaft betreiben, sollten Sie umgehend Ihren QFZP-Status sicherstellen.

Checkliste für bestehende Free Zone Companies:

  1. License Review: Prüfen Sie, ob Ihre Lizenz alle geplanten Aktivitäten abdeckt
  2. Substance Assessment: Bewerten Sie Ihre aktuelle Economic Substance
  3. Income Classification: Kategorisieren Sie Ihre Einkommensströme (qualifying vs. non-qualifying)
  4. Documentation Audit: Sammeln Sie alle Belege für VAE-Präsenz seit 2023
  5. Tax Registration: Registrieren Sie sich bis zur Deadline bei der FTA

Schnelle Substance-Optimierung:

Falls Ihre aktuelle Substanz unzureichend ist, können Sie kurzfristig nachbessern:

  • Local Director Appointment: Ernennen Sie einen qualifizierten lokalen Director
  • Office Upgrade: Wechseln Sie von einem virtuellen zu einem physischen Büro
  • Activity Documentation: Dokumentieren Sie alle zukünftigen Geschäftsentscheidungen in den VAE
  • Banking Centralization: Leiten Sie Zahlungsströme über Ihr VAE-Konto

Für potenzielle VAE-Auswanderer: Optimale Eingangsstrategien

Deutsche Unternehmer, die 2024/2025 in die VAE expandieren möchten, haben den Vorteil, ihre Struktur von Beginn an Corporate Tax-optimal zu gestalten.

Die Day One QFZP-Strategie:

Phase Timeline Maßnahmen
Vorbereitung Monate 1-2 Free Zone Selection, Visa-Antrag, Banking-Vorbereitung
Incorporation Monat 3 Gesellschaftsgründung, Lizenzierung, Büro-Setup
Substance Building Monate 4-6 Local Hire, Operational Setup, Process Documentation
Business Transfer Monate 7-12 Schrittweise Verlagerung der Geschäftstätigkeit

Free Zone Selection Matrix:

Die Wahl der richtigen Free Zone beeinflusst Ihre Corporate Tax-Optimierung erheblich:

Free Zone Beste für QFZP-Vorteile Besonderheiten
Dubai Internet City SaaS, Tech-Startups Starke IP-Unterstützung Niedrige Setup-Kosten
DMCC Trading, E-Commerce Flexible Lizenzierung Beste Banking-Optionen
DIFC Fintech, Consulting Common Law System Hohe Reputation
ADGM Asset Management Regulatorische Sandbox Abu Dhabi-basiert

Kosten-Nutzen-Analyse verschiedener Strukturen

Die optimale Struktur hängt von Ihrem Umsatzvolumen und Geschäftsmodell ab.

Breakeven-Analyse:

  • Unter 300.000 Euro Gewinn: VAE-Struktur meist nicht wirtschaftlich
  • 300.000 – 500.000 Euro: Grenzbereich, abhängig von Steuerersparnis vs. Setup-Kosten
  • Über 500.000 Euro: VAE-Struktur fast immer vorteilhaft

Total Cost of Ownership (TCO) Vergleich:

Kostenart Deutschland (500K Gewinn) VAE QFZP (500K Gewinn)
Unternehmenssteuern 150.000 € 0 €
Persönliche Steuern 93.750 € 0 €
Setup-Kosten (einmalig) 5.000 € 25.000 €
Laufende Compliance 8.000 € 25.000 €
Lebenshaltungskosten Δ 0 € +15.000 €
Jährliche Ersparnis 176.750 €

Risikomanagement und Exit-Strategien

Planen Sie von Beginn an mögliche Änderungen im Steuerrecht oder Ihrer persönlichen Situation.

Politische und rechtliche Risiken:

  • Änderung der QFZP-Regelungen: Diversifizierung auf mehrere Jurisdiktionen
  • OECD-Druck: Mindeststeuer-Implementierung möglich
  • Deutsche CFC-Regelungen: Bei über 6-monatigem Deutschland-Aufenthalt

Flexible Strukturen implementieren:

Gestalten Sie Ihre VAE-Struktur so, dass sie anpassungsfähig bleibt:

  • Modularer Aufbau: Verschiedene Entities für verschiedene Geschäftsbereiche
  • Portable Assets: IP und Daten sollten leicht transferierbar sein
  • Multiple Banking: Konten in verschiedenen Jurisdiktionen
  • Documentation: Vollständige Dokumentation aller Strukturen

Timeline für 2024/2025 Action Items

Abhängig von Ihrer aktuellen Situation sollten Sie folgende Meilensteine beachten:

Q1 2024 (Unmittelbar):

  • Corporate Tax Registration für bestehende Unternehmen
  • Substance Assessment und Quick Wins implementieren
  • Professional Advisory Team zusammenstellen

Q2-Q3 2024 (Aufbau):

  • Vollständige ESR-Compliance etablieren
  • IFRS-Buchhaltung implementieren
  • Transfer Pricing-Dokumentation erstellen

Q4 2024 – Q1 2025 (Optimierung):

  • Erste Corporate Tax Return vorbereiten
  • Struktur-Optimierung basierend auf ersten Erfahrungen
  • Langfristige Strategie für 2025+ entwickeln

Häufig gestellte Fragen (FAQ)

Muss ich als Free Zone Company automatisch Corporate Tax zahlen?

Nein, Free Zone Companies können als Qualifying Free Zone Person weiterhin 0% Corporate Tax zahlen, wenn sie ausschließlich Qualifying Income generieren und adequate substance in den VAE nachweisen.

Was passiert, wenn ich teilweise Geschäfte mit VAE-Kunden mache?

Einkommen aus Geschäften mit VAE-Residenten gilt als Non-Qualifying Income und unterliegt der 9% Corporate Tax. Sie können jedoch eine gemischte Struktur führen, bei der nur der Non-Qualifying Anteil besteuert wird.

Wie viele Tage muss ich persönlich in den VAE verbringen?

Es gibt keine spezifische Mindestanzahl von Tagen für den Gesellschafter. Entscheidend ist die adequate substance des Unternehmens – das bedeutet echte Geschäftstätigkeit und Entscheidungsfindung in den VAE.

Kann ich mein deutsches Team weiter beschäftigen?

Ja, Sie können deutsche Mitarbeiter als externe Berater oder Service-Provider für Ihre VAE-Company beschäftigen. Wichtig ist, dass die wichtigsten Geschäftsentscheidungen in den VAE getroffen werden.

Was kostet eine Corporate Tax-konforme VAE-Struktur pro Jahr?

Die Gesamtkosten variieren zwischen 25.000-50.000 Euro jährlich, abhängig von der Komplexität Ihres Geschäftsmodells. Darin enthalten sind Lizenzgebühren, Bürokosten, lokales Personal, Compliance und professionelle Beratung.

Wann muss ich mich für Corporate Tax registrieren?

Die Registrierung muss spätestens 3 Monate nach Ende des ersten Geschäftsjahres erfolgen, in dem Corporate Tax anfällt (also spätestens 31. März 2024 für Unternehmen mit Kalenderjahr).

Gilt die Corporate Tax auch für Einzelunternehmer?

Nein, natürliche Personen (Sole Proprietorships) sind von der Corporate Tax befreit. Die VAE erheben weiterhin keine Einkommensteuer auf Privatpersonen.

Kann ich von der 9% Corporate Tax zur QFZP-Befreiung wechseln?

Ja, Sie können Ihre Struktur anpassen, um QFZP-Status zu erlangen. Dies erfordert meist einen Wechsel in eine Free Zone und den Aufbau ausreichender Economic Substance.

Was passiert bei Verstößen gegen Economic Substance Requirements?

Verstöße können zu Geldstrafen von AED 10.000 bis AED 50.000 führen. Bei schwerwiegenden Verstößen kann der QFZP-Status entzogen werden, wodurch die volle Corporate Tax anfällt.

Sind die VAE-Regelungen OECD-konform?

Ja, die Corporate Tax wurde eingeführt, um OECD BEPS-Standards zu erfüllen. Die VAE haben sich verpflichtet, internationale Steuerstandards einzuhalten, was die Rechtssicherheit der Strukturen erhöht.

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