Die Einführung der Corporate Tax in den Vereinigten Arabischen Emiraten zum 1. Juni 2023 hat die Steuerplanung für deutsche Unternehmer fundamental verändert. Was jahrzehntelang als steuerfreies Paradies galt, unterliegt nun differenzierten Regelungen, die Ihre Dubai-Strategie maßgeblich beeinflussen können.

Besonders relevant ist diese Entwicklung für Sie, wenn Sie bereits konkrete Pläne verfolgen, Ihr Unternehmen in die VAE zu verlagern. Die gute Nachricht vorab: Mit der richtigen Struktur bleiben 0% Steuern weiterhin möglich. Die Herausforderung liegt jedoch im Detail der neuen Bestimmungen.

Dieser Artikel beleuchtet systematisch, welche Auswirkungen die Corporate Tax auf verschiedene Geschäftsmodelle hat und welche praktischen Schritte Sie jetzt ergreifen sollten. Dabei werden wir sowohl die Chancen als auch die gestiegenen Compliance-Anforderungen transparent analysieren.

Corporate Tax Einführung 2023: Was sich fundamental geändert hat

Am 1. Juni 2023 trat in den VAE erstmals eine Körperschaftsteuer in Kraft. Diese Corporate Tax beträgt einheitlich 9% auf Gewinne über 375.000 AED (etwa 102.000 Euro) und gilt grundsätzlich für alle in den Emiraten ansässigen Unternehmen.

Der Paradigmenwechsel ist erheblich. Während zuvor jede Geschäftstätigkeit in den VAE vollständig steuerfrei war, müssen Sie nun zwischen verschiedenen Jurisdiktionen und Unternehmenstypen differenzieren.

Die wichtigsten Eckdaten der neuen Regelung

Die Corporate Tax gilt für alle Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Juni 2023 beginnen. Sollte Ihr Geschäftsjahr beispielsweise am 1. Januar beginnen, greift die Steuer erst ab dem 1. Januar 2024.

Entscheidend ist dabei der Begriff der steuerlichen Ansässigkeit. Ein Unternehmen gilt als in den VAE ansässig, wenn es dort gegründet wurde oder von dort aus geleitet wird. Diese Definition hat weitreichende Konsequenzen für deutsche Geschäftsführer, die remote operieren möchten.

Ausnahmen und Sonderregelungen im Überblick

Nicht alle Aktivitäten unterliegen der neuen Steuer. Qualifying Free Zone Persons können weiterhin von 0% Corporate Tax profitieren, sofern sie bestimmte Bedingungen erfüllen. Diese Ausnahme bildet das Herzstück der neuen Strategie für deutsche Unternehmer.

Natürliche Personen bleiben grundsätzlich von der Corporate Tax befreit. Das bedeutet: Ihre persönliche Einkommensteuer bleibt weiterhin bei 0%, unabhängig von der Höhe Ihrer Einkünfte. Dieser Vorteil macht Dubai nach wie vor attraktiv für Einzelunternehmer und Freiberufler.

VAE Steuerregeln im Detail: 9% Corporate Tax und ihre Ausnahmen

Die 9% Corporate Tax treffen nicht jeden gleich hart. Das VAE-Steuersystem operiert mit einem Freibetrag von 375.000 AED pro Jahr, was aktuell etwa 102.000 Euro entspricht. Erst Gewinne oberhalb dieser Schwelle unterliegen der Besteuerung.

Für ein deutsches SaaS-Unternehmen mit 500.000 Euro Jahresgewinn bedeutet dies konkret: Die ersten 102.000 Euro bleiben steuerfrei, auf die verbleibenden 398.000 Euro fallen 9% an – also etwa 35.820 Euro Corporate Tax.

Berechnung der effektiven Steuerbelastung

Die effektive Steuerbelastung liegt damit deutlich unter den deutschen Verhältnissen. Bei einem Gewinn von 500.000 Euro beträgt die effektive Rate etwa 7,2% statt der 30%+ in Deutschland. Dieser Vorteil verstärkt sich bei höheren Gewinnen, da der Freibetrag absolut konstant bleibt.

Jahresgewinn Corporate Tax VAE Effektive Rate Vergleich Deutschland (ca.)
200.000 € 8.820 € 4,4% 60.000 €
500.000 € 35.820 € 7,2% 150.000 €
1.000.000 € 80.820 € 8,1% 300.000 €
2.000.000 € 170.820 € 8,5% 600.000 €

Besonderheiten bei der Gewinnermittlung

Die Gewinnermittlung folgt internationalen Standards (IFRS), nicht deutschen Steuerregeln. Dies kann sowohl Vor- als auch Nachteile haben. Beispielsweise sind Abschreibungen oft großzügiger möglich, während bestimmte deutsche Sonderabzüge wegfallen.

Besonders relevant für Tech-Unternehmen: Ausgaben für Forschung und Entwicklung können oft vollständig als Betriebsausgaben geltend gemacht werden. Dies reduziert die steuerliche Belastung erheblich.

Free Zone vs. Mainland: Wo zahlen Sie welche Steuern?

Die Wahl zwischen Free Zone und Mainland wird durch die Corporate Tax noch komplexer. Während beide Strukturen grundsätzlich der 9%-Steuer unterliegen, gibt es für Free Zone Companies eine entscheidende Ausnahme: den Status als Qualifying Free Zone Person.

Diese Unterscheidung ist fundamental für Ihre Steuerplanung. Free Zone Companies können unter bestimmten Bedingungen weiterhin 0% Corporate Tax zahlen, Mainland Companies haben diese Option nicht.

Qualifying Free Zone Person: Die Bedingungen im Detail

Um als Qualifying Free Zone Person zu gelten, müssen Sie vier Kernkriterien erfüllen:

  • Registrierung in einer qualifizierten Free Zone: Nicht alle Free Zones qualifizieren sich automatisch. Die meisten etablierten Free Zones wie DIFC, ADGM oder DMCC sind jedoch zugelassen.
  • Adequate Substance: Sie müssen ausreichend wirtschaftliche Substanz in den VAE nachweisen. Dies bedeutet in der Praxis: Büro, lokale Mitarbeiter und echte Geschäftstätigkeit vor Ort.
  • Qualifying Income: Mindestens 95% Ihres Einkommens muss als qualifizierend gelten. Hierzu zählen Einkünfte aus Geschäftstätigkeiten innerhalb der Free Zone oder aus dem Ausland.
  • No Mainland Business: Sie dürfen keine wesentlichen Geschäfte im VAE-Mainland betreiben. Ein lokaler Distributionspartner ist hingegen oft zulässig.

Diese Kriterien sind streng zu befolgen. Ein Verstoß gegen auch nur eines dieser Kriterien führt zur vollständigen Corporate Tax-Pflicht.

Free Zone Auswahl strategisch betrachten

Nicht jede Free Zone eignet sich gleich gut für Ihr Geschäftsmodell. DIFC und ADGM bieten beispielsweise Vorteile für Finanzdienstleister, während DMCC stärker auf Trading ausgerichtet ist.

Für deutsche Tech-Unternehmer haben sich insbesondere diese Free Zones bewährt:

  • DIFC (Dubai International Financial Centre): Ideal für FinTech, SaaS und Consulting. Hohe Reputation, aber auch höhere Kosten (ab 15.000 EUR jährlich).
  • DMCC (Dubai Multi Commodities Centre): Flexibel für verschiedene Geschäftsmodelle, moderate Kosten (ab 8.000 EUR jährlich).
  • Dubai Internet City: Speziell für Tech-Unternehmen konzipiert, sehr gute Infrastruktur.
  • ADGM (Abu Dhabi Global Market): Alternative zu Dubai, oft günstiger, aber weniger zentral gelegen.

Qualifying Free Zone Person: Der Schlüssel zu 0% Steuern

Der Status als Qualifying Free Zone Person ist der wichtigste Hebel, um auch nach 2023 weiterhin 0% Corporate Tax zu zahlen. Doch die Anforderungen sind präzise zu erfüllen und werden streng überwacht.

Das Qualifying Income-Kriterium ist dabei besonders tückisch. 95% Ihres Einkommens müssen aus qualifizierenden Quellen stammen. Was qualifiziert sich?

Was als Qualifying Income gilt

Grundsätzlich qualifizieren sich alle Einkünfte, die Sie außerhalb des VAE-Mainland erzielen. Für deutsche Unternehmer bedeutet dies konkret:

  • Internationale Kunden: Alle Umsätze mit Kunden außerhalb der VAE (also auch deutsche Kunden) gelten als Qualifying Income.
  • Free Zone zu Free Zone: Geschäfte zwischen verschiedenen Free Zone Unternehmen qualifizieren sich ebenfalls.
  • IP-Lizenzierung: Lizenzgebühren für geistiges Eigentum, das außerhalb der VAE genutzt wird.
  • Online-Services: Digitale Dienstleistungen an internationale Kunden.

Problematisch wird es bei Mainland-Geschäften. Verkaufen Sie Produkte oder Dienstleistungen an VAE-Mainland-Kunden, gefährden Sie Ihren Qualifying Status.

Die 5%-Regel strategisch nutzen

Die Regelung erlaubt bis zu 5% Non-Qualifying Income. Diese 5% können Sie strategisch nutzen, um dennoch begrenzt im VAE-Mainland tätig zu werden.

Beispiel: Bei einem Jahresumsatz von 1 Million Euro dürfen Sie 50.000 Euro aus Mainland-Geschäften erzielen, ohne Ihren Qualifying Status zu verlieren. Dies reicht oft für lokale Pilotprojekte oder Testmärkte.

Dokumentation und Nachweis

Die VAE-Steuerbehörden werden diese Kriterien streng prüfen. Sie benötigen eine lückenlose Dokumentation aller Einkommensquellen. Empfehlenswert ist ein separates Controlling-System, das automatisch zwischen Qualifying und Non-Qualifying Income unterscheidet.

Praktisch bedeutet dies: Ihre Buchhaltung muss von Beginn an darauf ausgelegt sein, diese Unterscheidung zu treffen. Viele deutsche Unternehmer unterschätzen diesen Dokumentationsaufwand.

Economic Substance VAE: Substanznachweis in der Praxis

Die Economic Substance-Anforderungen sind verschärft worden und treffen besonders deutsche Unternehmer, die remote arbeiten möchten. Adequate Substance bedeutet mehr als nur eine Briefkastenadresse.

Die VAE-Behörden fordern konkrete Nachweise für echte Geschäftstätigkeit vor Ort. Diese Anforderungen variieren je nach Art Ihres Geschäfts und dem angestrebten Steuerstatus.

Mindestanforderungen für verschiedene Geschäftsmodelle

Für SaaS und Tech-Unternehmen gelten folgende Mindeststandards:

  • Büroräume: Ein echtes Büro mit physischer Adresse ist Pflicht. Co-Working-Spaces reichen oft nicht aus, insbesondere bei höheren Umsätzen.
  • Lokale Mitarbeiter: Mindestens ein qualifizierter Mitarbeiter mit VAE-Residenz. Bei höheren Umsätzen werden mehrere Vollzeitkräfte erwartet.
  • Geschäftsführung vor Ort: Regelmäßige Präsenz der Geschäftsführung in den VAE. Als Richtwert gelten mindestens 90 Tage pro Jahr.
  • Wesentliche Entscheidungen: Wichtige Geschäftsentscheidungen müssen in den VAE getroffen werden. Dies muss dokumentiert werden (Protokolle, Unterschriftsorte).

Für E-Commerce und Online-Handel kommen zusätzliche Anforderungen hinzu:

  • Lagerhaltung: Bei physischen Produkten wird oft eine lokale Lagerhaltung oder Logistikpartnerschaft erwartet.
  • Kundenservice: Lokale Kundenbetreuung, zumindest für die Region, stärkt die Substanz-Argumentation.
  • Marketing-Aktivitäten: Nachweisbare Marketing- und Vertriebsaktivitäten von den VAE aus.

Kostenfaktor Economic Substance

Diese Substanz-Anforderungen verursachen erhebliche Kosten. Ein realistisches Budget für ein mittleres Tech-Unternehmen umfasst:

Kostenpunkt Jährliche Kosten (EUR) Einmalige Kosten (EUR)
Büroräume (100-200 qm) 25.000 – 50.000 10.000 – 20.000
Lokaler Manager/Director 40.000 – 80.000 5.000 – 10.000
Zusätzliche Mitarbeiter (2-3) 60.000 – 120.000
IT-Infrastruktur lokal 8.000 – 15.000 15.000 – 30.000
Compliance und Beratung 15.000 – 25.000 10.000 – 20.000

Diese Kosten relativieren die Steuerersparnis erheblich. Erst ab einem Gewinn von etwa 300.000-500.000 Euro jährlich wird die Dubai-Struktur wirtschaftlich sinnvoll.

Prüfung und Durchsetzung

Die VAE-Steuerbehörden führen regelmäßige Substanz-Prüfungen durch. Diese umfassen oft unangekündigte Bürobesuche, Mitarbeiterinterviews und die Prüfung von Geschäftsdokumenten.

Besonders kritisch bewertet werden deutsche Unternehmer, die erkennbar ihr operatives Geschäft weiterhin von Deutschland aus führen. E-Mail-Verläufe, Reiseaktivitäten und Entscheidungsdokumentation werden genau analysiert.

Auswirkungen auf deutsche Geschäftsmodelle: Von SaaS bis E-Commerce

Die neuen Steuerregeln treffen verschiedene Geschäftsmodelle unterschiedlich hart. Während manche Branchen weiterhin von nahezu steuerfreien Strukturen profitieren können, werden andere deutlich stärker belastet.

Besonders relevant ist die Unterscheidung zwischen B2B-Software, B2C-Services und physischen Produkten. Jede Kategorie bringt spezifische Herausforderungen mit sich.

SaaS und Tech-Unternehmen: Weiterhin privilegiert

Software-as-a-Service Unternehmen können die neuen Regelungen oft zu ihrem Vorteil nutzen. Ihre internationale Kundenstruktur und die digitale Natur des Geschäfts erfüllen fast automatisch die Qualifying Income-Kriterien.

Ein deutsches SaaS-Unternehmen mit 80% internationalen Kunden und 20% deutschen Kunden kann problemlos den Qualifying Status erreichen. Die deutschen Kunden gelten als ausländische Kunden aus VAE-Sicht.

Herausforderungen entstehen jedoch bei der Substanz-Anforderung. Reine Cloud-Businesses müssen oft künstlich lokale Strukturen aufbauen, um die Economic Substance zu erfüllen.

Performance Marketing und Agenturen: Neue Komplexität

Online-Marketing-Agenturen stehen vor besonderen Herausforderungen. Ihre Geschäftsmodelle basieren oft auf Provisionen und schwankenden Einnahmen, was die 95%-Regel erschwert.

Problematisch kann auch die Kundenstruktur werden. Betreuen Sie VAE-Mainland-Unternehmen, gefährden Sie Ihren Qualifying Status. Eine klare Abgrenzung der Zielgruppen wird notwendig.

Dennoch bleiben die VAE für Performance-Marketer attraktiv. Die 0% Einkommensteuer auf persönliche Einkünfte und die flexiblen Visa-Regelungen kompensieren oft die gestiegene Komplexität.

Coaching und Consulting: Dokumentation wird entscheidend

Coaches und Consultants profitieren weiterhin stark von der Dubai-Struktur, müssen jedoch ihre Dokumentation professionalisieren. Die Unterscheidung zwischen lokalen und internationalen Kunden muss lückenlos nachverfolgbar sein.

Besonders bei Online-Coaching-Programmen ist die geografische Zuordnung von Kunden oft komplex. Deutsche Teilnehmer eines Online-Kurses gelten als ausländische Kunden, VAE-Residents hingegen nicht.

Die Empfehlung: Separate Pricing-Strukturen für verschiedene Märkte einführen. Dies erleichtert sowohl die steuerliche als auch die geschäftliche Abgrenzung.

E-Commerce und Amazon FBA: Physische Präsenz erforderlich

E-Commerce-Seller stehen vor den größten Anpassungen. Die Kombination aus physischen Produkten und internationalem Handel erschwert sowohl die Qualifying Income- als auch die Substanz-Nachweise.

Amazon FBA-Seller können jedoch von der neuen Struktur profitieren, wenn sie ihre Markenrechte und das IP in den VAE konzentrieren. Lizenzgebühren aus internationalen Märkten qualifizieren sich als Qualifying Income.

Die praktische Umsetzung erfordert oft eine Trennung zwischen operativem Handel (weiterhin in Deutschland) und IP-Verwaltung (VAE). Diese Struktur ist komplex, aber steuerlich sehr effizient.

Compliance und Buchhaltungspflichten: IFRS wird Pflicht

Mit der Corporate Tax kommen umfangreiche neue Compliance-Pflichten auf deutsche Unternehmer zu. Die wichtigste Änderung: Die Buchhaltung muss nach internationalen Standards (IFRS) erfolgen, nicht nach deutschen Vorschriften.

Diese Umstellung betrifft nicht nur die Gewinnermittlung, sondern auch die laufende Buchführung. Viele deutsche Unternehmer unterschätzen den damit verbundenen Aufwand und die Kosten.

IFRS vs. deutsches Steuerrecht: Die wichtigsten Unterschiede

Die Unterschiede zwischen IFRS und deutschen Steuerregeln sind erheblich und können Ihre Steuerbelastung deutlich beeinflussen:

  • Abschreibungen: IFRS erlaubt oft flexiblere Abschreibungsmethoden. Software und IT-Equipment können häufig schneller abgeschrieben werden.
  • Rückstellungen: Strengere Kriterien für Rückstellungen können zu höheren ausgewiesenen Gewinnen führen.
  • Währungsumrechnung: Bei internationalen Geschäften entstehen neue Bewertungsregeln für Fremdwährungsgeschäfte.
  • Immaterielle Vermögenswerte: Markenrechte und Software werden anders bewertet als in Deutschland.

Besonders relevant für Tech-Unternehmen: Entwicklungskosten können unter IFRS oft aktiviert werden, während sie in Deutschland sofort als Aufwand gelten. Dies kann die Gewinne in den ersten Jahren deutlich glätten.

Registrierung und Anmeldepflichten

Alle steuerpflichtigen Unternehmen müssen sich bis spätestens drei Monate nach Ende des ersten steuerpflichtigen Jahres registrieren. Für Kalenderjahr-Unternehmen, deren erstes steuerpflichtiges Jahr 2024 ist, läuft die Frist also bis Ende März 2025.

Die Registrierung erfolgt über das neue Portal der Federal Tax Authority (FTA). Folgende Unterlagen werden benötigt:

  • Handelslizenz und Gesellschaftsvertrag
  • Nachweis der wirtschaftlichen Tätigkeit
  • Details zu Gesellschaftern und Geschäftsführung
  • Geschäftsmodell-Beschreibung
  • Erste Gewinn- und Verlustrechnung (IFRS)

Laufende Steuererklärungen und Zahlungen

Die Corporate Tax-Erklärung muss innerhalb von neun Monaten nach Ende des Geschäftsjahres eingereicht werden. Für Kalenderjahr-Unternehmen bedeutet dies eine Abgabefrist bis Ende September des Folgejahres.

Zusätzlich werden quartalsweise Vorauszahlungen erwartet, sobald die Steuerbelastung 20.000 AED (etwa 5.400 Euro) pro Jahr übersteigt. Diese Vorauszahlungen basieren auf der Schätzung des laufenden Jahresgewinns.

Strafen und Säumniszuschläge

Die VAE verhängen empfindliche Strafen bei Verstößen gegen die Steuervorschriften:

Verstoß Strafe Zusätzliche Konsequenzen
Verspätete Registrierung 10.000 AED Tägliche Penalty von 1.000 AED
Verspätete Steuererklärung 5.000 AED Zinsen auf Nachzahlungen
Unvollständige Unterlagen 3.000 AED Nachforderungsverfahren
Steuerhinterziehung Bis zu 300% der Steuer Strafverfahren möglich

Diese Strafen können schnell die gesparte Steuer übersteigen. Eine professionelle Beratung und systematische Compliance sind daher unerlässlich.

Praktische Handlungsempfehlungen für Ihren Dubai-Move

Angesichts der neuen Regelungen müssen Sie Ihre Dubai-Strategie grundlegend überdenken. Die folgenden Handlungsempfehlungen basieren auf praktischen Erfahrungen mit den neuen Bestimmungen seit Juni 2023.

Zunächst sollten Sie ehrlich prüfen, ob Dubai überhaupt noch die richtige Lösung für Ihr Geschäftsmodell ist. Die gestiegenen Compliance-Kosten und Substanz-Anforderungen machen die Struktur erst ab einer gewissen Unternehmensgröße wirtschaftlich sinnvoll.

Schritt 1: Geschäftsmodell-Analyse durchführen

Führen Sie eine detaillierte Analyse Ihres aktuellen Geschäftsmodells durch. Folgende Fragen sind dabei entscheidend:

  • Kundenstruktur: Wie hoch ist der Anteil internationaler vs. deutscher Kunden? Können Sie die 95%-Regel einhalten?
  • Gewinnmarge: Rechtfertigt Ihre aktuelle Profitabilität die Substanz-Kosten von 150.000-300.000 Euro jährlich?
  • Operatives Modell: Lässt sich Ihr Geschäft sinnvoll in die VAE verlagern, oder würden Sie weiterhin hauptsächlich aus Deutschland operieren?
  • Wachstumspläne: Plant Sie ein Wachstum, das die Dubai-Struktur mittelfristig rechtfertigt?

Als Faustregel gilt: Bei Gewinnen unter 300.000 Euro jährlich ist Dubai seit 2023 meist nicht mehr wirtschaftlich. Die Steuerersparnis wird durch die gestiegenen Kosten aufgezehrt.

Schritt 2: Free Zone Auswahl strategisch angehen

Falls Dubai weiterhin sinnvoll ist, wählen Sie Ihre Free Zone sehr bewusst aus. Verschiedene Free Zones haben unterschiedliche Stärken:

  • Für SaaS/Tech: DIFC oder Dubai Internet City bieten die beste Infrastruktur und Reputation, sind aber teurer.
  • Für E-Commerce: DMCC ist flexibler und kosteneffizienter, besonders für Trading-Aktivitäten.
  • Für Consulting: ADGM kann eine kostengünstige Alternative sein, ist aber von Abu Dhabi aus schwerer erreichbar.
  • Für Content Creator: Dubai Production City oder Dubai Media City bieten branchenspezifische Vorteile.

Beachten Sie dabei nicht nur die Gründungskosten, sondern auch die laufenden Gebühren und Substanz-Anforderungen. Diese variieren erheblich zwischen den Free Zones.

Schritt 3: Substanz-Strategie entwickeln

Entwickeln Sie von Beginn an eine klare Substanz-Strategie. Diese sollte über das rechtliche Minimum hinausgehen und echte Geschäftstätigkeit in den VAE widerspiegeln.

Bewährte Ansätze umfassen:

  • Schrittweise Verlagerung: Beginnen Sie mit einem lokalen Sales Manager und bauen Sie schrittweise weitere Funktionen auf.
  • Regionale Strategie: Nutzen Sie Dubai als Hub für die MENA-Region (Middle East & North Africa). Dies rechtfertigt natürlich eine lokale Präsenz.
  • Innovation vor Ort: Verlagern Sie R&D-Aktivitäten oder Innovation Labs nach Dubai. Dies stärkt die Substanz-Argumentation erheblich.
  • Partnerschaften: Kooperationen mit lokalen Universitäten oder anderen Unternehmen schaffen zusätzliche Substanz.

Schritt 4: Compliance-System etablieren

Etablieren Sie von Tag eins ein professionelles Compliance-System. Dies umfasst:

  • IFRS-konforme Buchhaltung: Wechseln Sie zu einem IFRS-fähigen Buchhaltungssystem. Deutsche Software wie DATEV ist meist nicht geeignet.
  • Qualifying Income Tracking: Implementieren Sie ein System, das automatisch zwischen qualifizierenden und nicht-qualifizierenden Einkünften unterscheidet.
  • Dokumentation: Führen Sie alle wichtigen Geschäftsentscheidungen, Reisen und Meetings lückenlos.
  • Professional Support: Engagieren Sie lokale Steuerberater und Compliance-Experten. Die Kosten von 15.000-25.000 Euro jährlich sind gut investiert.

Schritt 5: Timing und Übergangsplanung

Planen Sie Ihren Umzug strategisch. Das optimale Timing hängt von Ihrem Geschäftsjahr und der aktuellen Situation ab:

  • Geschäftsjahr-Beginn: Starten Sie Ihre VAE-Struktur idealerweise zu Beginn eines neuen Geschäftsjahres. Dies vereinfacht die Steuerberechnung erheblich.
  • Vorlaufzeit: Planen Sie mindestens 6-9 Monate Vorlaufzeit für die vollständige Etablierung Ihrer Struktur.
  • Parallelbetrieb: Führen Sie anfangs beide Strukturen parallel, um Risiken zu minimieren und Erfahrungen zu sammeln.
  • Deutsche Beendigung: Beenden Sie Ihre deutsche Steuerpflicht erst, wenn die VAE-Struktur vollständig etabliert und getestet ist.

Die Übergangszeit ist kritisch. Fehler in dieser Phase können sowohl zu deutscher als auch zu VAE-Steuerpflicht führen – eine teure Doppelbesteuerung.

Fazit: Dubai bleibt attraktiv, aber selektiver

Die Einführung der Corporate Tax hat Dubai nicht unattraktiv gemacht, aber selektiver. Während die goldenen Jahre des komplett steuerfreien Geschäfts vorbei sind, bieten die VAE weiterhin erhebliche Steuervorteile für die richtige Zielgruppe.

Entscheidend ist eine realistische Einschätzung Ihrer Situation. Dubai funktioniert 2025 primär für etablierte, profitable Unternehmen mit internationaler Ausrichtung. Startup-Gründer oder kleinere Unternehmen sollten alternative Strukturen prüfen.

Die gestiegenen Compliance-Anforderungen bedeuten auch: Dubai ist kein Selbstläufer mehr. Sie benötigen professionelle Beratung, systematische Planung und oft auch operative Anpassungen Ihres Geschäftsmodells.

Wer jedoch bereit ist, diese Herausforderungen anzunehmen, kann weiterhin von einer effektiven Steuerbelastung unter 10% profitieren – kombiniert mit 0% Einkommensteuer, flexiblen Visa-Regeln und der dynamischen Wirtschaftsatmosphäre Dubais.

Die Entscheidung für Dubai sollte 2025 auf fundierten Zahlen basieren, nicht auf übertriebenen Steueroptimierungsträumen. Mit der richtigen Vorbereitung bleibt Dubai eine der attraktivsten Destinationen für internationale Unternehmer – nur eben unter veränderten Vorzeichen.

Häufige Fragen zu den neuen VAE-Steuerregeln

Wann genau trat die Corporate Tax in den VAE in Kraft?

Die Corporate Tax gilt für alle Geschäftsjahre, die am oder nach dem 1. Juni 2023 beginnen. Unternehmen mit Kalenderjahr zahlen daher erst ab dem Geschäftsjahr 2024 Corporate Tax.

Gilt die 9% Corporate Tax für alle Unternehmen in den VAE?

Nein, die 9% gelten nur für Gewinne über 375.000 AED (etwa 102.000 Euro). Qualifying Free Zone Persons können weiterhin 0% zahlen, wenn sie alle Kriterien erfüllen.

Was bedeutet Qualifying Free Zone Person konkret?

Eine Free Zone Company, die mindestens 95% qualifizierendes Einkommen erzielt, ausreichend wirtschaftliche Substanz in den VAE hat und keine wesentlichen Mainland-Geschäfte betreibt.

Welche Free Zones qualifizieren sich für den 0%-Status?

Die meisten etablierten Free Zones wie DIFC, ADGM, DMCC und Dubai Internet City sind qualifiziert. Eine vollständige Liste veröffentlicht die Federal Tax Authority regelmäßig.

Muss ich auch als Einzelperson Steuern in den VAE zahlen?

Nein, die Corporate Tax betrifft nur Unternehmen. Natürliche Personen zahlen weiterhin 0% Einkommensteuer, unabhängig von der Höhe ihrer Einkünfte.

Was passiert, wenn ich gegen die Economic Substance-Regeln verstoße?

Verstöße führen zum Verlust des Qualifying Status und damit zur vollen 9% Corporate Tax. Zusätzlich können Strafen und eine verschärfte Überwachung folgen.

Kann ich Deutsche Kunden haben und trotzdem 0% Steuern zahlen?

Ja, deutsche Kunden gelten aus VAE-Sicht als ausländische Kunden und zählen zum Qualifying Income. Problematisch sind nur VAE-Mainland-Kunden.

Wie hoch sind die Gesamtkosten für eine compliant Dubai-Struktur?

Rechnen Sie mit 150.000-300.000 Euro jährlich für Büro, Mitarbeiter, Compliance und Beratung. Diese Kosten machen Dubai erst ab höheren Gewinnen wirtschaftlich sinnvoll.

Muss die Buchhaltung nach deutschen Standards erfolgen?

Nein, die VAE verlangen IFRS-konforme Buchhaltung. Deutsche Steuerregeln sind nicht anwendbar, was Vor- und Nachteile haben kann.

Gibt es Übergangsregelungen für bestehende Free Zone Companies?

Nein, alle Free Zone Companies müssen ab ihrem ersten steuerpflichtigen Geschäftsjahr die neuen Kriterien erfüllen. Es gibt keine Grandfather-Klauseln oder Bestandsschutz.

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